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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aguilas; Aguilera; Agulhas; Agurtschinsche Insel; Aguti; Agynie; Ägypten; Ägypten (Lage und Grenzen); Ägypten (Name)

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Aguilas – Ägypten (Name, Lage und Grenzen)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aguilar (Grace)'

lagen und in verschiedenen Ausgaben oft gedruckt worden sind und ihren Weg in alle Unterrichtsanstalten und vornehmen Familienkreise Englands fanden. Sie vertrat überall die Lehren christl. Moral, blieb aber mit Wärme dem Glauben ihrer Väter zugethan, wie «Spirit of Judaism» (1842), «Women of Israel» (2 Bde., Lond. 1845), «The Jewish faith» (ebd. 1847), «Sabbath thoughts and sacred communings» (1851), die Novelle «The martyrs, or the vale of cedars» (1850: deutsch als «Maria Henriquez Morales», Oldenb. 1856; neue Ausg. u. d. T. «Das Cedernthal», 1857; deutsch mit Vorwort von Piza, Magdeb. 1860) und «Days of Bruce, a story from Scottish history» (1852) beweisen. Eine Sammlung kurzer «Home scenes and heart studies» erschien 1853, eine Gesamtausgabe ihrer Werke (8 Bde.) London 1861.

Aguilas (spr. ágilas) oder San Juan de las Aguilas, rasch emporblühende Hafenstadt im Distrikt Lorca der span. Provinz Murcia, unweit der Grenze von Granada, malerisch am Fuße eines hohen, weit in das Meer vorspringenden und mit einem Fort gekrönten Felsenbergs, hat (1887) 10042 E., Schmelzhütten, in denen die silberhaltigen Blei- und Kupfererze der benachbarten Sierra Almagrera und anderer Gruben verschmolzen werden, und ist ein Hauptausfuhrplatz des Bleies, des Esparto und der Soda von Murcia, so daß der sehr gute Hafen fortwährend von vielen Schiffen besucht wird.

Aguilera (spr. agiléra), Ventura Ruiz, span. Lyriker, genannt «der span. Béranger», geb. 2. Nov. 1820 in Salamanca, studierte daselbst Medizin, widmete sich seit 1843 in Madrid der Poesie und der polit. Journalistik, wurde Direktor des Archäologischen Museums und starb daselbst 1. Juli 1881. Die von ihm herausgegebenen oder unterstützten Zeitungen zeichneten sich durch Kühnheit und Schärfe aus. In ihnen, in den «Ecos nacionales» betitelten Gedichten und in «Satyras» ruft er das span. Volk nachdrücklich zur Erhebung auf, für die er selbst mehrmals kämpfte. Unter liberalen Ministerien bekleidete er Verwaltungsposten. A.s Gedichte übten starken Einfluß auf die Zeit; poetisch am wertvollsten sind «Elegias» (1862; deutsch in Fastenraths «Das Buch meiner span. Freunde», Bd. 2, Lpz. 1871). Andere Sammlungen sind «Veladas poéticas», «Armonías y cantares», «La Arcadia moderna», die gedankenvolle «Leyenda de nochebuena» (1872; deutsch bearbeitet von Fastenrath als «Stimmen der Weihnacht», Lpz. 1880); Sammlungen der Prosaschriften, meist kurzer Novellen: «Proverbios ejemplares», «Proverbios comicos», «Cuentos del dia», «Limones agrios» und «El mundo al revés». Von dramat. Versuchen sind zu nennen: «Camino de Portugal», «La limosna y el perdon» und «Flor marchita». «Obras Completas» erschienen 1873 (Madrid). Auswahlen der Gedichte als «Inspiraciones» 1865 und «Poesias» 1880.

Agulhas (spr. agúljas), Cabo Agulhas, gewöhnlich Kap Lagulhas oder Lagullas, d. i. Nadelkap, die Südspitze Afrikas, in 140 m Höhe, 155 km südöstlich vom Kap der Guten Hoffnung, am Ende einer vom Kaplande ausgehenden Landzunge, trägt einen Leuchtturm unter 34° 49' südl. Br. und 20° östl. L. von Greenwich. Von der Saldanhabai breitet sich südlich und ostwärts bis zur Mündung des Keiskama eine Sandbank mit einer durchschnittlichen Breite von 100 km aus, welche ungefähr unter dem 36.° südl. Br. eine konische Form annimmt ↔ und bei einer mittlern Wasserhöhe von 112 bis 130 m plötzlich in Tiefen von 340 bis 380 m hinabstürzt. Diese submarine Terrasse, Nadelbank (Banco de A. oder Lagulhas-Bank) genannt und wegen der geringen Tiefe gefährlich, drängt auch die aus dem Indischen in den Atlantischen Ocean flutende Meeresströmung, den sog. Kapstrom (Agulhas-Current oder Great Lagullas-Stream der engl. Schiffer), nach Süden ab; hierdurch werden, in Verbindung mit dem Monsun, die von jeher berüchtigten Brandungen und zahlreiche Schiffbrüche veranlaßt.

Agurtschinsche Insel, s. Ogurtschinsche Insel.

Aguti (Dasyprocta) oder Goldhase, eine Gattung hasenähnlicher Nager, die in Südamerika und auf den Antillen sehr verbreitet ist und durch hohe, dreizehige Hinterbeine und kurze, fünfzehige Vorderbeine, kleinen, nackten Schwanzstummel und schnellen Lauf zwar dem Hasen ähnelt, aber durch die häutigen, nackten, runden Ohren, die nackten Sohlen, die breiten, hufähnlichen Nägel, die groben, straffen Haare und die Bezahnung (vier Backzähne oben und unten) eher in die Nähe der Meerschweinchen, in die Familie der sog. Halbhufer gehört. Es sind harmlose, scheue, meist am Rücken mehr braun, an den Seiten und dem Bauche goldgelb gefärbte Tiere, die von Pflanzen, aber auch von Insekten und kleinen Wirbeltieren leben, jung eingefangen sich leicht zähmen lassen, sonst aber ganz so gejagt werden wie Hasen. Das Fleisch kommt jedoch dem des Hasen bei weitem nicht gleich; es ist weiß und hat oft widerlich scharfen Moschusgeruch. Die bekannteste Art ist das gemeine A. (Dasyprocta Aguti Desm.; s. Tafel: Nagetiere III, Fig. 1), das man in den meisten Tiergärten Europas antrifft, wo es sich oft fortpflanzt. Für 30 M. ist es käuflich.

Agynie (grch.), Unbeweibtheit; agynisch, unbeweibt; von Pflanzen: ohne Pistill, griffellos.

Ägypten (lat. Aegyptus; frz. Egypte; engl. Egypt; ital. Egitto; arab. Masr), türk. Vasallenstaat in Nordostafrika, in früherer Zeit nur die Bezeichnung für das untere Nilthal vom ersten Katarakt an bis zum Mittelmeer.

Name. Der Name ist griech. Ursprungs; die einheimische Benennung war Kemet (kopt., Keme in oberägypt., Chemi in unterägypt. Aussprache), d. i. «schwarz». Es wurde demnach Ä. als das «Schwarze Land» bezeichnet wegen des schwarzen, angeschwemmten fruchtbaren Bodens im Nilthale, im Gegensatze zur hellfarbigen Wüste und dem «roten» Lande am Roten Meer. Die Hebräer nannten Ä. Masōr oder Misraim und hiernach (in der mosaischen Völkertafel) einen Sohn des Cham Misraim; die altpers. Keilinschriften nennen es Mudrâja. Der griech. Name Aigyptos findet sich schon bei Homer, aber noch nicht für das Land, sondern für den Nilfluß, der erst bei Hesiod Neilos heißt. Aus dem Ägyptischen läßt sich der Name Aigyptos nicht erklären.

Lage und Grenzen. Das Land Ä. (im engern histor. Sinne) liegt zwischen 24° 5' und 31° 35' nördl. Br. und reicht von 28° 50' bis 34° 41' östl. L. von Greenwich; administrativ gehört zum heutigen Ä. die nordnub. Uferstrecke bis Wadihalfa unter 22° nördl. Br. Im N. bespült seine Küste das Mittelmeer, im O. das Rote Meer, an dessen nördl. Ende das Land durch den Isthmus von Sues mit der Sinaihalbinsel in Verbindung steht, die ebenfalls zu Ä. gehört; gegen Syrien zieht die Grenze von El-Arisch am Mittelmeer südwärts. Die Westgrenze zieht sich vom Golf von Solum (Katabathmos

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 228.