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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Agtstein; Agŭa; Aguacate; Aguādo; Agŭas-Caliëntes; Agudios Seilebenen; Aguesseau; Aguilar

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Agtstein – Aguilar

denen erstere den Umwohnern seit Jahrhunderten als Zufluchtsort bekannt war, die letztere aber erst 1825 von Emmerich Vasz, der auch die Höhle 1829 vermessen hat, und weiter 1856 durch den Naturforscher Adolf Schmidl entdeckt wurde. Beide Höhlen zusammen haben eine Länge von 5,8 km und sind in 16 Stunden zu durchwandern, während die wichtigsten Räume der alten in 4‒5 Stunden besichtigt werden können; die Länge der untersuchten Seitengänge beträgt 2,15 km. (Die Adelsberger Grotte hat 4,17, die Planinagrotte 5,713 km Länge.) Die Agteleker Höhle dehnt sich vorzugsweise in wagrechter Richtung aus, und in ihr sammelt sich das Wasser des Sziliczer Plateaus, unter dem sie sich befindet. Sie ist reich an Überresten urweltlicher Tierknochen und an Spuren der ältesten menschlichen Ansiedelungen in dieser Gegend, die nach den Untersuchungen des Barons J. Nyáry («Die Agteleker Höhle als Begräbnisort», Budapest 1881, in ungar. Sprache) eine sehr reiche prähistor. Fundstätte darbietet. – Vgl. Schmidl, Die Baradla-Höhle bei A. (Wien 1857); Siegmeth, Kurzgefaßter Führer für Kaschau, das Abauj-Torna-Gömörer Höhlengebiet und die ungar. Ostkarpaten (Kaschau 1886).

Agtstein, s. Bernstein.

Agŭa oder Volcan de Agua, d. i. Wasservulkan, großer Vulkan im mittelamerik. Freistaate Guatemala, unter 14° 27′ nördl. Br. und 90° 45′ westl. L. von Greenwich, von Wäldern umgeben, unweit der Stadt Escuintla, 37 km von Neu-Guatemala, liegt am Rande des Tafellandes und ragt als zweithöchster Gipfel (4120 m) Centralamerikas in die Schneeregion hinein. Es ist ein von Obsidianmassen umgebener Trachytkegel, der seinen Namen davon erhalten hat, daß ihm eine im Sept. 1541 eingetretene große Überschwemmung zugeschrieben wurde, welche Vieja-Guatemala zerstörte. Der Krater hat 75 m im Durchmesser, ist aber jetzt unthätig.

Aguacate, s. Persea.

Aguādo, Alexandre Maria, Pariser Bankier, geb. 29. Juni 1784 zu Sevilla, stammte aus einer jüd. Familie. Zur Zeit des Spanischen Unabhängigkeitskrieges kämpfte er mit Auszeichnung auf seiten der Afrancesados (s. d.), stieg in der franz. Armee zum Obersten und Adjutanten Soults, nahm aber 1815 den Abschied und gründete in Paris ein Bankgeschäft. A. negociierte mehrere span. Anleihen, wobei er die ihm verliehene unbeschränkte Vollmacht zur Rettung Spaniens vom Staatsbankrott benutzte. Alle von seinem Hause ausgegangenen span. Papiere erhielten den Namen Aguados. Auch die griech. Anleihe von 1834 kam durch ihn zu stande. Ferdinand Ⅶ. verlieh ihm wegen seiner Verdienste um die Austrocknung der Moräste an der Mündung des Guadalquivir den Titel eines Marques de las Marismas del Guadalquivir. Er hinterließ bei seinem Tode, 14. April 1842 zu Gijon, ein Vermögen von mehr als 60 Mill. Frs. und eine ausgezeichnete Gemäldesammlung; über diese vgl. Gavard, Galerie Aguado (4 Bde., Par. 1839‒47).

Agŭas-Caliëntes. 1) Staat im Innern der Republik Mexiko, erst 1853 aus Teilen des Staates Zacatecas gebildet, grenzt im N., im O. und im W. an Zacatecas, im S. an den Staat Jalisco und hat 6095 qkm und (1892) 140180 E. (meist Azteken), d. i. 23 auf 1 qkm. Die Oberfläche ist teils eben, ein Plateau von etwa 1900 m mittlerer Höhe, teils gebirgig, besonders im nordöstl. Teile, der von der Sierra del Laurel (mit dem 3091 m hohen Laurel) und der Sierra del Pinal, Zweigen der Sierra Madre, eingenommen wird. Das Klima gilt als mild und gesund. Der Boden ist sehr fruchtbar und liefert vorzügliches Getreide und Hülsenfrüchte, im westl. Teile auch tropische Früchte. Der Mineralreichtum scheint dagegen nicht bedeutend zu sein; die wenigen Gruben liefern geringen Ertrag an Silber und andern Metallen. – 2) Hauptstadt des mexik. Staates A., am Nebenflüßchen Aguas des Rio Grande de Santiago, in 1890 m Höhe in einem weiten Thale, mit mildem Klima, ist regelmäßig gebaut, hat (1889) 32355 E., viele öffentliche Plätze, 13 Kirchen und Kapellen, ein Hospital, ein Beaterio oder Korrektionshaus für das weibliche Geschlecht, sehr ergiebigen Garten- und Feldbau, bedeutende Fabrikation baumwollener Rebozos. Die Stadt, zur span. Zeit sehr blühend, hat seit der Revolution gelitten. Ihre Lage an der Kreuzung zweier großer Straßen, der von Mexiko nach Sonora und Durango und der von San Luis-Potosi nach Guadalarara, macht sie zu einem Verkehrsmittelpunkt und noch gegenwärtig ist sie für den Handel der Binnenprovinzen von Bedeutung. Jährlich wird zu A. eine große Messe abgehalten, die 24. Dez. beginnt und 14 Tage dauert. Ihren Namen hat die Stadt von den in ihrer Umgebung befindlichen zahlreichen Thermen, von denen die bedeutendste, Baño la Contera, 5 km südwestlich, eine Temperatur von 37,5° C. hat, aber nicht gefaßt ist, wahrend mehrere andere, 2,5 km östlich von der Stadt, von denen die wärmste 40° C. aufweist, zu Bädern benutzt werden. A. ist durch Eisenbahn mit Mexiko und dem Norden verbunden. Eine Zweigbahn führt von A. nach Salinas und San Luis-Potosi und von dort weiter nach Tampico.

Agudios Seilebenen, s. Seilebenen.

Aguesseau, Henri François d’, s. Daguesseau.

Aguilar (spr. agilár). 1) A. de la Frontera, Distriktsstadt (Villa) in der span. Provinz Cordoba in Andalusien, auf vier Hügeln, am Cabra, einem kleinen Zuflusse des Genil, in einer weiten, fruchtbaren mit Weingärten bedeckten Ebene, die vorzügliche Weine (Montilla) erzeugt, unweit der großen fischreichen Seen Zoñar und Rincon und an der Linie Cordoba-Malaga der Andalus. Bahnen, hat (1887) 12451 E., eine schöne Pfarrkirche, ein Kastell aus maur. Zeit. Die Klosterkirche Sta. Clara besitzt wertvolle Gemälde berühmter span. Meister. In der Nähe Salzquellen. – 2) A. de Campoo, Stadt (Villa) im Distrikt Cervera di Pisuerga der span. Provinz Palencia (Altcastilien), im obern Thale des Pisuerga und an der Linie Venta de Baños-Alar del Rey-Santander der Span. Nordbahn, hat (1887) 1382 E., ein Schloß der Marquis von Villatorre, lat. Schule und jährlich vier berühmte Märkte.

Aguilar (spr. ägilar), Grace, engl. Schriftstellerin, Tochter eines jüd. Kaufmanns, dessen Vorfahren aus Spanien nach England geflohen waren, geb. 2. Juni 1816 zu Hackney, auf einer Reise nach Bad Schwalbach gest. 16. Sept. 1847 in Frankfurt a. M., verfaßte 12 J. alt ein Drama «Gustavus Vasa» und trat schon 1835 mit der Gedichtsammlung «The magic wreath» hervor. Es folgten die innerlich zusammenhängenden häusliche Erziehung und Mutterliebe behandelnden Erzählungen «Home influence» (deutsch Lpz. 1858; 2. Aufl. 1873), «The mother’s recompense» (deutsch ebd. 1859; 2. Aufl. 1881) und «Woman’s friendship» (1851; deutsch, 2. Aufl., ebd. 1880), die in vielfachen Auf- ^[folgende Seite]