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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ait.; Aiton; Aitzĕma; Aiwalyk; Aiwasówski; Aiwaz; Aix

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Ait. - Aix.

Ait., bei botan. Namen Abkürzung für W. Aiton (s. d.).

Aiton (spr. eht'n), William, Botaniker, geb. 1731 bei Hamilton in Schottland, bildete sich im Chelseagarten und wurde 1759 Vorsteher des botanischen Gartens zu Kew, den er mit rastlosem Eifer, von königlicher Freigebigkeit unterstützt, zu dem reichsten in der Welt erhob. Er starb 1. Febr. 1793 in Kew. Sein "Hortus Kewensis" (Lond. 1789, Bd. 1-3 mit Abbildungen) enthält die Beschreibung von 6000 Pflanzen, worunter 14 neue Gattungen und fast 500 neue Arten sich befinden. Kürze, Genauigkeit und Sicherheit der Charakteristik machen dieses Werk zum Muster. Der Sohn und Nachfolger Aitons, William Townsend A. (geb. 2. Febr. 1766 zu Kew, gest. 9. Okt. 1849 daselbst), lieferte 1810-13 eine neue Ausgabe des "Hortus" in 5 Bänden.

Aitzĕma, Lieuwe (Leo) van, niederländ. Geschichtsforscher, geb. 19. Nov. 1600 zu Dokkum in Friesland, widmete sich dem Studium der Politik und Staatswissenschaften und bekleidete 30 Jahre lang die Stelle eines Residenten der hanseatischen Städte im Haag; starb 23. Febr. 1669 daselbst. Mit Fleiß und Umsicht sammelte er alle wichtigen, die Geschichte seiner Zeit betreffenden Urkunden und Aktenstücke, reihte dieselben im Original und in holländischer Übersetzung aneinander und lieferte so, erzählend und jene Aktenstücke erläuternd, ein ebenso interessantes wie wichtiges Quellenwerk, welches die glänzendste Periode der niederländischen Geschichte von 1621 bis 1668 behandelt. Es ist betitelt: "Saken van staat en oorlogh, in ende omtrent de vereenigde Nederlanden" (Haag 1655-71, 15 Bde.; das. 1669-72, 7 Bde.).

Aiwalyk, Hafenstadt im türk. Wilajet Chodawendikjâr in Kleinasien, am Busen von Edremid, bis 1821 eine rein griechische Stadt, wurde im genannten Jahr von den Türken wegen Teilnahme der Einwohner am Befreiungskampf verwüstet, später aber wieder aufgebaut und zählt jetzt 35,000 zumeist griech. Einwohner. A. hat ein Gymnasium und andre Unterrichtsanstalten und treibt bedeutende Olivenzucht und Ölhandel, auch Schiffbau.

Aiwasówski, 1) Gawril Konstantinowitsch, russ. Orientalist, geb. 22. Mai 1812 zu Feodosia auf der Halbinsel Krim aus armenischer Familie, studierte im Kloster der Mechitaristen zu St. Lazarus bei Venedig, wirkte dann daselbst als Lehrer der orientalischen Sprachen, der Philosophie und Theologie, wurde 1848 Studiendirektor am armenischen Kloster zu Paris und gründete später das neue armenische Kloster zu Grenelle bei Paris. Er schrieb in armenischer Sprache einen "Abriß der Geschichte Rußlands" (Vened. 1836) und eine "Geschichte des türkischen Reichs" (das. 1841, 2 Bde.). Auch war er Hauptmitarbeiter an Auchers großem armenischen Wörterbuch und gab eine armenische wissenschaftliche Zeitschrift: "Pozmaweb" (Polyhistor), und eine armenisch-französische Revue: "La colombe du Massis" (Par. 1855), heraus.

2) Iwan Konstantinowitsch, russ. Marinemaler, geb. 7. Juli 1817 zu Feodosia in der Krim, wurde Schüler der Petersburger Akademie, bildete sich dann weiter unter Tanner und dem Schlachtenmaler Sauerweid (gest. 1844) und bereiste einen großen Teil Europas und des Orients. In seinen Marinen zeigt er eine glückliche Erfindungsgabe, eine große Virtuosität in der Wiedergabe der Töne des Wassers und der Bewegung der Wellen sowie eine elegante Pinselführung; aber fast immer strebt er nach glänzendem, oft krassem Effekt in der Beleuchtung, wodurch sein Kolorit grell und abstoßend wird. Die Darstellung der aufgeregten Elemente gelingt ihm weniger als die des ruhigen Meers. Zu den bedeutendsten seiner Effektbilder gehören: Mondscheinlandschaft in der Krim, Sonnenaufgang in Venedig, Sonnenuntergang am Schwarzen Meer, Ansicht von Kertsch, Sonnenaufgang über dem Meer, die Schöpfung und die Sündflut (die beiden letztern im Museum der Eremitage zu Petersburg), Konstantinopel im Mondschein und andre aus dem Kaukasus und Armenien. Gänzlich mißlungen war ein kolossales Bild des Durchzugs der Israeliten durchs Rote Meer (1874). Seit 1847 lebt er als Hofmaler und Professor in Feodosia.

Aiwaz, Name christlicher, meist armen. Diener im Haushalt türkischer Großen, denen alle Arbeit obliegt, welche der mosleminische Diener verschmäht. Der A. gelangt durch seine große Servilität oft zu bedeutendem Vermögen.

Aix, s. Enten.

Aix (spr. ähks oder ähs), 1) (A. en Provence) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Rhônemündungen, liegt nördlich von Marseille, an der Lyoner Bahn, in einer schönen, fruchtbaren Ebene und zerfällt in einen alten und einen neuern Stadtteil, beide durch den Cours, einen schönen Boulevard mit den bedeutendsten Hotels und Kaufläden, getrennt, und in die Vorstadt. Unter den Gebäuden der von ihrer frühern Bedeutung herabgesunkenen Stadt sind die alte Kathedrale St.-Sauveur mit einem von acht antiken Säulen getragenen Baptisterium (1858 restauriert) und interessantem Altarbild, die gotische Kirche St.-Jean de Malte (aus dem 13. Jahrh.) und ein Stadthaus mit altem Uhrturm die interessantesten. A. zählt (1881) 23,887 Einw., die sich vornehmlich mit Olivenkultur, Kohlenbergbau und Seidenzucht beschäftigen. Für Olivenöl besonders ist es einer der ersten Handelsplätze im S. Frankreichs. Die Thermalquellen von A. standen im Altertum in hohem Ruf. Das jetzige Badeetablissement, mit einer reichen Quelle von 35° C., soll an der Stelle der alten römischen Bäder stehen, ist aber sehr wenig besucht. A. ist Sitz eines Erzbischofs und eines Appellhofs, hat eine Universität mit drei Fakultäten (1409 errichtet, 1882 mit 26 Lehrern und 391 Studierenden), ein Lyceum, eine Kunst- und Gewerbeschule, eine Bibliothek von 100,000 Bänden und 1200 Manuskripten sowie ein Museum von Antiken. A., das alte Aquae Sextiae, ward 123 v. Chr. von dem Prokonsul Gnäus Sextius Calvinus wegen der dort entdeckten warmen Quellen gegründet und nach ihm benannt. Im Mittelalter war es Residenz der Grafen der Provence, die Wiege der provençalischen Poesie, der Sitz der Liebeshöfe, aber auch mit seiner Hauptheiligen Maria Magdalena, die ihre spätern Tage hier verlebt haben soll, ein Mittelpunkt kirchlichen Legendenreichtums. A. ist Geburtsort des Historikers Mignet und des Botanikers Adanson. Auf der Ebene zwischen A. und Arles breitet sich das Schlachtfeld aus, wo Marius 102 v. Chr. die Teutonen schlug.

2) (A. les Bains) Stadt im franz. Departement Savoyen, Arrondissement Chambéry, unweit des Sees Bourget, 11 km nördlich von Chambéry, wo die Eisenbahnen nach Lyon und Annecy sich teilen, mit (1876) 2689 Einw. Der Ort ist berühmt durch seine warmen Schwefelquellen, welche unter dem Namen Aquae Gratianae oder Domitianae schon zur Zeit der Römer bekannt waren. Ihr Wasser ist vollkommen klar, hat merklichen Schwefelwasserstoffgeruch sowie eine Temperatur von 45 und 46° C. und wird, teils als Getränk, teils in Douchenform,