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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Allioni; Allitteration; Allium; Allm; Allmende

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Allioni - Allmende

Allioni, Carlo, Botaniker, s. All.

Allitteration (neulat.), der Gleichklang, der durch gleichen Anfangslaut mehrerer Wörter entsteht, wie er sich z. B. gern in sprichwörtlichen Wendungen findet: Stock und Stein, Wind und Wetter, Kind und Kegel, bitter und böse u. s. w. (gesammelt bei J. Grimm, Rechtsaltertümer, 6 fg.). Bei manchen Völkern, so z. B auch bei den Finnen, ist die A., dann auch Buchstabenreim, Stabreim genannt, zu regelmäßiger Verwendung in der Poesie gelangt, namentlich in der ältern german. Dichtung, wo sie mit dem Losen durch Runenstäbe (s. Runen und Los) und der fast ausschließlich auf den Stammsilben ruhenden logischen Betonung der german. Sprachen zusammenhängt. In ihr war es Regel, daß in jeder Langzeile (s. d.) die erste Hälfte zwei oder einen reimenden Anfangslaut, die zweite nur einen und diesen im vordern Teile der Kurzzeile enthielt, und zwar sind es die stärkst betonten, bedeutungsvollsten Worte, die die A. tragen; die anlautenden Vokale reimen alle untereinander, die Lautgruppen st, sp, sk (unser sch) jede nur für sich. Mehr als 3 Stäbe in der Langzeile beruhen auf Entartung oder Zufall. In der nordischen Dichtkunst heißen die A. der ersten Vershälfte Stollen, die der zweiten der Hauptstab, zusammen die Liedstäbe. Ein Beispiel altdeutscher A. giebt der Vers aus dem Hildebrandslied: garutun se iro güdhamun, - gurtun sih iro swért ana^[gárutun se íro gűdhámun, - gúrtun sih iro swért ána] (sie bereiteten sich ihre Kampfgewänder, gürteten sich ihre Schwerter an). Den neuerdings behaupteten Ursprung der deutschen A. aus dem Latein widerlegt die A. der alten Namen von Verwandten, z. B. Istväonen, Erminonen, Ingväonen, schon bei Tacitus. Aus der eigentlich deutschen Poesie verschwand die A. im 9. Jahrh., während sie in der altenglischen neben dem Endreim bis ins 16. Jahrh., auf Island heute noch fortdauert. Auch mehrere neuere deutsche Dichter haben sie angewendet, z. B. Fouqué in "Sigurd", W. Jordan (s. d.) in seinen "Nibelungen", R. Wagner in mehrern Musikdramen. Doch vermochten sie nicht der abgestorbenen Form neues Leben einzuhauchen. Gelegentlich gebrauchen die A. Bürger, Goethe, Rückert ("Roland der Riese") u. a. zur Sprachmalerei neben dem Endreim, wie es auch im Mittelalter geschah, ohne Endreim K. Lappe ("Die Frostnacht") und Cl. Brentano ("Ramiro"). - Vgl. Lachmann, A., im 1. Bde. seiner "Kleinen Schriften"; Vetter, Über die german. Allitterationspoesie (Wien 1872); Rieger in der "Zeitschrift für deutsche Philologie", Bd. 7; Möller, Zur althochdeutschen Allitterationspoesie (Kiel 1888); Fuhr, Die Metrik des westgerman. Allitterationsverses (Marb. 1892).

Allium L., Lauch, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit gegen 250 Arten größtenteils in Europa, Nordafrika, im mittlern Asien und in Nordamerika; Zwiebelgewächse mit grundständigen, meist sehr schmalen und nicht selten röhrenförmigen Blättern, einfachem Blütenschaft, der die kleinen gewöhnlich unansehnlichen Blüten in der Regel in dicht gedrängter endständiger Dolde trägt. Bei einzelnen Arten kommen zwischen den Blüten kleine Brutzwiebelchen vor. Alle hierher gehörigen Arten zeichnen sich durch einen eigentümlichen für diese Gattung charakteristischen Geruch aus, der von einem bestimmten schwefelhaltigen Öle, dem sog. Knoblauchöle, oder ähnlichen Substanzen herrührt. Zahlreiche Arten der Gattung A. sind seit sehr langer Zeit wichtige Kulturpflanzen. Ihre Heimat ist nicht bestimmt zu nennen. Der Knoblauch (s. d.), A. sativum L., ist wahrscheinlich in den Kirgisensteppen einheimisch und von da in sehr früher Zeit zu den orient. Völkern gebracht worden, denn bereits die Juden und Ägypter brauchten denselben als Gewürz und Gemüse; auch bei den Griechen und Römern war der Knoblauch eine beliebte Speise. Ebenso ist die Zwiebel (s. d.) oder Zipolle (A. Cepa L.) eine uralte Kulturpflanze, die gleichfalls nicht mehr wild wachsend vorkommt und wahrscheinlich aus Persien und Afghanistan stammt. Sie wird in zahlreichen Varietäten kultiviert. Ferner sind zu erwähnen: Winterlauch oder Winterzwiebel (A. fistulosum L.), der den alten Völkern unbekannt war und aus den Baikalgegenden nach Europa gekommen ist; der eigentliche Lauch oder Porree (s. d., A. Porrum L.), der schon im Altertum bekannt war, die Schalotte (s. d., A. ascalonicum L.), die wohl nur eine Varietät von A. Cepa ist und während der Kreuzzüge von Palästina (daher der Name von Askalon) nach Deutschland gebracht sein soll; der Schnittlauch (s. A. schoenoprasum L.), der auch jetzt noch in Europa, dem nördl. Asien bis nach Kamtschatka und auch in Nordamerika am Huronsee wild vorkommt; der Schlangenlauch (A. scorodoprasum L.), auch Rokambolle genannt, ausgezeichnet durch größere Brutzwiebeln (s. Figur), gleichfalls noch in Europa einheimisch; Rokambolle heißt auch noch eine andere Art, die sog. Perlzwiebel (A. ophioscorodon Don) aus Ägypten, wohl nur eine Varietät von A. sativum. Unter den in Deutschland einheimischen Arten sind noch hervorzuheben der auf höhern Gebirgen wachsende Allermannsharnisch oder Alpenlauch, Bergalraun (A. victorialis L.) und der hier und da in schattigen Wäldern vorkommende Bärenlauch (A. ursinum L.); letzterer ist besonders in der Umgebung von Leipzig in den Auenwäldern wegen seines unangenehmen Geruches ein lästiges Unkraut, während er im übrigen Deutschland nur sporadisch auftritt. Von blumistischem Wert sind A. azureum Ledeb. aus Sibirien mit himmelblauen, A. Moly L. aus Südeuropa mit gelben Blumen; ferner das prächtige, neuerdings aus der Dsongarei eingeführte rosenrot blühende A. Ostrowskianum Rgl. und das nordamerik. A. fragrans Vent., alles Freilandgewächse. Zartere, nur für Kalthäuser geeignete Arten sind A. acuminatum Hook. aus Kalifornien und A. neapolitanum Cyr. aus Südeuropa: sie blühen schon zu Ende des Winters.

Allm., naturwissenschaftliche Abkürzung für Allman, Georges James, Präsident der Linnean Society zu London, untersuchte hauptsächlich Moostierchen und Polypen.

Allmende (schwed. allmaenning; norweg. alminding), ein mit "allgemein" zusammenhängendes Wort, im Mittelalter auch in den Formen Almeinde, Almand, Almge u. a. vorkommend, ist die Bezeichnung für gewisse Reste des altgerman. Gemeindeeigentums am Grund und Boden (s. Markgenossenschaften, Grundeigentum), Reste, die sich