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Amygdalitis – Amymone
Amygdalitis (grch.), Mandelentzündung, Mandelbräune.
Amyklä, altachäische Stadt in Lakonien im mittlern Eurotasthale, 3 km südlich von Sparta, auf
und an einem Hügel, der jetzt eine Kapelle des heil. Kyriaki trägt, sagenberühmt als Sitz des Tyndareos
und der Leda (s. d.). A. bewahrte sich auch nach der Eroberung Lakoniens durch die Dorier eine
gewisse Selbständigkeit, bis es um 800 v. Chr. durch den spartan. König Teleklos erobert wurde. Seitdem hatte es nur
noch Bedeutung durch sein altes Heiligtum des Apollon. (S. Bathykles.)
Amylalkohol ist der gemeinsame Name für die Alkohole von der Zusammensetzung
C5H11•OH, von denen 8 Isomere möglich sind.
Gewöhnlich versteht man unter A. den Gärungsamylalkohol, der ein Hauptbestandteil
des Fuselöls ist, von unangenehmem, zum Husten reizenden Geruch, bei 129–132° siedend und in Wasser nicht leicht
löslich. Aus dem Fuselöl wird er gewonnen, indem man dasselbe durch Waschen mit Wasser von dem gewöhnlichen
Äthylalkohol befreit und den in Wasser unlöslichen Rückstand fraktioniert destilliert, wobei man den zwischen 128 und 132°
siedenden Teil für sich auffängt. Der Gärungsamylalkohol enthält übrigens selbst mehrere Isomere:
-
1) als Hauptbestandteil: Isobutylcarbinol,
(CH3)2CH•CH2•CH2•OH
(Siedepunkt 131°);
-
2) aktiven A. (Methyläthylcarbincarbinol),
C2H5•CH(CH3)•CH2•OH
(Siedepunkt 127°);
-
3) wahrscheinlich normalen A.,
CH3•CH2•CH2•CH2•CH2•OH
(Siedepunkt 137°).
Der aktive A. dreht die Polarisationsebene des Lichtes nach links, die Aktivität des Gärungsamylalkohols ist durch diesen
aktiven A. verursacht. Bei der Oxydation liefert er eine die Schwingungsebene des polarisierten Lichtstrahles nach rechts
ablenkende Valeriansäure, während das an und für sich inaktive Isobutylcarbinol eine ebenfalls inaktive Valeriansäure giebt.
– Tertiärer Amylalkohol, s. Amylenhydrat.
Amylene, die zur Gruppe der Alkylene (s. d.) oder Olefine gehörenden
ungesättigten Kohlenwasserstoffe von der Zusammensetzung
C5H10, von denen 5 Isomere
(s. Isomer) möglich sind. Das gewöhnliche Amylen, durch Destillation von Gärungsamylalkohol mit
Chlorzink erhalten, ist ein Gemenge von mehrern solchen Isomeren. Es ist flüssig, siedet zwischen 25 und 40° und ist als
Anästhetikum in Anwendung gebracht worden.
Amylenhydrat, tertiärer Amylalkohol oder
Dimethyläthylcarbinol,
C5H12O, entsteht durch Einwirkung von Schwefelsäure
oder Jodwasserstoff auf Fuselölamylen, bildet eine leichtbewegliche farblose Flüssigkeit von eigentümlich ätherischem
scharfen Geruch und Geschmack und 0,81 spec. Gewicht, die bei 102° C. siedet und in
8 Teilen Wasser löslich ist; mit Alkohol ist sie in allen Verhältnissen mischbar. Man wendet das A. in Dosen von 3 bis 5 g in
Gelatinekapseln oder in Rotwein oder in Schüttelmixtur als Schlafmittel an.
Amylnitrit, der Salpetrigsäureester des Gärungsamylalkohols, wird beim Einleiten von
Salpetrigsäuregas in kalten Amylalkohol, Waschen mit Wasser und Rektifikation gewonnen. A. ist eine klare, gelbliche,
flüchtige, bei 96° siedende Flüssigkeit von 0,87 bis 0,88
spec. Gewicht, von fruchtartigem Geruch und von brennendem, gewürzhaftem ↔ Geschmack, kaum
löslich in Wasser, aber in allen Verhältnissen mit Weingeist und Äther mischbar. Es muß vorsichtig und vor Licht geschützt
aufbewahrt werden. Das A. besitzt eine höchst eigentümliche Einwirkung auf die Gefäßnerven; rein zu wenigen (2–5)
Tropfen auf ein Taschentuch geträufelt und eingeatmet, erzeugt es fast sofort eine intensive Röte des Gesichts und der
obern Körperpartie, womit sich Hitzegefühl, Herz- und Arterienklopfen, ein rauschähnliches Gefühl von Schwere im Kopf
oder Schwindel verbindet. Beim Aussetzen der Einatmung gehen diese Veränderungen rasch wieder vorüber: bei
fortgesetzter Inhalation kann es dagegen leicht zu völliger Bewußtlosigkeit, Ohnmacht und kollapsähnlichen Zufällen
kommen. Man bedient sich derartiger Einatmungen von A. mit Vorteil gegen gewisse Krankheitszustände, die auf einem
arteriellen Gefäßkrampf und dadurch bedingter Anämie des Gehirns und der Sinnesnerven beruhen, wie Migräne,
eklamptische und hysterische Krämpfe, Brustbräune und manche durch Blutleere bedingte Affektionen des Seh- und
Hörapparates. Das A. ist seit 1882 (2. Ausg. des Deutschen Arzneibuches) als
Amylium nitrosum offizinell. – Vgl. Pick, Über das A. und seine therapeutische
Verwendung (2. Aufl., Berl. 1877).
Amylobakter (Clostridium butyricum Prazm.), eine
Bacillenform, deren Namen daher stammt, daß die Bacillen sich wie Amylon(Stärke-)körner mit Jod blau färben; es sind
schlank cylindrische Stäbchen mit lebhafter Bewegung, welche an einem Ende unter kolbenförmiger Anschwellung
glänzende ovale Sporen bilden; die einzelnen Entwicklungsphasen zeigen vielgestaltige Formen. Der A. ist ein sehr
verbreiteter Pilz, der hauptsächlich die sog. Buttersäuregärung der Zuckerarten und
milchsauren Salze, ferner die faulige Zersetzung weicher Pflanzenteile sowie des Kleisters, die Maceration von Hanf und
Flachs (zum Zweck der Fasergewinnung) u. a. hervorruft; schon in vorgeschichtlichen Erdperioden bedingt er die Fäulnis
der Pflanzen. Auch Fäulniserscheinungen am Casein der Milch (Käse) mit Verflüssigung derselben durch Bildung von
Pepton und mit Tyrosin, Leucin, Ammoniak als Endprodukten der Umsetzung, durch welche der Käse «reift», sind auf den
Ä. zurückzuführen.
Amyloidentartung, Speckentartung,
Wachsdegeneration, eine Erkrankung, bei der sich eine eigentümliche Substanz in
der Form von mikroskopisch wahrnehmbaren, sog. amyloiden Körperchen oder
Zellen in das Gewebe der Milz, Leber, Niere und anderer Organe einlagert. Diese die umliegenden Gewebe nach und nach
zum Schwund bringende Substanz ist mattglänzend, durchscheinend und erhielt den Namen deshalb, weil sie sich, ähnlich
wie das Amylum, durch Jodlösung eigentümlich rot, durch Schwefelsäure violett oder blau färbt. Die A. entsteht gewöhnlich
infolge von langdauernden Knocheneiterungen, syphilitischen Verschwärungen oder chronischer Lungentuberkulose und
führt in der Regel rasch zu allgemeiner Blutarmut, Albuminurie und Wassersucht. – Vgl. Kyber, Studien über die amyloide
Degeneration (Dorpat 1871).
Amymone, in der griech. Sage Tochter des Danaos. Als sie, von ihrem Vater ausgesendet, an
der quellenarmen Küste von Argos nach Wasser
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 567.