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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Amyntas - Anacardium

suchte, versuchte ihr ein Satyr Gewalt anzuthun. Poseidon befreite sie und zeugte mit ihr den Nauplios, auch ließ er für sie die Lernäische Quelle hervorsprudeln, die ebenfalls A., d. h. die Tadellose, genannt wird.

Amyntas, Name macedon. Könige (s. Macedonien).

Amyntor, Gerhard von, Pseudonym von Dagobert von Gerhardt (s.d.).

Amyosthenie (grch.), Mangel der Muskelkraft, Muskelschwäche.

Amyotrophie (grch.), mangelhafte Ernährung, Schwund der Muskeln.

Amyraut (spr. amiróh; lat. Amyraldus), Moyse, reform. Theolog, geb. im Sept. 1596 zu Bourgueil, studierte in Poitiers die Rechte, später in Saumur Theologie, wo er 1626 Pfarrer, 1633 Professor wurde und 4. Jan. 1664 starb. A. ward beschuldigt, den zu Dordrecht verdammten Arminianismus (s. Arminianer) zu erneuern, weil er in dem "Traité de la prédestination" (1634) und in Streitschriften den sog. Universalismus hypotheticus vertrat, wonach Gott will, daß alle Menschen selig werden, wenn sie glauben. Die franz. Synoden sprachen ihn von dem Vorwurf der Ketzerei frei, die Holländer und Schweizer dagegen führten ihre Anklagen fort und richteten gegen ihn die "Formula consensus" (1675). Von A. s zahlreichen theol. Werken ist noch zu nennen: "La morale chrétienne" (6 Bde., Saumur 1652-60). - Vgl. Sabatier, Etude historique sur l'universalité de M. A. (Par. 1867).

Amyris L., Balsam- oder Salbenbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Burseraceen (s. d.) mit 12 tropisch-amerik. Arten; Bäume und Sträucher mit ein- bis dreizähligen oder unpaarig-gefiederten Blättern und kleinen zu achsel- oder endständigen Rispen geordneten Blüten. Von dem Baume A. elemifera L. (A. Plumeri DC.), Mexiko und Westindien, stammt das westindische Elemi (s. Elemiharz). Von A. balsamifera L., Guayana und Westindien, wird das Holz als Jamaikarosenholz in den Handel gebracht.

Ana (lat., die Endung des Neutrum Pluralis der Adjektive auf -anus) bildet, an einen Eigennamen gefügt, häufig den Titel für Sammlungen von Anekdoten, Aussprüchen, kleinen Aufsätzen und allerlei Nachrichten, die in Beziehung zu jenen Eigennamen stehen. Die Benennung wurde zuerst in Frankreich Sitte, wo sie die Brüder Dupuys mit "Scaligerana" (Haag 1666) in Anwendung brachten. Ihrem Beispiel folgte man in Holland, England ("Baconiana", 1679), Deutschland ("Taubmanniana", Berl. 1748; "Kotzebueana", Hamb. 1809; "Schilliana", ebd. 1810; "Müllneriana", Lpz. 1820; "Gallettiana", Berl. 1867), Dänemark ("Tychoniana", 1770) und Nordamerika (Washingtoniana", 1800). Später hat England gute A. geliefert, z. B. "Addisoniana" (1803), "Walpoliana" (Lond. 1804), "Parriana" (2 Bde., ebd. 1828-29), "Johnsoniana" (1836). Wissenschaftlich wichtig sind "Menagiana" (Par. 1715), "Colomesiana", "Gundlingiana", "Perroniana" und "Thuana". Ein Verzeichnis der A. giebt Ludewig in "Le Livret des A." (Dresd. 1837), nachgedruckt (vermehrt) in Namurs "Bibliographie des ouvrages publiés sous le nom d'A." (Brüss. 1839). - Vgl. Mohr, De la bilbiographie des A. (Brüss. 1882). Die größte Sammlung gab Garnier heraus (10 Bde., Par. 1789-91). Außerdem versteht man heute unter "Shakespeariana", "Goetheana" u. s. w. die auf die betreffende Persönlichkeit bezüglichen Schriften.

Anaa, eine der franz. Tuamotu-Inseln in Polynesien, hat 20 qkm, 1150 E. und kath. Mission.

Anabaptisten, s. Wiedertäufer.

Anabasis (grch.), wörtlich das Hinaufsteigen, dann ein Feldzug aus einer niedrigern Gegend in eine höhere, z. B. vom Meere ins Binnenland. A. heißen zwei berühmte histor. Werke des klassischen Altertums: 1) die A. des Cyrus von Xenophon (s. d.); 2) die A. Alexanders von Arrianus (s. d.).

Anabiose (grch.), in der Physiologie der merkwürdige Vorgang, daß gewisse niedere Pflanzen und Tiere, nachdem sie längere Zeit in Eis eingefroren oder durch den Einfluß anhaltender, bedeutender Wärme oder im luftleeren Raum gänzlich eingetrocknet und aller Lebensthätigkeit verlustig gegangen waren, unter günstigen Verhältnissen durch Zufuhr von Wärme, Licht, Luft und Feuchtigkeit wieder belebt und fortpflanzungsfähig werden. Am häufigsten wird die A. bei eingetrockneten Infusorien und Rädertierchen, auch bei Schnecken, bisweilen auch bei eingefrorenen Fröschen und Fischen beobachtet. Doch sind in neuerer Zeit gewichtige Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Beobachtungen, namentlich soweit sie das Wiederaufleben eingetrockneter Organismen betreffen, geltend gemacht worden, indem man darauf hinwies, daß es sich häufig nicht um ein solches, sondern um eine Entwicklung hinterlassener Eier (Dauereier) oder Keimkörper der betreffenden Lebewesen handeln könnte. Vom Scheintod (s. d.) unterscheidet sich der Zustand anabiotischer Wesen dadurch, daß bei jenem immer noch eine geringe Spur von Lebensthätigkeit vorhanden, bei diesem dagegen nicht die geringste Lebenserscheinung mehr wahrnehmbar ist, namentlich Atmung und Verdauung völlig fehlen, beim Wiederbeleben aber sofort wieder in regelrechter Weise von statten gehen.

Anacahuiteholz, mexik. Holzart, von einer noch unbestimmten Art der Gattung Crescentia L. (s. d.), wird angeblich von den Eingeborenen Mexikos unter der Bezeichnung Nacahuita als sicheres Mittel gegen Lungenschwindsucht angewendet und wurde 1861 nach Europa gebracht, erwies sich aber als vollständig unwirksam.

Anacapri, Stadt auf der Insel Capri (s. d.).

Anacardiaceen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Terebinthinen (s. d.) mit gegen 500 fast ausschließlich tropischen Arten; Bäume oder Sträucher mit alternierenden einfachen oder zusammengesetzten Blättern und meist kleinen fünfzähligen Blüten. Zahlreiche Arten sind wichtige Nutzpflanzen. (S. Anacardium, Pistazien, Mangifera.)

Anacardium Rottb., Nierenbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Anacardiaceen (s.d.) mit nur wenigen Arten im tropischen Amerika: Bäume und Sträucher mit großen, lederartigen, ganzrandigen Blättern, zweihäusigen Blüten mit fünfteiligem Kelche, fünf schmalen Blumenblättern, 8-10 Staubgefäßen und einem einzigen Fruchtknoten. Aus letzterm entwickelt sich eine Steinfrucht, die einem großen, fleischigsaftigen Stiele von birnförmiger Gestalt aufsitzt, der gegessen werden kann. Die Früchte des in Westindien und Südamerika wachsenden A. occidentale L. (Acajoubaum) haben wegen des in den Lücken ihrer dunkelbraunen Mittelschicht enthaltenen ätzenden Balsams, der, auf die Haut gebracht, Entzündung erregt, mediz. Anwendung gefunden und kommen als westindische Elefantenläuse oder Acajounüsse (Anacardia occi-^[folgende Seite]