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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ariana; Arianischer Streit; Arianismus; Ariano di Puglia; Arias; Aribert; Aribo

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Ariana - Aribo.

von Benda) wurde der Mythus behandelt. Vgl. Kanter, De A. (Bresl. 1879).

Ariana, seit der Sassanidenzeit Name der Osthälfte des Perserreichs, welche das heutige Persien, Afghanistan und Belutschistan bis an den Indus und das Gebiet am mittlern Oxus und Jaxartes umfaßte. Vom Wort A. kommt das heutige Iran (Eran) her.

Arianischer Streit, der erste große Lehrstreit, welcher das ganze römische Reich über ein halbes Jahrhundert lang erregte. Das dritte Jahrhundert hatte dem vierten die Aufgabe hinterlassen, die bereits vielfach feststehende Wesensgleichheit des Vaters und des Sohnes mit der biblisch bezeugten Unterschiedenheit der beiden Persönlichkeiten zu vereinigen. Der in Antiochia gebildete alexandrinische Presbyter Arius, welcher den Anlaß zum ganzen Streit gab, lehrte seit 313 im Gegensatz zu seinem Bischof Alexander, welcher den Sohn als den von Gott von Ewigkeit her Gezeugten, dem Vater in allem Gleichen faßte, einen in der Zeit vom Vater geschaffenen, ihm zwar ähnlichen, aber doch veränderlichen Sohn, also ein Geschöpf Gottes, eine Art von Mittelwesen zwischen Gottheit und Menschheit. Daher der Gegensatz zwischen den Parteischlagwörtern Wesensgleichheit (Homousie) und Wesensähnlichkeit (Homöusie). Nachdem der Wille des Kaisers Konstantin und die Beredsamkeit des Athanasius (s. d.) zu Nicäa 325, trotz der Vermittelungsversuche des sich mit Arius vielfach berührenden Eusebius von Nikomedia (s. d.) sowie des sich dem alexandrinischen Standpunkt nähernden Eusebius von Cäsarea (s. d.), jener Formel den Sieg verschafft hatten, erfolgte noch unter demselben Kaiser ein Umschlag zu gunsten der andern, und die sogen. Homöusianer behaupteten auch nach dem 336 plötzlich, am Vorabend vor seiner durch den Kaiser angeordneten Aufnahme in die Kirchengemeinschaft, erfolgten Tode des Arius die Oberhand im Orient, während die Herrscher des Westreichs die nicäische Orthodoxie beförderten. Zahlreiche Synoden, die sich gegenseitig verfluchten, wurden gehalten; namentlich offenbarte sich das Schisma der Christenheit in den 343 sich gegenüberstehenden Kirchenversammlungen von Sardica und von Philippopolis. Bald aber spalteten sich auch die Arianer in Semiarianer (Homöusianer) und strengere Arianer, welche nichts über das Wesen (Usia) des Sohnes, sondern nur im allgemeinen seine Ähnlichkeit mit dem Vater bekennen wollten (Homöer), ja strengste Arianer (Anomöer). An der Spitze der letztern, die den Sohn sogar für dem Vater unähnlich erklärten, standen der antiochenische Diakon Aëtius (s. d.) und der Bischof Eunomius von Cyzicus. Aber eben hierdurch wurden die Semiarianer zum Anschluß an die Nicäer gedrängt und der durch die Politik des Kaisers Theodosius auf dem zweiten allgemeinen Konzil zu Konstantinopel (381), welches das Nicäische Bekenntnis wiederholte, schließlich bewerkstelligte Sieg des Nicänums auch innerlich vorbereitet. Nur die germanischen Völker, welche das Christentum mittlerweile von dem arianischen Ostreich angenommen hatten (Goten, Vandalen, Langobarden), hielten es noch jahrhundertelang in der arianischen Form fest. Vgl. Böhringer, Athanasius und Arius ("Kirchengeschichte und Biographien", Bd. 6, Stuttg. 1874); Kölling, Geschichte der arianischen Häresie (Gütersl. 1875-83, 2 Bde.).

Arianismus, s. Arianischer Streit.

Ariano di Puglia (spr. pulja), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Avellino, in den Apenninen, 763 m hoch, auf einem Tuffsteinfelsen, an der Eisenbahn Neapel-Foggia gelegen, Sitz eines Bischofs, mit einem Gymnasium, Rosogliofabrikation, Schwefelminen und Marmorbrüchen und (1881) 12,522 Einw.

Arias, Benedictus, Theolog und Orientalist, geb. 1527 im Gebirge (daher sein lateinischer Zuname Montanus) der spanischen Provinz Estremadura, studierte zu Sevilla und Alcala de Henares, war Kenner von zehn Sprachen und in den semitischen besonders ausgezeichnet. Er begleitete den Bischof von Sevilla nach Trient und leitete 1568-72 zu Antwerpen die Herausgabe einer Polyglottenbibel, die im Auftrag König Philipps II. von Spanien bei dem Buchdrucker Christoph Plantin (Antwerp. 1569-1572, 8 Bde.) erschien. Vom König durch die Komturei von Santiago belohnt, mußte er sich wegen der Aufnahme der Targumim in Rom wegen Ketzerei verantworten. Er starb 1598 in Sevilla. Seine Bibliothek wurde der des Eskorial einverleibt.

Aribert (Heribert), Erzbischof von Mailand, stammte aus einem angesehenen lombardischen Rittergeschlecht und war Geistlicher in Mailand, als er zum Erzbischof erwählt wurde. Er war ein eifriger Anhänger der deutschen Kaiser, sowohl Heinrichs II. als Konrads II., den er selbst einlud, nach Italien zu eilen, da ein Teil der Großen das Königreich Italien einem französischen Prinzen zuwenden wollte, und 1026 in Mailand zum König krönte. Konrad belohnte ihn dafür mit der Verleihung ansehnlicher Rechte und der Gleichstellung Mailands mit Ravenna in kirchlichem Rang. Nicht zufrieden damit, strebte A. nach größerer weltlicher und geistlicher Macht und wollte nicht nur, gestützt auf seine streitbaren Großvasallen (Capitani) und die ihm anhangenden städtischen Bevölkerungen, dem Stift ein unabhängiges weltliches Gebiet gleich dem Kirchenstaat erwerben, sondern ihm auch in Oberitalien eine der päpstlichen ähnliche kirchliche Oberhoheit verschaffen. Seine Herrschsucht bewirkte 1035 einen Aufstand der kleinen Lehnsritter (Valvassoren), der zwar in Mailand selbst unterdrückt wurde, dem sich aber bald Lodi und die unfreien Bürger in andern Städten anschlossen. Die Valvassoren besiegten die Capitani in einer Schlacht und verlangten von Konrad II. Anerkennung ihrer Rechte. Dieser hielt zur Entscheidung des Streits 1037 einen Reichstag in Pavia, auf dem A., auf seine Verdienste um die Herrschaft der Deutschen trotzend, sich so herrisch und eigensinnig benahm, daß Konrad ihn verhaften ließ. Doch entkam A. nach Mailand, wo ihm das Volk begeistert zujauchzte und ihn, obwohl er vom Kaiser geächtet und abgesetzt wurde, im bewaffneten Widerstand gegen denselben eifrigst unterstützte. Im siegreichen Verteidigungskampf gegen die Deutschen erstarkte die freie Bürgerschaft Mailands, der A. als Abzeichen den Carroccio (Fahnenwagen) verlieh. Doch entstand nun ein erbitterter Krieg zwischen dieser und den Valvassoren, während dessen A. aus Mailand floh und 16. Jan. 1045 starb. Vgl. Pabst, De Ariberto II., Mediolanensi (Berl. 1864).

Aribo, Erzbischof von Mainz, Sohn des bayrischen Pfalzgrafen A., ward zum Geistlichen ausgebildet, dann kaiserlicher Kaplan und 1021 zum Erzbischof von Mainz ernannt. Er strebte nach einer streng episkopalen, von dem Papst möglichst unabhängigen Gestaltung der deutschen Kirche und trat auf einer Synode zu Seligenstadt 1022 mit seinen Suffraganbischöfen den päpstlichen Ansprüchen entschieden entgegen. Als er 1023 die Ehe des Grafen von Hammerstein mit Irmengard trennte und letztere mit dem Bann belegte, schritt der Papst gegen ihn ein. Nach Heinrichs II. Tod betrieb A. die Wahl Konrads II. und krönte denselben zu Mainz, wofür er reich belohnt