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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arsine; Arsinoe; Arsinoe (Hauptstadt); Arsis; Ars longa; Ars poetica; Art

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Arsine - Art

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Arsenwasserstoff'

konzentrierter Salpetersäure und läßt denselben bei ganz gelinder Wärme zur Trockne verdampfen, so verbleibt ein weißer Rückstand; auf diesen bringt man mit einem Glasstabe ein Tröpfchen einer Lösung von salpetersaurem Silber und hält den Fleck dann eine Zeit lang über die Öffnung einer mit konzentriertem Ammoniak gefüllten Flasche; bei Gegenwart von Arsen tritt entweder gelbe oder meist rotbraune Färbung ein; bestand dagegen der Fleck aus Antimon, so färbt sich die Stelle schwarz. Hat man das Gas durch eine Lösung von salpetersaurem Silber geleitet und einen dunkeln Niederschlag erhalten, so ist alles Antimon als Antimonsilber gefällt; arsenige Säure bleibt dagegen in der Lösung. Um letztere nachzuweisen, teilt man die Flüssigkeit in zwei Hälften, die eine Hälfte versetzt man mit Ammoniak, wodurch ein gelber Niederschlag von arsenigsaurem Silber entsteht, die andere Hälfte versetzt man mit Kochsalzlösung, bis alles Silber als weißes Chlorsilber gefällt ist, und leitet Schwefelwasserstoff ein, wodurch ein gelber Niederschlag von Schwefelarsen entsteht, der in Ammoniak, kohlensaurem Ammonium und Schwefelammonium leicht löslich ist.

Das Verhalten des A. dient zur Ermittelung und Nachweisung des Arsens in Vergiftungsfällen (das sog. Marshsche Verfahren); die Bildung des Metallspiegels und sein Verhalten gegen Reagentien ist der entscheidende Beweis für die Anwesenheit des Arsens, und die Reaktion ist so empfindlich, daß sie nach Otto noch eintritt, wenn nur 1/100000 eines Grammes arseniger Säure zugegen ist.

Arsine, die den Aminen oder Ammoniakbasen (s. d.) entsprechenden Alkylverbindungen des Arsens, in denen Arsen die Stelle des Stickstoffs der Amine vertritt. Es sind nur die tertiären A. bekannt, wie Trimethylarsin, As(CH3)3, eine übelriechende, unter 100° siedende Flüssigkeit. Die A. besitzen keinen basischen Charakter wie die Amine, d. h. sie verbinden sich nicht mit Säuren zu Salzen, aber sind im stande, Jodalkyle zu addieren und so den Ammoniumjodiden entsprechende Arsoniumjodide, z. B. As(CH3)4J, zu bilden.

Arsinoë hieß seit der ptolemäischen Zeit die Hauptstadt der ägypt. Provinz Fajum, die jetzt Medinet el-Fajum genannt wird, d. h. «die Stadt des Fajum». Im Altertum hieß die Stadt Schedet, bei den Griechen in älterer Zeit Krokodilopolis (d. i. Krokodilsstadt), weil hier der krokodilköpfige Gott Sobk und die ihm heiligen Krokodile verehrt wurden. Die Stadt ist uralt; schon Amenemhét I. (um 2100 v. Chr.) hat hier dem Sobk einen Tempel erbaut. Nach A. wurde in griech.Zeit der arsinoitische Nomos benannt, der später in zwei Nomoi, einen vordern und einen hintern, geteilt ward. In den Ruinen von A. hat man in den letzten 15 Jahren zahlreiche Papyrusfetzen, mit griech., kopt., pers., arab. Schrift bedeckt, aufgefunden, die in die verschiedenen europ. Museen, vornehmlich nach Wien (Sammlung des Erzherzogs Rainer) und Berlin gekommen sind. Sie enthalten Teile klassischer Litteraturwerke, private und öffentliche Urkunden, Briefe u. s. w. und stammen aus der röm. Kaiserzeit und den ersten Jahrhunderten der arab. Herrschaft. (Vgl. Schweinfurth in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin», Bd. 22, 1887.) Stephanus Byzantinus führt elf Städte des Namens A. auf, davon mehrere am Ufer des Roten Meers mit bedeutender Schiffahrt. ↔

Arsinoë, Tochter des Königs Ptolemäus I. (s. Ptolemäer) von Ägypten, heiratete 300 v. Chr. den König Lysimachus von Thrazien. Nach dessen Tode (281) wurde sie von ihrem Halbbruder Ceraunus, der ihr und ihrer Kinder Erbe an sich reißen wollte, bekriegt. Zwei Kinder wurden in ihren Armen ermordet; sie selbst vermochte zu fliehen und heiratete später ihren Bruder Ptolemäus II. Philadelphus.

Arsis (grch.), s. Rhythmus und Hebung.

Ars longa, s. Ars.

Ars poëtica., s. Horaz und Boileau-Despréaux.

Art (lat. Species), in der Logik die unter einem gemeinsamen Merkmal zusammengefaßte Klasse von Einzeldingen, die einer höhern (umfassendern), welche die Gattung (s. d.) heißt, sich unterordnet. Sie steht somit zwischen der Gattung und dem Einzelding oder Individuum. Das Merkmal, wonach eine Art von allen übrigen Arten derselben Gattung unterschieden wird, heißt artbildender Unterschied (specifische Differenz).

Der naturwissenschaftliche Begriff der A. wurde im Laufe der Zeiten in sehr verschiedenem Sinne gefaßt. Während bei den ältern Biologen seit Aristoteles das Wort A. nur eine logisch formale Bedeutung hatte, wurde dasselbe von John Ray zum erstenmal zum Rang eines genetischen Begriffs erhoben, indem er als Kriterium specifischer Übereinstimmung «den Ursprung aus dem Samen specifisch identischer Pflanzen» aufstellte. «Welche Formen der Species nach verschieden sind, behalten diese ihre specifische Natur beständig, und es entsteht die eine nicht aus dem Samen der andern und umgekehrt.» Doch erwähnte bereits Ray, daß dieses Zeichen der specifischen Übereinstimmung, obschon ziemlich konstant, doch nicht ausnahmslos sei, denn es komme, wenn auch selten, vor, daß einige Samen degenerieren und Pflanzen erzeugen, die von der mütterlichen Form verschieden sind, daß es also eine «Transmutatio specierum» gebe. Zu diesem Begriffe der A. fügte Linné, der Schöpfer der heutigen systematischen Naturgeschichte, die Bestimmung hinzu: «Es giebt so viele A., als deren ursprünglich erschaffen wurden.» Linné bezeichnete Individuen, die einem gleichen Typus angehören und ihren übereinstimmenden Charakteren nach als von gemeinschaftlichen Eltern erzeugt angesehen werden konnten, als A. oder Species, während er zugleich die verschiedenen, aber doch einander näher stehenden A., die er meist durch ein Adjektiv bezeichnete, in eine gemeinschaftliche Gattung (Genus) zusammenfaßte. So sind die Hauskatze, der Löwe und der Tiger verschiedene A., die sich leicht charakterisieren lassen, die aber zu einer gemeinschaftlichen Gattung, dem Genus Felis, gehören. Sollte dem ursprünglichen Linnéschen Begriffe nach die A. ein bestimmter Schöpfungstypus sein, der von Anfang an bestanden habe und mit denselben Charakteren in die fernste Zukunft hinein sich fortpflanze, so gab doch Linné zu, daß jede A. einen bestimmten Veränderungskreis besitze, und daß innerhalb der Grenzen derselben Abarten (s. d.) oder Varietäten vorkommen könnten, die durch verschiedene unwesentliche Charaktere sich unterscheiden ließen. Mit der Zunahme der Forschungen in der Naturgeschichte traten bald auch sehr verschiedene Auffassungen und Begrenzungen der Begriffe A. und Abart oder Varietät ein, und die Definitionen dieser Begriffe wurden in außerordentlich abweichender Weise gegeben, je nachdem man entweder auf die Abstammung von gleichartigen Eltern oder auf

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 942.