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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aethiops; Athlet; Athlone; At home; Athor; Athos

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Aethiops - Athos

Das Geez hat eine eigentümliche Schrift, fortgebildet aus der sabäisch-himjarischen, mit der sie ursprünglich identisch war. Sie wird von links nach rechts geschrieben und hat, obgleich ursprünglich reine Konsonantenschrift, sich doch früh zu einer Silbenschrift vervollkommnet, indem verfolgende Vokal durch leichte Variationen der Form des voraufgehenden Konsonanten dargestellt wird.

Die äthiop. Litteratur beginnt, wenigstens soweit sie uns erhalten, erst nach der Einführung des Christentums in Abessinien und ist vorwiegend kirchlich. Ihre Grundlage bildet die Übersetzung der Bibel, die mit Ausnahme der Makkabäerbücher sämtliche biblischen Bücher des Alten und Neuen Testaments, auch die apokryphischen, umfaßt, und an die sich noch andere spätjüd. oder altchristl. Schriften anschließen, wie das Buch der Jubiläen, das Buch Henoch, das vierte Buch Esra, die Ascensio Jesaiä, der «Hirt» des Hermas u. a. Seit 1853 ist eine Gesamtausgabe des Alten Testaments von Dillmann begonnen, aber bis jetzt nicht zu Ende geführt. Das Neue Testament ist 1548 zu Rom nach einem guten Text, aber sehr fehlerhaft, und dann in der Londoner Polyglotte noch fehlerhafter gedruckt; eine neue Ausgabe, nach einem gemischten Text, hat Platt besorgt (Lond. 1830). An diese biblischen Schriften reihen sich Übersetzungen von andern wichtigen kirchlichen und geschichtlichen Werken zum Teil in der ältern Zeit aus dem Griechischen, zum Teil gegen das Ende des Mittelalters aus dem Arabischen, zum Teil auch aus dem Koptischen, z. B. Werke der Kirchenväter, Liturgien, Sammlungen der Kanones, Kirchenrecht, Homilien, jüd. und arab. Chroniken, Heiligengeschichten. Als Übersetzung eines besonders wichtigen profan-histor. Werkes sei erwähnt die von Zotenberg besorgte Ausgabe der «Chronique de Jean, évêque de Nikion» (Par. 1883), die nur noch in dieser äthiop. Übersetzung erhalten ist. Die originalen Werke von einheimischen Schriftstellern sind ebenfalls meist christl.-kirchlichen Inhalts; zu den wichtigsten gehören die großen Kirchengesangbücher (mit Gesangnoten versehen), die Werke über die einheimische Königsgeschichte (meist im Tarikstil, d. h. in einer aus Geez und Amharisch gemischten Sprache geschrieben), der histor. Roman «Kebra nagast» (aus der alten Geschichte Abessiniens) und eine Menge von Heiligengeschichten. Die Poesie ist ganz in den Dienst der Kirche getreten; ihre Erzeugnisse bestehen, abgesehen von der edlern Hymnenpoesie der Gesangbücher, fast ganz aus gereimten Gebeten oder Lobpreisungen von Heiligen. Die Handschriften, in denen uns die äthiop. Litteratur erhalten ist, sind sämtlich verhältnismäßig jung. Keine einzige stammt aus der Zeit, in der die äthiop. Sprache noch mehr war als tote Schriftsprache. Größere Sammlungen äthiop. Handschriften finden sich zu Rom, Paris, Tübingen, London (im Britischen Museum), Oxford, Frankfurt a. M., Berlin, München und Wien; die größte hatte früher Abbadie (s. d.); doch steht seit dem Erwerb der Magdalal-Sammlung von 348 Nummern das Britische Museum an Reichhaltigkeit obenan.

Aethiops (lat.), Mohr, frühere Bezeichnung für gewisse schwarze feinpulverige pharmaceutische Präparate; z. B. antimonialis (Antimonmohr), aus Schwefelantimon und Schwefelquecksilber bestehend; A. martialis (Eisenmohr), Eisenoxyduloryd (s. d.); A. mineralis (Mineralmohr, Metallmohr), das schwarze Quecksilbersulfid (s. d.).

Athlet (grch.), im Altertum im allgemeinen ein Wettkämpfer, der sich an den gymnischen Spielen (s. Agon) beteiligte. Seit dem 5. Jahrh. v. Chr. wurde das Kampfspiel schon bei den Griechen mehr und mehr ein Erwerbszweig, und die Athletik eine Kunstfertigkeit, deren Erlernung und Ausübung eine eigentümliche Lebensweise erforderte und an besondere Regeln gebunden war. Noch mehr machte sich das Handwerksmäßige der Athletik geltend, als das hellenische Leben sich mit dem römischen zu vermischen begann. In Rom traten die ersten in Griechenland gedungenen A. 186 v. Chr. auf. Völlig zunftmäßig ausgebildet erscheint das Athletenwesen in der röm. Kaiserzeit, wo es Athletengenossenschaften fast in allen größern Städten des Reichs gab. In Italien, besonders in Rom, wurden die Athletenkämpfe seit dem Beginn der Kaiserzeit immer beliebter. Den Siegern wurden Geschenke und Ehrenzeichen gespendet. In neuerer Zeit nennen sich Schaukünstler A., die in Übungen, welche große Körperkraft erfordern, wie im Heben, Tragen, Stemmen, Hervorragendes leisten.

Vgl. Krause, Die Gymnastik und Agonistik der Hellenen (2 Bde., Lpz.1841); Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, Bd. 2 (6. Aufl., ebd. 1889).

Athlone (spr. äthlóhn), Stadt in der irischen Grafschaft Westmeath, 129 km westlich von Dublin, am Shannon, 5 km südlich vom Lough (See) Ree, teilt sich in die schmutzige Irishtown (aus dem Gebiete der Grafschaft Roscommon) rechts und die schöne Neustadt links vom Flusse und hat (1891) 6742 E., eine schone Eisenbahnbrücke (170 m lang), Brennereien, Leinwandwebereien, Filzhutfabriken und lebhaften Verkehr. A. ist ein Hauptstapelplatz für militär. Vorräte mit Kasernen für 1500 Mann; die Festungswerke (6 ha.) umfassen ein altes, durch König Johann gegründetes Schloß. Nach der Schlacht an der Boyne (30. Juli 1690) belagerte Wilhelm III. A. vergebens, das erst 30. Juni 1691 General Ginkell nahm; letzterer wurde deshalb zum Grafen von A. ernannt.

At home (spr. ätt hohm, «zu Haus»), die in England übliche Überschrift auf Einladungskarten, mit der eine Dame ihre Empfangsstunden ankündigt; dann auch Bezeichnung für letztere selbst. – Früher bezeichnete man so vorzugsweise dramat. Vorstellungen satir. Inhalts, die Foote (s. d.) aufbrachte und seit 1834 der Komiker Charles James Mathews und sein Schüler Yates gaben.

Athor oder Athyr, ägypt. Göttin, s. Hathor. - A. ist auch Name des 161. Planetoiden.

Athos, seit dem Mittelalter von den Griechen Hagion Oros (spr. ajonoros; daraus der türk. Name Aineros, d. i. heiliger Berg), von den Italienern Monte-Santo genannt, eine 47 km lange und bis 11 km breite Gebirgsmasse, die als östlichste der drei Halbinseln der Chalcidice (s. d.) in das Ägäische Meer vorspringt, nur durch einen schmalen, niedrigen Isthmus mit dem Festlande zusammenhängend. Sie bildet einen einförmigen, bewaldeten Höhenzug von krystallinen Schiefern, über welchen sich am Südende der Marmorkegel des Athosberges bis zu 1935 m erbebt (zur Geologie des A. vgl. Neumayr in der «Denkschrift der kaiserl. königl. Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse», Bd. 40, Wien 1880). Nach dem A. fahren Dampfschiffe von Konstantinopel, Smyrna und Saloniki etwa alle 8 -14 Tage.