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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Augenstein - Auger.

skopie (Wien 1868); Liebreich, Atlas der Ophthalmoskopie (2. Aufl., Berl. 1870); Magnus, Ophthalmoskopischer Atlas (Leipz. 1872); Schweigger, Vorlesungen über den Gebrauch des Augenspiegels (Berl. 1864); Jäger, Ergebnisse der Untersuchung mit dem A. (Wien 1876); Hirschberg im "Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879" (Berl. 1880).

Augenstein, s. v. w. schwefelsaures Zinkoxyd oder Chalcedon mit augenartigen Zeichnungen oder Cuprum aluminatum (Lapis divinus, Heiligenstein, Kupferalaun), eine zusammengeschmolzene Mischung aus je 16 Teilen Kupfervitriol und Salpeter, 17 Teilen Alaun und 1 Teil Kampfer, bildet eine hellbläuliche Masse, riecht schwach nach Kampfer und dient in Lösung wie das schwefelsaure Zinkoxyd als Augenwasser. - In der Medizin versteht man unter Augen- oder Thränensteinen krankhaft entstandene, wesentlich aus Kalksalzen zusammengesetzte kleine Konkremente von unregelmäßiger Gestalt, welche in dem Ausführungsgang der Thränendrüse sowie im Thränensack und dessen Anhängen vorkommen, dort eine fortwährende Reizung unterhalten und deshalb auf operativem Weg entfernt werden müssen. Auch in den Gängen der Talgdrüsen der Augenlider (Meibomsche Drüsen) kommen zuweilen steinige Massen vor, welche durch Eindickung und Verkreidung des Drüsensekrets entstehen.

Augentäuschungen, s. Gesichtstäuschungen.

Augentripper, s. Augenentzündung.

Augentrost, Pflanzengattung, s. Euphrasia.

Augentrostgras, s. Stellaria.

Augenvereiterung (Panophthalmitis) ist die gefährlichste Krankheit des Auges, sie begreift die Entzündung der Regenbogenhaut, der Aderhaut und Netzhaut einerseits und der äußerlich sichtbaren Hornhaut und harten Haut anderseits in sich (s. Tafel "Augenkrankheiten", Fig. 9). Ursache sind schwere Verletzungen, heftige blennorrhöische oder diphtheritische Entzündungen der Bindehäute oder der Hornhaut, bei Augenentzündungen (s. d.) zuweilen Blutungen und Embolien der Augenarterien bei schweren akuten Herzklappenerkrankungen oder Blutvergiftungen. Die A. führt oft den Verlust des Auges herbei, zuweilen ist die operative Entfernung des kranken Auges geboten, um das andre Auge zu erhalten. Rasche ärztliche Behandlung ist bei jeder Verletzung des Auges dringend geboten, bis dahin beobachte man völlige Ruhe, vermeide alle Verunreinigung und weitere Schädlichkeiten.

Augenweite, die Entfernung der innern Augenwinkel voneinander, insbesondere als generisches Merkmal der Menschenrassen (s. d.).

Augenzeuge (Testis ocularis), jeder, der ein Ereignis mit eignen Augen beobachtet hat und infolge davon ein unmittelbares Zeugnis ablegen kann.

Augenzittern (Nystagmus), eine unwillkürliche, fortwährend zitternde Bewegung der Augen, welche in horizontaler Richtung, zuweilen mit gleichzeitiger Rotation um die Sehachse, sehr selten in vertikaler Richtung, endlich auch mit diagonal gerichteten Schwingungen stattfindet. Das A. ist meist angeboren oder im frühsten Kindesalter erworben und scheint namentlich zur Schwachsichtigkeit in genetischer Beziehung zu stehen, wenn auch unbedingt noch andre wesentliche Ursachen mitwirken. Eine besondere Gruppe von A. kommt als Berufskrankheit bei Bergleuten vor und ist in ätiologischer, genetischer und formeller Beziehung von der andern wesentlich verschieden. Nur Bergleute, welche im Dunkeln als Häuer ihre Arbeit verrichten, werden von dieser Erkrankung der Augenmuskeln befallen. Sobald sie einige Zeit in der Grube gearbeitet haben, schwirrt alles um sie herum hin und her, besonders aber tanzt die Grubenlampe hin und her und macht kreisförmige Bewegungen. Zu gleicher Zeit klagen sie über Eingenommenheit des Kopfes und über Schwindelanfälle. Auch außerhalb der Grube treten diese Erscheinungen auf, wenn der Blick im Dunkeln auf einen hellen Gegenstand, z. B. auf eine eben angezündete Lampe oder auf den Mond, gerichtet wird. Beim höchsten Grad von A. gehen die Patienten mit zurückgelegtem Kopf einher, um Scheinbewegungen und Schwindelzustände zu unterdrücken. Zugleich treten Zuckungen der Muskulatur des Gesichts, des Schädels, des Halses und des Nackens auf. Die Entstehung dieser Krankheit, welche den Bergmannsstand schwer schädigt, ist in erster Linie auf die mangelhafte Beleuchtung des Arbeitsfeldes zurückzuführen, auf die fast permanente Anstrengung, im Dunkeln gewisse Objekte deutlich zu erkennen bei liegender, häufig knieender Körperlage mit stark gehobener, die Konvergenzstellung am wenigsten begünstigender Blickrichtung. Häufig werden auch die Hitze, Feuchtigkeit und die unreine, mit schlechten Gasen geschwängerte Luft beschuldigt. Patienten, welche an anderweitigen Augenaffektionen litten, inklinieren für das A.; auch wird die Entstehung desselben begünstigt durch anämische, gastrische und katarrhalische Störungen. Die Behandlung erfordert zuerst Entfernung aus dem dunkeln Arbeitsfeld, ferner Schutz vor grellem Sonnenlicht durch das Tragen einer blauen Brille und Stärkung der mangelhaften Energie der einzelnen affizierten Muskeln durch Elektrizität. Bei Anämischen sucht man den allgemeinen Ernährungszustand zu heben. Auch Strychnininjektionen sind zu empfehlen.

Auger (spr. ohscheh), 1) Louis Simon, franz. Litterarhistoriker, geb. 29. Dez. 1772 zu Paris, war bis 1812 im Ministerium des Innern angestellt, wurde 1816 auf königlichen Befehl in die Akademie gewählt und 1820 zum Zensor ernannt, was ihm die heftigsten Angriffe von seiten der liberalen Presse zuzog. Seit 1826 beständiger Sekretär der Akademie, suchte er, um einem quälenden Leiden zu entgehen, den Tod in den Fluten der Seine 2. Jan. 1829. Zuerst als Vaudevilledichter thätig, arbeitete A. seit 1804 an der "Décade philosophique", dann am "Journal de l'Empire" und am "Journal général de France". Am meisten aber machte er sich verdient als unermüdlicher Herausgeber, Biograph und Kommentator vieler französischer Schriftsteller, besonders Molières, wenn auch diese Arbeit lange überholt worden ist. Besondere Erwähnung verdienen noch seine preisgekrönten Lobreden auf Boileau und Corneille und die in der "Biographie universelle" enthaltenen Biographien Molières, Rabelais' und Voltaires. Seine Journalartikel und biographischen Arbeiten sind zum Teil gesammelt unter dem Titel: "Mélanges philosophiques et littéraires" (Par. 1828, 2 Bde.).

2) Hippolyte, franz. Romanschriftsteller und Theaterdichter, geb. 25. Mai 1797 zu Auxerre, veröffentlichte seine ersten Werke, wie die Romane aus dem russischen Leben: "Marpha", "Boris", "Ivan VI", unter dem Namen Saint-Hippolyte. Später folgten: "Le prince de Machiavel" (1833); "Moralités" (1834); "La femme du monde" (1837); "Tout pour de l'or" (1839), moderne Sittenschilderungen; "Avdotia"; eine russische Novelle; "Un roman sans titre" (1846) u. a. Für das Theater schrieb er unter dem