Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bakterien'
	erregend. Diese eigentümliche Wirkung beruht im erstern Falle auf der Bildung bestimmter Stoffe, welche, ohne selbst verbraucht zu werden, 
	große Mengen von hochorganisierten Körpern chemisch verändern und zerlegen, sog. Fermente, 
	Enzyme. Peptonisierende B. sind solche, die bei ihrem 
	Wachstum auf eiweiß- oder leimhaltigen Nährböden Peptone bilden. Starre Nährböden (Nährgelatine, geronnenes Eiweiß, erstarrtes 
	Blutserum u. dgl.) werden durch diese B. verflüssigt. Die peptonisierenden B. heißen deshalb auch 
	verflüssigende. Die Peptonisierung wird durch Fermente, die diese B. bilden, hervorgerufen. Die 
	vollständige Zersetzung des Nährsubstrats in seine letzten Endprodukte (Kohlensäure, Wasser) heißt 
	Verwesung; geht die Zerlegung nur bis zur Bildung bestimmter, noch mehr oder weniger 
	hochstehender Verbindungen, so nennt man den Prozeß Gärung (hierher gehört die Zerlegung des 
	Zuckers in Alkohol durch Saccharomyces, des Alkohols in Essig durch 
	Bacterium [Mycoderma] aceti Zopf, des Milchzuckers in 
	Milchsäure, bei dem Sauerwerden der Milch, durch Bacillus lacticus 
	Hueppe, die Kefirgärung u. s. w.); werden dabei stinkende Gase gebildet, so heißt er 
	Fäulnis (Bacterium termo 
	Ehrb. und Proteus, s. d.). Die bei diesen 
	Zersetzungen auftretenden Produkte hemmen, wenn sie eine gewisse Quantität erreicht haben, bei manchen B. die Lebensthätigkeit und 
	damit das Fortschreiten der Gärung.
	
	Die krankheiterregende Wirkung der pathogenen B. beruht auf der Produktion von dem Organismus 
	schädlichen Giften (Ptomainen, Toxinen, Toxalbuminen), die, je nachdem der letztere ein guter oder schlechter Nährboden für die bestimmte 
	Bakterienart ist, in verschiedenem Grade gebildet werden; ihre Kenntnis im einzelnen ist gegenwärtig wegen der sehr schwierigen 
	Reindarstellung noch in den ersten Anfängen. Bleibt das Wachstum der Parasiten auf eine Körperstelle beschränkt, so entsteht eine 
	lokale Infektionskrankheit (Furunkel, Hospitalbrand u. ähnl.) unter dem Bilde einer 
	Entzündung; auf den Gesamtorganismus wirken dann nur die in dem Entzündungsherd 
	ausgeschiedenen Gifte; gelangt der Parasit aber in das Blut und vermag er sich darin zu entwickeln, so wird er durch die Cirkulation des 
	Blutes im ganzen Körper verbreitet und es entsteht die fieberhafte Infektionskrankheit des ganzen Körpers (z. B. das Rückfallfieber, der 
	Milzbrand u. ähnl.); in bestimmten, der Fortbildung günstigen Organen können dann die B. liegen bleiben und lokale Krankheitsherde bilden. 
	Im allgemeinen wirkt die Blutflüssigkeit bakterientötend, solange sie ihre vitalen Eigenschaften bewahrt. Es entsteht also eine Art Kampf 
	zwischen dem Organismus und den B.; vermag der erstere die letztern zu töten, so tritt Genesung ein, siegen die letztern, so geht der 
	Organismus zu Grunde. Die verschiedene Natur der einzelnen Bakterienarten und die verschiedene Widerstandskraft der von ihnen 
	heimgesuchten Organismen, welche sowohl nach Arten und Gattungen, als nach Individuen und nach den einzelnen betroffenen Organen 
	sehr stark variiert (so wird z. B. die Hausmaus durch den Bacillus der Mäuseseptichämie getötet, die Feldmaus bleibt dagegen völlig gesund), 
	endlich die verschiedene Art des Eindringens der B. bedingt die große Mannigfaltigkeit der Infektionskrankheiten.
	
	
	Den von B. gebildeten Fermenten und Toxinen lassen sich die von andern entwickelten Farbstoffe an  ↔  die Seite stellen. 
	So entwickelt sich z. B. auf Brot und ähnlichen Nährböden der Micrococcus prodigiosus 
	Cohn in Gestalt blutroter Flecke, das sog. 
	Blutende Brot (s. d.), Blutwunder u. s. w.
	
	
	Quantität wie Qualität aller Produkte der Pilze hängen von den äußern Lebensbedingungen ab; Veränderung des Lichts, der Temperatur, des 
	Nährbodens verändern auch die Stoffwechselprodukte. Diese Thatsache wird bei den pathogenen Pilzen verwertet, indem man ihre 
	Giftbildung durch geeignete Methoden abschwächt. Impft man mit dem abgeschwächten, aber immer noch wirksamen Parasiten, so 
	entwickelt derselbe sich zwar, erzeugt aber keine so schwere Krankheit als bei voller Virulenz, dagegen wird wunderbarerweise der geimpfte 
	Organismus durch das Überstehen der schwächern specifischen Krankheit widerstandsfähig (immun) 
	gegen stärkere Infektionen. Hierauf beruht die sog. Schutzimpfung, die zuerst von Jenner empirisch für die Pocken gefunden wurde und 
	neuerdings systematisch namentlich von Pasteur, Behring u. a. bearbeitet wird. Die Wirksamkeit der Schutzimpfung ist bei den einzelnen 
	Infektionskrankheiten, soweit bekannt, von verschiedener Zeitdauer. (S. Bakteriologie.)
	
	
	Bakterĭologie, die Lehre von den Bakterien (s. d.). Sie betrifft nur ein 
	kleines Gebiet der botan. Wissenschaft, hat sich aber wegen ihrer besondern Bedeutung nicht nur für die Pflanzenkunde, sondern namentlich 
	auch für die Pathologie der Infektionskrankheiten neuerdings in sehr kurzer Zeit zu einer selbständigen Wissenschaft entwickelt.
	
	I. Geschichtliches. Seit Athanasius Kircher 1646 Würmer in Pestbeulen 
	gefunden und darauf die Theorie gegründet hatte, daß manche Krankheiten durch Eindringen solcher Würmer verursacht würden, ist der 
	Gedanke eines Zusammenhangs zwischen Krankheiten und kleinsten im Organismus schmarotzenden Lebewesen, den übrigens schon 
	röm. Ärzte gehabt hatten, aus dem ärztlichen Ideenkreis nicht wieder geschwunden. Derselbe wurde besonders gefördert durch die 
	Verbesserung des Mikroskops durch Leeuwenhoek (1695)), welche diesen großen Forscher zur Entdeckung sehr feiner, beweglicher oder 
	unbeweglicher Stäbchen und Körner in verschiedenen Medien, darunter namentlich auch im Zahnschleim, führte. Schon damals bestand die 
	Vorstellung, daß jeder specifischen Krankheit ein specifischer Parasit entspreche. Aber die Fülle der positiven und negativen 
	Beobachtungen, für deren Kritik kein bestimmtes System Anhaltspunkte oder Vergleichsobjekte bot, war so groß, die Zahl der möglichen 
	Deutungen so reich, und diese Deutungen so widerspruchsvoll, daß der Kampf der Anschauungen über die pathol. Bedeutung der fraglichen 
	Gebilde viele Phasen erlebt und selbst nach den gewaltigen Errungenschaften der neuesten Zeit noch keinen Abschluß erreicht hat. Die 
	Vereinigung dieser pathol. Fragen aber mit denen der Biologie der Mikroorganismen hat das Interesse für die letztere teilweise immer von 
	neuem geweckt, teilweise ihr Studium verwirrend kompliziert. Erst die methodisch durchgeführte Systematik der einzelnen Formen hat die 
	Möglichkeit einer sichern Verwertung derselben für die Ätiologie der Infektionskrankheiten begründet.
	
	
	In der systematischen Einteilung der niedrigsten Lebewesen leisteten seit Leeuwenhoeks Entdeckung 
	Hervorragendes:
	
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	1) Freiherr von Gleichen, genannt Rußwurm (1778); er beschreibt 21 Arten von Infusionstierchen (so genannt aus der Methode, 
	
	
	Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 313.