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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balātro; Balawat; Balbān; Balbanen; Balbek; Balbi; Balbin; Balbīnus; Balbo; Balbōa

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Balatro - Balboa.

Rindenstückchen gemengt, rötlichweiß bis braunrötlich, geschmacklos, riecht beim Erwärmen wie Guttapercha, ist lederartig zäh, außerordentlich biegsam und elastischer als Guttapercha. Bei 49° wird sie plastisch und schmilzt bei 149°. Durch Reiben wird sie elektrisch; Wärme und Elektrizität soll sie schlechter leiten als Guttapercha, in den Löslichkeitsverhältnissen aber mit derselben übereinstimmen. Kaustische Alkalien und konzentrierte Salzsäure greifen sie nicht an, durch Schwefelsäure und Salpetersäure wird sie zersetzt. Sie besteht aus 88,5 Proz. Kohlenstoff und 11,5 Proz. Wasserstoff und wird zu Treibriemen, Schuhsohlen etc., zu chirurgischen Zwecken und zu Isolatoren für elektrische Apparate benutzt.

Balātro (lat.), Schmarotzer.

Balawat, Ruinenhügel der assyr. Stadt Imgur Bel, 13 km nordöstlich von Nimrud im alten Assyrien, wo 1878 Hormuzd Rassam (s. d.) wichtige Altertümer, wie Inschriften des Königs Assurnasirpal (885-860 v. Chr.), Tempel- und Palastreste und namentlich zwei bronzene, mit Reliefdarstellungen bedeckte Thüren, ausgrub.

Balbān (Ballhahn, Pulwen), aus Filz etc. gemachter oder ausgestopfter Birkhahn zum Anlocken andrer in der Balzzeit. Der B. wird auf abgestorbene Bäume (Fallbäume) gestellt, nach denen man die Hähne treibt, um solche, wenn sie sich dort einschwingen, aus in der Nähe angebrachten Hütten oder Schirmen zu erlegen.

Balbanen, regelmäßig geformte Stücke Steinsalz von über 3 Ztr. Schwere, wie sie von Wieliczka in den Handel kommen; nach Balban oder Balwan, einem altslawischen Götzenbild, benannt.

Balbek, s. Baalbek.

Balbi, Adriano, ital. Geograph und Statistiker, geb. 25. April 1782 zu Venedig, erregte durch seinen "Prospetto politico-geografico dello stato attuale del globo" (Vened. 1808) so große Aufmerksamkeit, daß Kardinal Zurla ihn als Lehrer der Geographie am Kollegium San Michele zu Murano anstellte. In den Jahren 1811-13 war B. Lehrer der Physik am Lyceum zu Fermo. Später bei der Generalzolldirektion in Venedig angestellt, arbeitete er hier sein "Compendio di geografia universale" aus. Als ihn 1820 Familienangelegenheiten nach Portugal führten, sammelte er in den königlichen Archiven die Materialien zu seinem "Essai statistique sur le royaume de Portugal et d'Algarve" (Par. 1822, 2 Bde.), welches treffliche Werk vieles über portugiesische Litteratur und Kunst enthält, was man anderswo nicht findet. B. nahm 1821 seinen Aufenthalt in Paris, arbeitete hier mehrere Jahre hindurch an seinem "Atlas ethnographique du globe, ou classification des peuples anciens et modernes d'après leurs langues" (Par. 1826) und kehrte endlich 1832 nach Italien zurück; wo er 14. März 1848 in Padua starb. Sein bekanntestes Werk ist der "Abrégé de géographie" (3. Aufl. 1850; deutsch, 7. Aufl. von Chavanne, Wien 1883). Die Gunst, deren sich dasselbe dauernd erfreut, erklärt sich durch die Reichhaltigkeit und die allgemein verständliche, schwunghaftere Behandlung des Stoffs; die Geographie als Wissenschaft ist dadurch nicht wesentlich gefördert worden. - Sein Sohn Eugenio B., geb. 6. Febr. 1812 zu Florenz, gest. 13. Okt. 1884 als Professor der Geographie an der Universität in Pavia, veröffentlichte die "Scritti geografici" seines Vaters (Tur. 1841-42, 5 Bde.) und schrieb: "Gea, ossia la terra descritta" (Triest 1854-67, 7 Tle.) und "Saggio di geografia" (Mail. 1868).

Balbin, Boheslaw, böhm. Geschichtschreiber, geb. 1621, gest. 1688, Priester des Jesuitenordens, veröffentlichte 25 Foliobände und 35 kleinere Schriften historischen Inhalts, sämtlich in lateinischer Sprache, aber mit stark nationaler Färbung. Sein wichtigstes Werk ist die "Epitome rerum bohemicarum" (1678), ferner die Biographie des ersten Prager Erzbischofs, Arnost von Pardebic.

Balbīnus, Decius Cölius, röm. Kaiser 238 n. Chr. Von edler Abkunft, reich und ausgezeichnet durch die Tugenden des Friedens, war er zweimal Konsul und Statthalter gewesen, als der Senat ihn und Maximus Pupienus auf den Thron gegen Maximinus Thrax erhob. Maximus zog, während B. in Rom blieb, gegen Maximinus, kehrte aber bald zurück, als Maximinus vor Aquileja ermordet worden war, und die Eintracht und Weisheit der beiden Kaiser schien nun dem Reich eine bessere Zukunft zu versprechen, Allein die Soldaten waren unzufrieden mit den ihnen vom Senat gegebenen Herren, überfielen die Kaiser bei den kapitolinischen Spielen und ermordeten sie nach einer nur dreimonatlichen Regierung im Juli 238.

Balbo, Cesare, Graf, ital. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 21. Nov. 1789 zu Turin, wurde mit 18 Jahren Auditeur bei dem Staatsrat in Paris, 1808 Sekretär der Regierungskommission, welche Toscanas Vereinigung mit dem Kaiserreich vollzog, und später der zu gleichem Zweck für Rom ernannten Konsulta. 1812 ward er französischer Regierungskommissar für die illyrischen Provinzen, nach Napoleons I. Sturz sardinischer Offizier und war eine Zeitlang der Gesandtschaft in London beigegeben, trat aber infolge der piemontesischen Revolution von 1821 als Major aus der Armee aus. In Turin widmete er sich historischen Studien und veröffentlichte von 1821 bis 1843 mehrere Arbeiten, darunter eine "Geschichte Italiens", die jedoch in 2 Bänden nur bis zu Karl d. Gr. reicht, und eine Übersetzung von Leos "Entwickelung der Verfassung der lombardischen Städte" ("Communi italiani") nebst Kommentar. Allgemeiner bekannt machten ihn zuerst 1843 die "Speranze d'Italia", worin er zeigte, daß die Unabhängigkeit und Einheit Italiens der Freiheit vorangehen müßten. Um diese Parole sammelten sich alle gemäßigten Liberalen. Auch Balbos "Kompendium der italienischen Geschichte" ("Della storia d'Italia, dall'origine fino al 1814", 11. Aufl., Bastia 1860) fand wegen umfassender Geschichtskenntnis, kernigen und bestimmten Stils großen Beifall. Außer kleinern historischen und politischen Schriften lieferte B. Artikel für das Turiner Journal "Risorgimento". Als Haupt der gemäßigten Liberalen nahm er seit 1847 eine hervorragende Stellung ein. Der demokratischen Partei stand er 1848-49 feindlich gegenüber, nahm dagegen lebhaften Anteil an dem Kriege gegen Österreich. Seit Erlaß der Verfassung vom 8. Febr. (4. März) 1848 leiteten in Sardinien meist Balbos Freunde und Männer aus seiner Schule die Regierung, an der er selbst nur ganz kurze Zeit Anteil nahm. Auch mit dem Ministerium Azeglio stand er stets in freundschaftlichsten Beziehungen. Nach dem Tode des Königs Karl Albert zog er sich von der Öffentlichkeit zurück und starb 3. Juni 1853. Seine Biographie schrieben Ricotti (Flor. 1856) und Reuchlin (Nördling. 1860).

Balbōa, Vasco Nuñez de, span. Konquistador, geb. 1475 zu Jeres de Badajoz, ging nach ziemlich stürmisch verlebter Jugend nach Santo Domingo, wo er sich, um seinen Gläubigern zu entgehen, der Expedition