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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ballondetachement - Ballontrain

vorläufig den etwaigen Eindruck einer nur erst beabsichtigten Handlung zu erproben.

Ballondetachement, s. Luftschiffahrt

Ballonet (spr. -neh) oder auch Meusniersche Tasche, ein innerer kleiner Ballon, mit dem man die Luftballons, deren straffe Form zu bewahren von Wichtigkeit ist (s. Fesselballon und Lenkbarkeit der Luftschiffe), versieht, um sie trotz des unvermeidlichen Gasverlustes aufgebläht zu erhalten; er wird nach Bedürfnis von der Gondel aus voll Luft gepumpt. Meusniers ursprünglicher Gedanke war, die Luft im B. mittels Druckpumpe zu verdichten und somit Luftballast aufzunehmen, doch hat sich dies als undurchführbar erwiesen.

Ballonfuhrpark, s. Ballontrain.

Ballongeschütz, ein besonders zum Schießen auf feindliche Luftballons bestimmtes Geschütz, das zu diesem Zwecke hohe Elevation und leichte Handhabung gestatten muß. Als während der Einschließung von Paris 1870/71 von franz. Seite vielfach freie Ballons als Blockadebrecher über die Einschließungstruppen fort gingen, konstruierte Krupp ein fahrbares B. mit einem Kaliber von 3,6 cm, mit dem indessen keine besondern Erfolge erzielt wurden.

Ballonkanone, s. Ballongeschütz.

Ballonkröpfer, s. Kropftauben.

Ballonphotographie. Bereits 1864 versuchte Nadar in Paris mit einigem Erfolg, vom schwebenden Luftballon aus Momentbilder der Erdoberfläche aufzunehmen, ebenso Black in Boston 1868. Mit größerm Erfolg wurde dieser Versuch nach Einführung der hochempfindlichen Gelatineplatten wiederholt, zuerst durch Tissandier in Paris, später durch die bei verschiedenen stehenden Heeren eingeführten Ballondetachements, deren Aufgabe Rekognoszierung des Terrains vom Ballon aus ist. In Deutschland that sich in dieser Beziehung Premierlieutenant von Hagen beim Ballondetachement hervor.

Vgl. Zeitschrift des deutschen Vereins zur Förderung der Luftschiffahrt (Berl. 1888); Tissandier, La photographie en ballon (Par. 1886).

Der B. verwandt ist die Drachenphotographie, bei der ein leichter photographischer Apparat durch einen fliegenden Drachen in die Höhe genommen und nach Erlangung der geeigneten Position die momentane Beleuchtung durch Auslösung eines Momentverschlusses mittels Zündschnur oder elektrischer Leitung erfolgt.

Vgl. Photographische Mitteilungen, XXVI (Berl. 1890).

Ballonpost. Während der Einschließung von Paris durch die Deutschen 1870/71 versuchten die von der Außenwelt durch eine militär. Absperrungslinie gänzlich abgeschnittenen Pariser, namentlich der Oberbefehlshaber der Truppen in Paris, General Trochu, Postverbindungen mit den Departements durch abgelassene Luftballons herzustellen, denen, außer den Luftschiffern selber, Reisende, Säcke mit Briefen und Postkarten sowie Tauben ans Paris mitgegeben wurden, welch letztere Botschaften aus der Provinz zurückbringen sollten. Wie gut dieser Versuch gelang, beweist die Thatsache, daß mit den Pariser Ballons während der viermonatigen Belagerung zusammen 91 Reisende (darunter Gambetta), gegen 400 Brieftauben und etwa 2½ Mill. Briefe und Postkarten nach auswärts befördert wurden. Die Ballonbriefe und Ballonpostkarten mußten den Vermerk «par ballon monté» tragen, waren auf bläuliches Seidenpapier geschrieben und wogen nur wenige Gramm. Mit den Ballons wurde auch eine Zeitung, die in Paris herauskam, versandt: «Le Ballon poste, Journal du siége de Paris» (Preis 20 Cent. für die Nummer, Gewicht 3 g). Viele Ballons wurden weit verschlagen; so landete beispielsweise die Ville d'0rleans in Norwegen; manche gingen gänzlich verloren. (S. Luftballon, Taubenposten.)

Ballonsignalwesen, s. Luftschiffahrt.

Ballonspritze, englische, s. Klystier.

Ballontelegraphie, eine in neuerer Zeit für militär. Zwecke mehrfach benutzte Art des Telegraphierens von einem an einem Seil hängenden Luftballon aus. Man benutzt dabei Telephone und telephoniert die vom Ballon aus gemachten Beobachtungen nach Beobachtungsposten, von denen sie in geeigneter Weise dem Hauptquartier mitgeteilt werden. Mit dein Durchmesser der zu benutzenden Ballons hat man bis auf 5 m herabzugehen vermocht; es reicht zum Herabholen des Ballons Menschenkraft aus. Man hat sogar einen Ballon mit nur 500 cbm Rauminhalt aus Goldschlägerhaut und Seide hergestellt, der, an einem seidenen Seile hängend, einen Beobachter auf eine Höhe von 500 m emporzuheben vermochte. Mitunter ist die B. auch eine optische (s. Optische Telegraphen); man bedient sich dabei elektrischer Glühlampen (von 20 Kerzenstärke). Durch abwechselndes Leuchten und Nichtleuchten der Lampen, das man mittels eines Morsetasters (s. Elektrische Telegraphen) hervorbringt, telegraphiert man Morsezeichen. Es ist dabei auch nicht unumgänglich nötig, daß eine Person in dem Ballon mit emporsteigt. Dieses Telegraphieren ist zugleich geeignet, den Feind in Unruhe zu versetzen. (S. Feldtelegraphen und Signalballon.)

Ballontrain, Ballonfuhrpark, die Gesamtheit derjenigen transportablen Apparate, vermittelst deren die Anwendung der Luftschiffahrt zu militär. Zwecken im Felde ermöglicht wird. (S. Luftschiffahrt.) Die Füllung des Ballons geschieht im Felde mit Wasserstoffgas; in der genügend schnellen Entwicklung desselben liegt eine der größten Schwierigkeiten für die Verwendung des Ballons im Feldkriege. Als geringstes Maß für einen Fesselballon sind 500 cbm Gas erforderlich, die, mit Zink oder Eisen dargestellt, eine Mitnahme von etwa 1500 bis 1600 kg von einem dieser Metalle erfordern, außerdem aber die nötige Menge von Schwefelsäure in flüssiger oder fester Form. Die dem franz. Expeditionskorps in Tongking 1884 beigegebene Luftschifferabteilung folgte, um stets sofort zum Aufstieg bereit zu sein, den Truppen mit einem gefüllten Ballon. Da das Wasserstoffgas durch jede Hülle leicht entweicht (diffundiert), so erleiden ständig gefüllte Ballons beim Transport erhebliche Verluste an Gas und daher an Steigkraft; aus diesem Grunde wurde in dem angeführten Falle stets ein zweiter Ballon zum Nachfüllen des eigentlichen Gebrauchsballons mitgeführt; für längere Unternehmungen ist ein derartiges Mittel aber auf die Dauer nicht anwendbar. Bei der engl. Armee führte man zur Vermeidung dieser Schwierigkeiten das Wasserstoffgas in komprimiertem Zustande in eisernen Cylindern mit und konnte so in verhältnismäßig kurzer Zeit den Ballon füllen. Durch diese sehr schweren eisernen Behälter (Recipienten) wird jedoch der Train sehr vermehrt. Das 1885 nach Ägypten gehende engl. Expeditionskorps unter Lord Wolseley führte einen B. mit 3 Ballons mit sich. Zur Füllung derselben diente komprimierter Wasserstoff in starken eisernen Cylindern