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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bandage - Bandelkhand.

44 qkm (0,8 QM.). Am Westende von Neira, das den Mittelpunkt der Gruppe bildet, erhebt sich jenseit der schmalen Meerenge Zonnegat der kegelförmige, fortwährend thätige Vulkan Gunong-Api ("Feuerberg") unmittelbar und ohne Küstensaum aus dem Meer bis zu 532 m Höhe. Heftige Erdbeben haben mehrfach die Gruppe heimgesucht (zuletzt besonders 1816 und 1852). Flüsse und Seen fehlen ganz. Von charakteristischen Pflanzen ist vor allen der Muskatnußbaum (Myristica moschata), der den Inseln ihre Wichtigkeit verleiht, hervorzuheben. Die Fauna ist auffällig arm. Das Klima gilt für sehr ungesund. Die Bevölkerung ist zusammengesetzt aus etwa 500 Europäern (meist dort geboren) und Mischlingen von Europäern mit Malaien, gegen 6000 Eingebornen (größtenteils von eingeführten Sklaven abstammend und meist Christen) und einigen Chinesen und Arabern. Ihre Thätigkeit richtet sich auf die Kultur des Muskatnußbaums, sonst zieht man höchstens einige Früchte und Gemüse; alle übrigen Lebensbedürfnisse müssen eingeführt werden. Der Muskatnußbaum durfte früher nur auf Neira, Lontor und Pulo-Aij gezogen werden und zwar in geschlossenen Gärten, den sogen. Perken, deren Besitzer (Perkeniere) die Nachkommen holländischer Soldaten oder unterer Beamten waren, welche diese Gärten als Belohnung mit dem Rechte der Vererbung und Übertragung an andre erhielten unter der Bedingung, Muskatnüsse zu ziehen und den ganzen Ertrag der Ostindischen Gesellschaft gegen einen bestimmten Preis zu liefern. Die Zahl dieser Perken belief sich auf 34 (25 auf Lontor), und jedem einzelnen Perk ward von der Regierung eine Anzahl Sklaven als zu demselben gehörig beigegeben. Mit Aufhebung der Sklaverei in Niederländisch-Ostindien 1860 hörte zunächst das Institut dieser Perkenhörigkeit auf, und seit 1873 ist auch das Regierungsmonopol der Gewinnung und des Verkaufs der Muskatnüsse gänzlich beseitigt. Die Produktion belief sich 1882 auf 10,978 Pikuls Nüsse und 2153 Pikuls Muskatblüten. Hauptort ist die Stadt B., an der Südküste von Neira, mit einem Freihafen, mehreren Forts, einer prot. Kirche etc. - Die Bandainseln wurden 1512 von dem Portugiesen Abreu entdeckt. Im Anfang des 17. Jahrh. vertrieben die Niederländer die Portugiesen aus diesen Besitzungen und vollendeten 1621 die Eroberung, indem sie die gesamte eingeborne, aus Alfuren bestehende Bevölkerung ausrotteten oder nach den umliegenden Inseln vertrieben. So im sichern Besitz der Inseln, bestimmte die Ostindische Kompanie sie für die Kultur des Muskatnußbaums, die sie auf diese leicht zu bewachenden Eilande beschränkte. 1796 und 1810 fielen die Inseln mit den übrigen Molukken in die Hände der Briten, die sie jedoch 1801 und 1814 an die Niederländer zurückgaben.

Bandage (franz.), s. Verband.

Bandagist (franz.), jemand, der chirurgische Apparate, Binden, insbesondere auch Bruchbänder, verfertigt.

Bandanendruck, s. Zeugdruckerei.

Bandannos, s. Foulards.

Banda Oriental, s. Uruguay.

Bandaseife, s. v. w. Muskatnußöl.

Bandassel, s. v. w. Skolopender.

Bandblumen, s. Dianthus.

Bande (franz. Association de malfaiteurs, ital. Associazione di malfattori), Vereinigung mehrerer Personen zur Begehung einer noch ungewissen Anzahl von Verbrechen einer gewissen Art, z. B. von Verbrechen gegen das Eigentum, oder von Verbrechen überhaupt. Während in Frankreich und Italien die Vereinigung zu einer B. überhaupt strafbar ist, erscheint es nach dem deutschen Strafgesetzbuch (§ 243, Ziff. 6, 250, Ziff. 2) nur als ein Straferhöhungsgrund, wenn Diebstahl oder Raub von mehreren gemeinsam begangen wurde, welche sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden hatten. S. Banden.

Bandeira, s. Sa da Bandeira.

Bandel, Ernst von, Bildhauer, geb. 17. Mai 1800 zu Ansbach, erhielt seine erste künstlerische Ausbildung in Nürnberg, bezog dann die Münchener Akademie und lieferte schon seit 1820 manche gelungene Arbeit zur dortigen Kunstausstellung. Später lebte er längere Zeit in Nürnberg und Rom, kehrte aber 1827 nach München zurück und schuf dort unter anderm eine Charitas, die ihm wegen ihrer Zartheit und Lieblichkeit reichen Beifall erwarb; ferner viele durch geistigen Ausdruck ausgezeichnete Porträtbüsten (König Maximilian Joseph, D. Quaglio, Hofmaler Stieler, Oberbaurat Gärtner). Von 1835 bis 1838 war er in Hannover thätig und siedelte dann nach Detmold über, wo er das kolossale, auf der Grotenburg zu errichtende Denkmal, dessen Plan er aus eignem Antrieb gefaßt hatte, in Angriff nahm; die Ausführung des Unternehmens kam aber aus Mangel an den nötigen Geldmitteln seit 1841 ins Stocken. B. ging darauf nach Italien und lebte später in Hannover, wo er indes das Kolossalwerk nicht ganz ruhen ließ. Mit Aufopferung seines Vermögens arbeitete er langsam daran fort. Aus Reichsmitteln wurden 1871 zur Vollendung des Denkmals 30,000 Mk. bewilligt, so daß 16. Aug. 1875 seine Einweihung in Gegenwart des deutschen Kaisers erfolgen konnte. Das Ganze wiegt mit dem innern Eisengerüst 76,570 kg und hat mit dem 29,8 m hohen Unterbau und der 1,6 m dicken Standplatte eine Höhe von 57,4 m. Es besteht aus einem Unterbau mit Kuppeldach, auf welchem die in Kupfer getriebene Figur Armins mit erhobenem Schwert steht. Außerdem sind noch folgende Arbeiten Bandels erwähnenswert: Amor und Psyche, Venus, Herkules die Schlangen erdrückend, das Grabmal des Direktors v. Langer. Mit Maßmann gab er "Der Exsterstein in Westfalen" (Weim. 1846) heraus. Er starb 25. Sept. 1876 in Neudegg bei Donauwörth.

Bandela (Bundelah), die Bewohner von Bandelkhand (s. d.).

Bandelier, breiter, von der Kavallerie und Feldartillerie über die linke Schulter zur rechten Hüfte getragener Lederriemen, an welchem die Patrontasche hängt. Beim Fußvolk bis zur Einführung der Patrontaschen sehr breites Ledergehänge, an welchem auf der Brust 12-20 hölzerne Büchsen für je eine Pulverladung sowie eine Pulverflasche mit Zündpulver und ein Säckchen mit Kugeln hingen. In gleicher Weise wurden später die Patrontasche über der linken, der Säbel über der rechten Schulter getragen.

Bandelkhand (Bundelkund, "Land der Bandela"), Landschaft im S. der britisch-ostind. Nordwestprovinzen (s. Karte "Ostindien"), liegt zwischen den Flüssen Dschamna im N., Tschambal im W. und den Distrikten Dschabalpur und Sagar der Zentralprovinzen im S. Der kleinere Teil: die Division Dschansi und ein Teil der Division Allahabad der Nordwestprovinzen (27,193 qkm = 494 QM. mit [1881] 2,206,402 Einw.) steht unter englischer Verwaltung, der größere (31,135 qkm = 566 QM. mit [1881] 1,416,580 Einw.) ist unter 31 indische Fürsten verteilt. Die Landschaft ist nur im NO. flach, sonst hügelig; die einzelnen Flußthäler sind von dicht bewaldeten, breiten Hügeln mit plateauartigen Rücken begrenzt und bil-^[folgende Seite]