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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bandwurmmittel; Bandwurmseuche; Banér; Banff

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Bandwurmmittel – Banff

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bandwürmer'

beln, Meerrettich, Möhren, Sardellen, Obst u. dgl.) auftreten und auffallend rasch nach dem Genuß von Milch und nahrhaften Speisen verschwinden. Gewißheit erhält der Kranke erst, wenn einzelne Glieder oder Gliederketten abgehen, oder wenn in Exkrementen die charakteristischen Bandwurmeier mikroskopisch nachweisbar sind.

Den einzig wirksamen Schutz gegen B. bildet die Verhütung der Einfuhr lebender Finnen in den Magen, also die Vermeidung des Genusses rohen oder halbrohen Schweinefleisches und Rindfleisches (und roher Fische). Zur Abtreibung des Bandwurms bedient man sich besondere des ätherischen Extrakts der Farnkrautwurzel oder einer Abkochung der Granatwurzelrinde, welche die wesentlichsten Bestandteile fast aller der zahlreichen Geheimmittel gegen den Bandwurm bilden (s. Bandwurmmittel); beide Mittel leisten fast stets vorzügliche Dienste, vorausgesetzt, daß sie aus frischen Droguen bereitet wurden. Dem gleichen Zweck dienen auch die Kussoblüten, das Kamalapulver, die Kürbiskerne und das gereinigte Terpentinöl. Gewöhnlich läßt man der eigentlichen Kur eine Vorbereitungskur vorausgehen, um den Bandwurm gegen das Abtreibemittel weniger widerstandsfähig zu machen; man erreicht dies am besten durch vorhergehendes Fasten und den Genuß von eingesalzenen Fischen. Als erfolgreich kann eine Bandwurmkur nur dann angesehen werden, wenn der Kopf des Bandwurms mit entfernt worden ist, da sonst der zurückgebliebene Kopf nach wenigen Monaten wieder eine neue Gliederkette erzeugt hat. – Das Hauptwerk über B. wie über Eingeweidewürmer überhaupt ist Leuckarts Buch «Die Parasiten des Menschen u. s. w.» (2. Aufl., Lpz. 1879).

Bandwurmmittel, allgemeine Bezeichnung für zahlreiche Geheimmittel und pharmaceutische Specialitäten gegen den Bandwurm. Die B. bestehen in der Regel aus zwei Teilen, dem eigentlichen B. und dem Abführmittel. Häufig werden auch beide gemischt. Als B. wird entweder gepulverte Kussoblüte oder ein starker Auszug der Granatwurzelrinde, oder am häufigsten Farnextrakt (Extractum Filicis) abgegeben. Die Kussoblüte wird in komprimierten Tabletten oder als Latwerge, das Farnextrakt in der Regel in Gelatinekapseln gegeben. Als Abführmittel dienen Ricinusöl und Sennalatwerge. Die Preise für die als Geheimmittel vertriebenen B. übersteigen stets den reellen Wert derselben bedeutend. Als pharmaceutische Specialitäten werden vertrieben das Berliner, Genfer, Helfenberger und Pohlsche B., als Geheimmittel die Mittel von Bloch (Granatwurzelrindenauszug), von Mohrmann (Farnextrakt und Ricinusöl mit Himbeersaft), von Jacobi (Kussopulver) u. a. m. (S. Geheimmittel.)

Bandwurmseuche, Krankheit der Lämmer, die erzeugt wird durch Aufnahme von Brut der Taenia expansa Rud., die bis zu 60 m lang wird. Die B. tritt in nassen Sommern nach dem Beweiden sumpfiger Wiesen auf. Die mit B. behafteten Tiere zeigen Verdauungsstörungen, wechselnden Appetit, bald Verstopfung, bald Durchfall, .Hinterleibsschmerzen, vor allem aber auffallende Schwäche und Blutarmut und infolgedessen Zurückbleiben in der Entwicklung. Zur Vorbeugung sind feuchte Weiden durchaus zu meiden. Die B. wird schnell beseitigt durch arzneiliche Behandlung der Lämmer mit pikrinsaurem Kalium (0,6–1,25 g in Pillen) sowie durch das Chabertsche Öl (kaffeelöffelweise mit 0,2 bis 0,3 g Brechweinstein verabreicht). ↔

Banér (auch Banner oder Banier), Joh., schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, aus einem alten Geschlecht, geb. 23. Juni 1596 auf Djursholm bei Stockholm, zeichnete sich schon in den Kriegen Gustav Adolfs mit Rußland und Polen aus und stieg bis zum Generallieutenant und Reichsrat empor. 1630 folgte er Gustav Adolf nach Deutschland, hatte teil an der Einnahme mehrerer Orte in Pommern und Mecklenburg und befehligte in der Schlacht bei Breitenfeld (17. Sept. 1631) die Reiterei des rechten Flügels. Er zeichnete sich ferner in den Kämpfen bei Donauwörth und am Lech aus und nahm teil all der Eroberung von Augsburg und München. Bei dem Angriffe auf Wallensteins Lager wurde er schwer am Arme verwundet. Dessenungeachtet übernahm er nach dem Abzuge des Königs nach Sachsen den Oberbefehl über alle Truppen in den vier Oberkreisen und zwang mit Beihilfe Gustav Horns den General Aldringer, Bayern zu räumen. Nach dem Tode des Königs sammelte er als Feldmarschall der Krone Schwedens und des niedersächs. Kreises 1634 ein Heer von 16000 Mann, zog nach Böhmen, vereinigte sich mit dem kursächs. Heere und bedrohte Prag. Die große Niederlage Bernhards von Weimar und Horns bei Nördlingen 1634 zwang ihn jedoch zum Rückzüge. Aus der verzweifelten Lage, in welcher das schwed. Heer in Deutschland nach dem Prager Frieden sich befand, errettete es B. durch die Siege, die er nach seiner Vereinigung mit den Truppen Wrangels und Torstensons bei Kyritz 7. Dez. 1635 und bei Wittstock 4. Okt. 1636 mit 22000 Mann gegen das kursächsische 30000 Mann starke Heer erfocht. B. dehnte den schwed. Machtkreis wieder über ganz Mitteldeutschland aus, mußte sich aber im Juli 1637 hinter die Oder zurückziehen und konnte nur mit Mühe sein Heer aus dem eingeschlossenen Lager von Torgau retten und nach Pommern flüchten. 1639 aber kehrte er mit neuen Kräften zurück, schlug die Sachsen 14. April bei Chemnitz und drang verheerend nach Böhmen, Mähren und Schlesien vor. 1640 zog er sich nach Thüringen und Hessen zurück. Mitten im Winter brach er dann mit den Franzosen unter Guebriant plötzlich auf und überraschte Jan. 1641 Regensburg, wo der Reichstag versammelt war. Nur durch das Schmelzen des Eises der Donau wurde die Einnahme der Stadt verhindert und B. zum Rückzuge gezwungen. Er erreichte unter steten Kämpfen Halberstadt, wo er 20. Juni 1641 starb.

Banff (spr. bännf). 1) Grafschaft in Nordschottland, grenzt im N. an den Moray-Firth (s. d.) auf eine Länge von 48 km, im O. und S. an Aberdeen, im W. an Elgin und Inverneß, hat 1777,4 qkm und (1891) 64190 E., d. i. 36 auf 1 qkm. Die Küste ist felsig, das nördl. Drittel ist mit niedrigen Hügeln, fruchtbaren Thälern und Ebenen bedeckt; der Süden, von der Cairngormkette des Grampiangebirges (Ben Rinnes 837 m, Ben Mac-Dui 1309 m) erfüllt, hat große Waldungen, Weideland und Viehzucht, hauptsächlich Rinder, wenig Schafe. Nur 27 Proz. der Oberfläche sind angebaut, doch liefert der Boden den besten Weizen. Hauptflüsse sind der Spey (s. d.), der reißendste Fluß Großbritanniens, mit dem Avon und dem Deveron. Die Fischerei ist bedeutend; außerdem die Whisky-Brennerei (in Glenlivet). Die wichtigsten Orte sind Banff (s. unten), Macduff, Cullen, Keith, Buckie und Portsoy. –

2) B., ehemals Boinesse, Hauptstadt der Grafschaft B. am Westufer des Deveron, nahe seiner Mündung in den Moray-Firth. ist Hauptsitz der schott. Heringsfischerei und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 366.