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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baron; Baronesse; Baronet; Baronie; Baronisieren; Baronius; Baronstange; Barop; Baroque; Baroskop

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Baron (Julius) - Baroskop

entscheiden. Ebenso hießen vor dem B. die Notabeln der Bürgerschaft von London, York und andern großen, durch Privilegien ausgezeichneten Städten, ingleichen bis zu den Wahlbezirksänderungen der Akte von 1832 diejenigen Parlamentsmitglieder, welche von den fünf Häfen Dover, Hastings, Hythe, Romney und Sandwich in das Unterhaus gesandt wurden. Solche nicht dem hohen Adel zugehörige B. werden Mr. (Mister) Baron tituliert. (S. Baronet.) In Frankreich, wo sich die Montmorency als premiers, die Lusignan als seconds barons chrétiens de France betrachteten, kam die Baronie allmählich dadurch herab, daß auch Aftervasallen, die Lehnsleute der hauts barons oder des Königs in seiner Eigenschaft als bloßer Herzog von Francien (Isle-de-France), den Titel B. erlangten, und daß die Entwicklung des souveränen Königtums die Schranken der alten Lehnsverfassung durchbrach. Die Mitglieder des hohen Adels wurden seitdem zu Herzögen, Prinzen, Grafen und Marquis, und die B. nahmen in der Rangfolge erst die fünfte Stelle ein. - Die roman. Wortform B. kam erst im 17. Jahrh, aus Frankreich und Italien nach Deutschland.

Baron, Julius, Rechtslehrer, geb. 1. Jan. 1834 zu Festenberg in Schlesien, habilitierte sich 1860 in Berlin, wurde 1869 außerord. Professor daselbst, 1880 ord. Professor des röm. Rechts in Greifeswald, 1883 in Bern, 1888 in Bonn. Seine Hauptschriften sind: «Abhandlungen aus dem preuß. Recht» (Berl. 1860), «Die Gesamtrechtsverhältnisse im röm. Recht» (Marb. 1864), «Pandekten» (Lpz. 1872; 8. Aufl. 1893), «Abhandlungen aus dem röm. Civilprozeß» (3 Bde., Berl. 1881-87), «Frz. Hotmanns Antitribonian» (Bern 1888, Festschrift für Bologna). B. gehört zu den Kathedersocialisten und veröffentlichte im Sinne dieser Richtung: «Angriffe auf das Erbrecht» (in den «Deutschen Zeit- und Streitfragen», Berl. 1877), «Über Erbschaftssteuer» (in Hildebrands «Jahrbüchern», Bd. 26), «Zur Fortbildung des Haftpflichtgesetzes» (Heft 19 der «Schriften des Vereins für Socialpolitik», Lpz. 1880), «Die Börsenenquete" (Berl. 1894). Gemeinverständlich gehalten sind die Abhandlung «Das Heiraten in alten und neuen Gesetzen» Lpz. 1874) und Aufsätze in «Nord und Süd».

Baron (spr. -róng), Michel, eigentlich Boyron, Schauspieler, geb. 8. Okt. 1653 zu Paris, wurde unter Molieres Leitung ein vortrefflicher Darsteller tragischer und komischer Rollen und Liebling des Pariser Publikums. Mit 3000 Livres Pension verließ er 1691 die Bühne, betrat dieselbe aber 1720 wieder und fand selbst noch in jugendlichen Rollen Beifall. B. starb 22. Dez. 1729 zu Paris. Von seinen eigenen Lustspielen («Théâtre de M. B.», 2 Bde., Par. 1736; 3 Bde., 1759) hielt sich «L'homme à bonnes fortunes" (1686), in das er einige seiner vielen Liebesabenteuer verwob, lange auf der Bühne.

Baronesse (frz. baronne), Baronin, Freifrau.

Baronet (spr. bärrŏnett), in England das Mitglied einer von Jakob I. begründeten Rangklasse, deren Würde erblich ist, die aber ebenso wie die Klasse der Knights (s. d.), deren Würde nicht erblich ist, zur Gentry, und nicht zur Nobility gehört. Der Titel war anfangs käuflich und wurde begründet, um die Mittel zur Kolonisation der Provinz Ulster in Irland zu beschaffen. Ein B. wird mit dem Wort Sir vor dem Vornamen und dem Titel B. (abgekürzt Bart.) hinter dem Namen benannt. Seine Frau hat im allgemeinen Gebrauch (by courtesy) den Titel Lady; ihr eigentlicher Titel ist Dame.

Baronie, derjenige Grundbesitz, an welchen der Stand als Baron (s. d.) ursprünglich geknüpft ist.

Baronisieren, in den Freiherrenstand erheben.

Baronius, Cäsar, röm.-kath. Kirchenhistoriker, geb. 30. Okt. 1538 zu Sora im Neapolitanischen, kam 1557 nach Rom, wo er sich den Oratorianern anschloß. Er ward Beichtvater des Papstes, apostolischer Protonotar, 1596 Kardinal, ferner Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek, Mitglied der Congregatio ecclesiasticorum rituum sowie der Typographia Vaticana. Er starb 30. Juni 1607 und wurde 1622 von Gregor XV. kanonisiert. Sein bedeutendstes Werk sind die «Annales ecclesiastici a Christo nato annum 1198» (12 Bde., Rom 1588-93; öfter nachgedruckt, am besten in der Antwerpener Ausgabe, 12 Bde., 1601-5), in denen B. den Nachweis versucht, daß die ewigen Rechte Roms, besonders die hierarchische Weltstellung der Kurie, in der Entwicklung des Urchristentums begründet seien. Er verfährt dabei völlig kritiklos befangen in kirchlich-kath. Vorurteilen; doch ist sein Werk als Materialiensammlung schätzbar. Vgl. Pagi, Critica. in universos Annales ecclesiasticos Baronii (4 Bde., Amsterd. 1705; verbessert von Franz Pagi, Antw. 1724), die nebst der Fortsetzung (1198 -1565) der «Annales» von Raynaldi (10 Bde., Rom 1646-77) in die Ausgabe von Mansi (43 Bde., Lucca 1738-59) aufgenommen sind. Weitere Fortsetzungen der Annalen lieferten de Laderchi (für 1565-71, 3 Bde., Rom 1728) und Theiner (für 1572-85, 3 Bde., ebd. 1856-57). Die Übersetzungen in andere Sprachen sind zahlreich. Von den übrigen Werken des B. verdienen Erwähnung: «Martyrologium Romanum» (Rom 1586) und «De Monarchia Siciliae» (auch «Annales ecclesiastici», Bd. XI), welche von Philipp III. von Spanien in seinen Staaten verboten wurde.

Vgl. Barnabeus, Vita Baronii (Rom 1651); Albericis Ausgabe der Epistolae nunc primum editae (3 Bde., ebd. 1759), und Sarra, Vita. del venerabile cardinale Ces. Baronio (ebd. 1862).

Baronstange, die Vorderstange der Harfe.

Barop, Landgemeinde im Kreis Hörde des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, 6 km von Dortmund, an der Linie Witten-Dortmund der Preuß. Staatsbahnen, besteht aus den Dörfern Groß- und Klein-Barop, den Kolonien Rosterbach, Städtisc-Barop, Baroperhaide und den Zechen «Luise» und «Witwe» und hat (1890) 2874 E., Post, Telegraph, evang. und kath. Pfarrkirche; Steinkohlenbergbau, Blechwalzwerk, Maschinenfabriken, Eisengießereien und Ziegeleien.

Baroque (frz.), s. Barock.

Baroskop (grch., «Druckanzeiger»), ältere Bezeichnung für das Barometer (s. d.). Man bezeichnet, zwar unrichtig, aber jetzt allgemein gebräuchlich, mit diesem Worte auch eine ungefähr 15 cm lange, 2 cm weite, oben und unten zugeschmolzene Glasröhre, die eine Auflösung von Salpeter, Salmiak und Kampfer in Weingeist enthält. Bei größerer oder geringerer Temperaturerniedrigung scheiden sich aus diesen Auflösungen die aufgelösten Stoffe mehr oder weniger in Krystallflocken aus, die sich bei zunehmender Temperatur wieder auflösen. Solche Apparate können nicht wie die Quecksilberbarometer eine Veränderung des Luftdruckes anzeigen, geschweige denn als Wettergläser dienen.