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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Barometerblumen - Baron (Titel)

mäßig bewegten Schreibfläche den Barometerstand selbstthätig aufzeichnet.

Regelmäßige Beobachtungen haben ergeben, daß die Schwankungen des Luftdruckes tägliche und jährliche Perioden haben. Im allgemeinen verändert sich der Luftdruck bei Tage am stärksten, in der Nacht am schwächsten. In den großen Kontinenten ist durchschnittlich der Luftdruck im Winter höher als im Sommer. In der Regel ist der durchschnittliche Gang des B. jenem des Thermometers entgegengesetzt. Als mittlerer Barometerstand oder als normale Barometerhöhe am Meeresspiegel bei 0° C. werden 760 mm allgemein angenommen, obschon diese Größe je nach den Breitegraden etwas verschieden ist. Liest man den Barometerstand bei einer andern Temperatur als 0° ab, so muß man bedenken, daß die Länge der Quecksilbersäule, die beim B. das Maß für den Luftdruck ist, sich mit der Temperatur verändert. Mehrere Ablesungen bei verschiedenen Temperaturen lassen sich daher nur dann vergleichen, wenn man die Länge der Säulen für 0° ausrechnet, oder, wie man sagt, auf 0° reduziert. Dies geschieht nach der Formel

^[img],

in welcher b den bei t^{0} abgelesenen Barometerstand, b^_{0} den reduzierten, und α=0,000181 den Ausdehnungskoefficient des Quecksilbers bedeutet. Die Verbindungslinien der Orte von gleichem mittlern Barometerstände heißen Isobaren (s. d.). Ihre Kenntnis ist für die Meteorologie und Klimatologie von hoher Wichtigkeit. Nach der Theorie des Windes (s. d.) von Buys-Ballot (1857-60) strömt die Luft von den Orten höhern nach denen niedern Luftdruckes, also von der Isobare mit höherm nach der mit tieferm Barometerstände. Je größer der Unterschied zweier einander benachbarter Isobaren ist, desto stärker ist der Wind. Die Winde übertragen den Zustand der Atmosphäre von den bereits durchstrichenen auf die noch zu bestreichenden Orte. Da nun die Richtung und Stärke der Winde von der Verschiedenheit im Luftdrucke der betreffenden Orte abhängen, so ist die Kenntnis der Veränderungen des Barometerstandes für die Witterungskunde von der größten Bedeutung. Die Kenntnis der periodischen Barometerschwankungen ist also für das Studium des regelmäßigen Ganges der Winde erforderlich. Da es jedoch außer den regelrechten Schwankungen des B. auch unregelmäßige giebt, so sind letztere für den Umschlag des Wetters von Vorbedeutung. Im allgemeinen läßt sich bei tiefem Stande des B. eher schlechtes als gutes Wetter erwarten. Ein schnelles und starkes Sinken des B. zeigt in der Regel Sturm an. Das rasche Steigen kann als ein Anzeichen für schönes Wetter angesehen werden. Wahrscheinlichere, für einen Tag bestimmte sog. Wetterprognosen lassen sich nur dann aufstellen, wenn außer dem Luftdruck auch andere Zustände der Atmosphäre, wie Temperatur, Feuchtigkeit, elektrisches Verhalten u. s. w. beobachtet werden, so daß das B. allein als Wetterglas untauglich ist.

Barometerblumen, falsche Bezeichnung der Wetterblumen (s. d.).

Barometerprobe, ein kurzes in dem verdünnten Raum der Luftpumpe eingeschlossenes Heberbarometer (s. Barometer), das die Größe des Luftdruckes in diesem Raume anzeigt.

Barometrie (grch.), Lehre vom Barometer.

Barometrische Höhenmessung. Die Barometersäule muß, wie Pascal erkannte, um so höher sein, je tiefer das Barometer in das die Erde umschließende Luftmeer versenkt ist. Auf hohen Bergen ist demnach die Barometersäule kürzer als im Thal. Es ist deshalb möglich, aus dem Höhenstand der Barometersäule auf die Höhe der Berge zu schließen. Ein erster darauf abzielender Versuch wurde von Pascals Schwager Perrier 1648 ausgeführt.

Erheben wir uns in Luft, die den Barometerstand da zeigt, mit dem Barometer nur eine kleine Höhe von m Meter, so sinkt das Barometer auf kb_{0}, wobei k ein von 1 wenig verschiedener echter Bruch ist. Eine weitere Erhebung um m Meter findet nun in Luft von dem Druck kb_{0} und von entsprechend geringerer Dichte statt. Hierbei sinkt das Barometer auf k kb_{0}=k^{2}b_{0}. Für die Erhebung h=n m Meter erhalten wir so den Barometerstand b_{1}=k^{n}b_{0}. Diese Überlegung sowie die Ermittelung von k durch den Versuch führt zur Formel

^{img}

für Briggsche Logarithmen. Eine genauere Formel ist

^{img},

in der t die mittlere Temperatur, φ die geogr. Breite, H die mittlere Seehöhe und

^{img}

ist, worin e_{0}, e^{1} die Spannkräfte des Wasserdampfes an beiden Stationen bedeuten. Der Erhebung von 10 m in Luft von 760 mm Barometerstand entspricht ein Fallen der Barometersäule von ungefähr 1 mm. Man verwendet für Höhenmessungen in der Regel Heber- oder Gefäßbarometer, die so eingerichtet sind, daß sie gefahrlos transportiert werden können (Reisebarometer). Bequemer, aber weniger zuverlässig sind die Aneroidbarometer.

Vgl. Nowak, Das barometrische Höhenmessen (2. Aufl., Wien 1869); Rühlmann, Die B. H. (Lpz. 1870); Wüllerstorf-Urbair, Zur wissenschaftlichen Verwertung des Aneroids (Wien 1871); Höltschl, Die Aneroide (ebd. 1872); Herzog, Praktische Anleitung zum Höhenmessen mittels Dosenbarometers (2. Aufl., Lpz. 1874); Jordan, Höhentafeln für B. H. (Stuttg. 1874); Bauernfeind, Beobachtungen und Untersuchungen über die Genauigkeit B. H. (Münch. 1862); ders., Beobachtungen und Untersuchungen über die Eigenschaften und praktische Verwertung des Naudetschen Aneroidbarometers (ebd. 1874); Schreiber, Handbuch der B. H. (2. Aufl., Weim. 1883).

Barometrisches Gefälle, s. Gradient.

Barometrisches Maximum, s. Luftwirbel.

Barometrisches Minimum, s. Depression.

Barometrograph (grch.), s. Barometer.

Baron (lat. baro, liber baro), nach engl. und altfranz. Staatsrechte, entsprechend dem Freiherrn (s. d.) in der alten deutschen Reichsverfassung, ein Kronvasall, der sein Lehn unmittelbar vom Könige empfängt und diesem als Lord oder Pair zur Seite steht. Noch gegenwärtig ist in England der Übergang in das Oberhaus und die Aufnahme unter den hohen Adel durch Erlangung der Baronie bedingt, wiewohl seit der Entstehung verschiedener Klassen der «Nobility» die bloßen B. noch die Viscounts, Earls, Marquis und Herzöge sowie sämtliche Söhne der Lords aus den zwei letztgenannten Klassen und die ältesten Söhne der Earls im Range über sich haben. Den Titel B. führen ferner in England die Richter des Exchequerhofs, von denen vier in England unter einem Chief-Baron und fünf in Schottland Revenuenprozesse zwischen König und Unterthanen