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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gradabteilung - Gradieren.

chemins de fer de l'Alsace-Lorraine" (1874), "Die Weinsteuergesetzgebung", "Considérations sur les finances et l'administration de l'Alsace-Lorraine" (1877), "Lettres d'un simple bourgeois sur la politique en Alsace-Lorraine" (1882); ferner "Guillaume Philippe Schimper" (1880) u. a.

Gradabteilung, bei Landkarten ein auf die ebene Fläche projiziertes, von 2 Meridian- (Längen-) und 2 Breitengraden umschlossenes Stück der Erdoberfläche; Gradabteilungskarten, die in solchen Abschnitten entworfenen topographischen Spezialkarten ganzer Länder, deren einzelne Blätter aneinander passen und so größere Erdräume zusammenhängend darstellen (s. Landesaufnahme).

Gradabzeichen, s. Abzeichen, militärische.

Gradacac (spr. -tschatz), Bezirksstadt in Bosnien (Kreis Zvornik), mit altem Schloß und (1885) 3076 meist mohammedan. Einwohnern. G. ist Sitz eines Bezirksgerichts und Steueramtes.

Gradatim (lat.), stufenweise, nach und nach.

Gradation (lat.), stufenweise Erhöhung, Abstufung, Steigerung; in der Logik das Aufsteigen von niedern (konkreten) Begriffen zu höhern (abstrakten) oder das Absteigen von höhern zu niedern; in der Rhetorik die allmähliche Steigerung aneinander gereihter Begriffe, welche, mit dem Asyndeton (s. d.) sich verbindend, die Wirkung der Rede verstärken soll. Geht man dabei von dem Schwächern zu dem Stärkern fort, so entsteht eine G. im engern Sinn oder Klimax (z. B. Tapfer ist der Löwensieger, tapfer ist der Weltbezwinger, tapfrer, wer sich selbst bezwang); folgen dagegen die Vorstellungen oder Gedanken in absteigender Ordnung aufeinander, eine Antiklimax (z. B. Wenn wir groß sind, so sind wir es überall, auf dem Thron, im Palast, in der Hütte). - In der bildenden Kunst nennt man G. die Anordnung der Gegenstände nach den Formen, Charakteren, Bewegungen, Farbenabstufungen etc., wodurch in einem Kunstwerk jeder einzelne Teil seine volle Bedeutung für das Ganze erhält.

Gradationsstempel, s. Stempel.

Gradbogen an Winkelmeßinstrumenten ein in Grade und Unterabteilungen derselben geteilter Kreisbogen, in dessen Mittelpunkt das Visierfernrohr des Instruments drehbar ist. Ein mit dem Fernrohr verbundener Index ermöglicht das Ablesen der Winkel auf dem Gradbogen. Für feinere Ablesungen ist ein Nonius oder Vernier vorhanden. G. heißt auch die Markscheiderwage, ein Werkzeug zum Messen des Neigungswinkels (des Steigens oder Fallens), welchen eine Erzlagerstätte, eine Gebirgsschicht, ein Grubenbau (Stollen, Strecke) etc. mit der Horizontalebene bildet. Der G. besteht aus einem an einem Lineal befestigten Halbkreis von dünnem Messingblech. An dem etwa 25 cm langen Lineal sind vorn und hinten Haken angebracht zum Aufhängen des Instruments an einer Schnur; im Mittelpunkt des Halbkreises hängt ein Bleilot an einem Haar. Bei horizontaler Stellung des Lineals spielt das Haar auf den Nullpunkt am tiefsten Punkte des nach beiden Seiten des Nullpunktes graduierten Halbkreises ein. Beim Gebrauch des Instruments gibt man der straff zu spannenden Schnur die Neigungsrichtung des betreffenden Grubenbaues, der Lagerstätte etc., und es zeigt dann das Lot des an die Schnur gehängten Gradbogens den Einfallwinkel an.

Gradel, bunt gestreifte Halbdrille od. Köperleinen.

Grädener, Karl, Komponist, geb. 1812 zu Rostock, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung in Altona und Lübeck, studierte auf den Universitäten zu Halle und Göttingen, wandte sich dann aber der Musik ausschließlich zu, erhielt 1835 die Stelle eines Violoncellsolisten in der Kapelle zu Helsingfors und ging 1839 nach Kiel, wo er erst als Gesangsakademie- und Orchesterdirigent, zuletzt als Universitätsmusikdirektor zehn Jahre lang wirkte. Von 1849 bis 1861 lebte er in Hamburg als Gründer und Leiter einer Gesangsakademie, dann bis 1865 in Wien als Professor des Gesanges, später der Theorie am dortigen Konservatorium, worauf er nach Hamburg zurückkehrte. Er starb hier 11. Juni 1883. Von seinen Kompositionen wurden veröffentlicht: ein Streichtrio, 3 Streichquartette und ein Streichsextett; eine Violinromanze mit Orchesterbegleitung; ein Konzert, 2 Trios, 3 Duos (mit Violine) u. a. für Klavier; außerdem zahlreiche kleinere Werke, wie Lieder, Duette, gemischte Chöre, Klavierstücke etc. G. folgte als Komponist der klassischen Richtung, ohne sich jedoch einseitig und exklusiv gegen andre Standpunkte abzuschließen. Auch auf theoretischem und kritischem Gebiet bethätigte er sich; es erschienen von ihm: "Gesammelte Aufsätze über Kunst, vorzugsweise Musik" (Hamb. 1872); "System der Harmonielehre" (das. 1877) u. a.

2) Hermann, Komponist, Sohn des vorigen, geb. 8. Mai 1844 zu Kiel, besuchte das Wiener Konservatorium, wurde 1862 Organist zu Gumpendorf, 1864 Violinist im Wiener Hoforchester, 1873 Lehrer der Harmonie an der Horakschen Klavierschule und 1877 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Seine kompositorische Eigenart ist der seines Vaters nahe verwandt, doch minder herb. Von seinen publizierten Werken sind hervorzuheben: ein Capriccio und eine Sinfonietta für Orchester, ein Streichoktett, ein Klavierquintett, ein Trio, eine vierhändige Klaviersonate.

Gradévole (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: anmutig, angenehm, gefällig.

Gradient (barometrisches Gefälle), die in Millimetern ausgedrückte Abnahme des Barometerstandes, welche sich ergibt, wenn man von einem Punkt einer Isobare in senkrechter Richtung auf letztern um 1 geogr. Meile fortschreitet. Ein barometrisches Maximum ist umgeben von kreisförmigen Isobaren, welche die Orte mit gleichem Luftdruck verbinden. Die größte Abnahme des Luftdruckes findet man dabei stets, wenn man senkrecht auf die Isobaren, also in der Richtung der Halbmesser, von innen nach außen fortschreitet, und die Zahl, welche angibt, um wieviel Millimeter das Barometer bei diesem Fortschreiten um 1 geogr. Meile fällt, heißt der G. Die Kenntnis des Gradienten gewährt einen sichern Einblick in die augenblicklichen Windverhältnisse. Wie von barometrischen spricht man auch von thermometrischen Gradienten, die sich aus den Isothermen ableiten.

Gradiereisen, ein mit Zähnen versehener Bildhauermeißel.

Gradieren, im Salinenwesen die schwache Sole, resp. das Meerwasser dadurch konzentrieren, daß man sie sehr fein verteilt und mit dadurch erzielter großer Oberfläche dem Einfluß der Luft aussetzt. Dies geschieht auf den Gradierhäusern, Dorngradierhäusern (s. Salz). In der Schnellessigfabrikation nennt man die Fässer, in denen der Essig gebildet wird, Gradierständer, Gradierfässer und die Arbeit selbst g. Im Münzwesen ist g. gleichbedeutend mit legieren, in der Goldschmiedekunst s. v. w. mittels des Gradierwassers die Farbe der Goldlegierungen erhöhen.