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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Asylrecht - Atacama

und Arbeitshäuser genügen für diesen Zweck besonders darum nichts weil sie vielfach unbescholtene Leute mit Verbrechern oder liederlichem Volk in einen Raum zusammenpferchen und so in sittlicher Hinsicht ansteckend wirken. Unter den neuerdings gegründeten A. dieser Art ist eins der größten und am besten eingerichteten das in Berlin.

Asylrecht, s. Asyl.

Asymbolie (grch.), s. Asemie.

Asymmetrie (grch.), Mangel an Ebenmaß; asymmetrisch, unebenmäßig.

Asymmetrisches Kohlenstoffatom, nach Le Bel und van't Hoff Bezeichnung eines Kohlenstoffatoms, das mit vier verschiedenen Elementen oder Radikalen gleichzeitig verbunden ist. Wenn die vier Richtungen chem. Anziehung, die das vierwertige Kohlenstoffatom besitzt, räumlich um dasselbe verteilt sind und im einfachst denkbaren Falle zu ihm wie die Ecken eines Tetraedern zu seinem Mittelpunkte

^[Abb.]

liegen, so sind zweierlei Arten der Gruppierung dieser vier verschiedenen Radikale möglich, die sich wie Spiegelbilder (s. vorstehende Figuren) zueinander verhalten. Die mit gleichen Buchstaben aa, bb, cc, dd bezeichneten Ecken sind hiernach als entsprechende Affinitätspunkte zu denken. Diese Asymmetrie kann die Ursache zur Entstehung isomerer organischer Verbindung sein (s. Isomer).

Asymphonie (grch.), Mangel an Zusammenklang; asymphonisch, mißlautend, unharmonisch.

Asymptote (grch., die «Nichtzusammenfallende»), in der Geometrie eine gerade oder auch krumme Linie, die neben einer gegebenen ins Unendliche sich erstreckenden krummen Linie fortläuft, dergestalt, dass ihre Abstände voneinander immer kleiner werden, je weiter man sie verfolgt, ohne daß beide Linien jemals zusammentreffen. Sie zeigt die Richtung an, der sich ein Zweig der krummen Linie immer mehr nähert. Unter den Kegelschnitten hat die Hyperbel allein A., und zwar zwei, die durch ihren Mittelpunkt gehen und mit der Achse gleiche Winkel bilden. (S. Tafel: Kurven I, Fig. 3.) Man erhält sie, wenn man auf der Hauptachse der Hyperbel in den Scheiteln derselben Perpendikel errichtet, die der halben Nebenachse gleich sind, und durch deren Endpunkte und den Mittelpunkt der Hyperbel gerade Linien zieht. Man kann die A. als Tangenten ansehen, deren Berührungspunkt in unendlicher Entfernung liegt.

Asyndeton (grch., «unverbunden»), in Grammatik und Rhetorik eine Ausdrucksweise, bei der Sätze oder Satzteile (letztere im Lateinischen regelmäßig ohne Bindewörter nebeneinander gestellt werden, z. B. bei Aufzählungen: «Goethe, Schiller, Lessing waren große Dichter». Als rhetorische Figur kommt das A. namentlich in schneller, bewegter Rede vor; ein bekanntes Beispiel ist Cäsars Bericht über seinen asiat. Feldzug: «Veni, vidi, vici» (ich kam, sah, siegte). Gegensatz ist Polysyndeton (s. d.).

Asynenholz, Bezeichnung für das Eichenholz aus der Türkei und Kleinasien.

Asyr, Landschaft in Westarabien, s. Asir.

Asystolie (grch.), die mangelhafte systolische Zusammenziehung und Entleerung des Herzens, häufiges Symptom bei chronischen Herzkrankheiten.

At oder Att, siam. Geldrechnungsstufe und Zink-(neuerdings Bronze-) Scheidemünze, der 64. Teil des aus Silber geprägten Bat (s. d.) = etwa 2 5/8 Pf. Das At gilt ferner in Siam ungefähr 100 Kauri (s.d.).

A.T., Abkürzung für Altes Testament.

A.T., offizielle Abkürzung des Territoriums Arizona der Vereinigten Staaten von Amerika.

Atacama. 1) Wüste in Südamerika, zwischen dem Loafluß im N., dem Copiapofluß im S. und zwischen dem Stillen Meer im W. und der Argentinischen Republik im O., steigt unmittelbar von der Küste steil empor, erhebt sich, hie und da von Schluchten durchschnitten, allmählich bis auf 3-4000 m, zeigt aber nirgends Hochgebirgscharakter. Auf dem höchsten Teile sind eine Menge seichter Mulden, Salares, die mit gesättigter Salzsole oder festem Salz erfüllt und oft Tagereisen lang sind und nicht selten an ihrem Ufer boraxsauren Kalk haben, wie der See von Maricunga im Nordosten von Copiapo. In dieser Höhe sind aber eine Menge von Vulkanen aufgesetzt, die im allgemeinen in einer Reihe von N. nach S. liegen und riesige Höhen erreichen, wie der Llullaillaco (6170 m hoch). Bergketten gibt es nirgends, auch von einem Randgebirge kann nicht die Rede sein. Am westl. Rande tritt Granit und Porphyr auf, auch an einzelnen Stellen im Innern, sonst zeigen die Schluchten rote Tongebilde (vielleicht der Buntsandsteinformation angehörig) und darüber versteinerungsreiche schwarze Schichten der Liasformation, z. B. bei Caracoles. Die Oberfläche wird meist von Trachytlaven gebildet. Im westl. Teil der A. regnet es nie, derselbe ist daher fast ohne Vegetation und ohne menschliche Ansiedelungen; die Küstenorte haben fast nur destilliertes Meerwasser als Trinkwasser. Alle 30 oder 40 Jahre kommt wohl einmal ein wolkenbruchartiger Regen, dessen Wassermassen zuweilen das Meer erreichen. Der östl. Teil hat mehr Niederschläge und ab und zu Oasen mit reichlichem Viehfutter für kleine Lama- oder Eselherden. Ziemlich häufig ist eine kleine Art des Geschlechts Ctenomys (s. Kammratten), Ocultos genannt. Die in neuester Zeit entdeckten Erzlager haben Ortschaften und Eisenbahnen entstehen lassen in Gegenden, in denen früher kein Mensch lebte.

Vgl. Philippi, Reise durch die Wüste A. (Halle 1860); über den östl. Teil Al. Bertrand, Memoria sobre las Cordilleras da Desierto de A. (Santiago 1885).

2) Provinz im nördl. Chile, grenzt im O. an Argentinien, im S. an die Provinz Coquimbo, im W. an den Stillen Ozean; im N. trennt sie der 26.° südl. Br. von dem ehemals zu Bolivia gehörenden Teil der Wüste A., der jetzigen chilen. Provinz Antofagasta (s. d.). Sie ist größtenteils steinige Wüste und fast ohne Vegetation (s. oben 1), hat 73500 qkm, einschließlich der Wüste 103500 qkm, 71429 E. und zerfällt in die 4 Departements Copiapo, Freirina, Ballenar und Chañaral mit den gleichnamigen Hauptorten. Hauptstadt der Provinz ist Copiapo (s. d.). Die Einwohner leben meistens in den Tälern des Copiapo und Huasco sowie an den Bergwerken. Besonders wichtig sind die reichen Kupferlager, die schon in alter Zeit abgebaut wurden, namentlich die von Chaco und im O. von