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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Batatas; Batate; Batava castra; Bataver; Batavia

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Batatas - Batavia.

Batatas Chois. (Batate, süße Kartoffel), Gattung aus der Familie der Konvolvulaceen, kriechende oder windende Kräuter oder Sträucher mit glockenförmigen Blüten und vierfächeriger Frucht. B. edulis Chois. (Convolvulus B. L., Ipomoea B. Lam., in Ostindien Jedicu, Kappa Kelengu, in Peru Apichu genannt; s. Tafel "Nahrungspflanzen I"), ursprünglich in Amerika einheimisch, jetzt aber in allen Tropenländern, selbst in Europa bis gegen den 40. Grad angepflanzt, hat einen kriechenden oder windenden, 1,6-1,9 m langen Stengel, langgestielte, herzförmige, ausgeschweifte oder buchtig drei- bis siebenlappige Blätter und gegen 5 cm lange, inwendig purpurrötliche, außen rötlich gestrahlte, bisweilen auch ganz weiße oder ganz rote Trichterblumen und ist durch ihre Wurzelknollen eine der nützlichsten Brotpflanzen der wärmern Länder. Die faserige, kriechende Wurzel treibt an den Fasern mehrere fleischige Knollen, die meist walzen- oder spindelförmig, doch auch anders gestaltet, weiß oder purpurn (dann innen gelblichweiß), stärkereich, süß und voll Milchsaft sind. Sie sollen ein Gewicht von 25 kg erreichen, gewöhnlich werden sie aber nicht schwerer als 1,5-6 kg. Man hat, wie bei den Kartoffeln, eine Menge Abarten, die sich nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch den Geschmack unterscheiden. Sie enthalten 1-1,5 Proz. eiweißartige Stoffe, 9-16 Proz. Stärke, 3,5-10 Proz. Zucker, 0,5 Proz. Zellstoff, 0,2-0,3 Proz. Fett, 3 Proz. Salze und 79-67 Proz. Wasser. Die Bataten sind sehr nahrhaft, leichtverdaulich und gesund. Sie werden auf verschiedene Art zubereitet, fast wie die Kartoffeln; doch zieht man sie im Geschmack diesen vor. Gewöhnlich werden sie in Butter geröstet, jedoch auch roh und gekocht gegessen, auch als Salat und mit Zucker eingemacht. Aus dem Stärkemehl, welches man aus den geriebenen Bataten gewinnt, bäckt man Brot; durch Gärung bereitet man ein geistiges Getränk daraus. Sie geben auch ein gutes Viehfutter. Die jungen Blätter benutzt man als Gemüse. Die Kultur der Bataten erfordert in den heißen und warmen Ländern nur wenig Arbeit. Sie wachsen in jedem Boden, am besten auf magern Feldern. Man macht Löcher 1 m weit auseinander und legt die Reiser oder Triebe von alten Pflanzen hinein oder auch abgeschnittene Schößlinge und Scheiben von den Wurzeln. Die Ranken läßt man fortkriechen, drückt sie stellenweise auf die Erde und legt einen Stein darauf. So läßt man sie 3-4 Monate wachsen, bis die hintern Blätter gelb werden, dann gräbt man die eingedrückten Kniee mit den Knollen aus und läßt die übrigen Ranken stehen. So kann man einige Jahre auf demselben Feld Bataten graben; nachher aber werden die Blätter kleiner, und die Knollen bleiben aus. In Deutschland läßt sich die Batate nur im Mistbeet ziehen. Eine besonders gute Sorte Bataten führt den Namen Camotes. Die Batate wurde 1519 bekannt, wo Pigafetta über ihre Kultur in Brasilien berichtete; bald darauf ward sie in Spanien eingeführt, und von dort und den Kanaren kam sie noch vor der Kartoffel nach England. Man baut sie gegenwärtig in Indien, China, Japan, auf dem Malaiischen Archipel etc., dann sehr allgemein in Amerika, in Alabama, Texas, Carolina, selbst bis New York (in den Südstaaten jährlich 42 Mill. Bushels). Auch auf den Kanaren, auf Madeira und in Nordafrika wird sie kultiviert, ebenso in Südeuropa, wo sie indes doch nicht recht gedeiht. Für Deutschland eignet sie sich nicht und kann höchstens in warmen Gartenlagen des Südens gezogen werden. Eine andre Art, B. Jalapa Chois. (Convolvulus Jalapa L., Ipomoea Jalapa Pursh), perennierend in Mexiko bei Jalapa und Veracruz, in Georgia, Florida, Carolina, Brasilien, mit fleischiger, spindelförmiger, sehr großer, weißlicher Wurzel, galt früher als die Stammpflanze der Jalappenwurzel, besitzt auch purgierende Eigenschaften und liefert wahrscheinlich die Radix Mechoacannae. Die 60 cm langen, schwärzlichen, inwendig weißen, milchenden Knollen von B. paniculata Chois., in Australien, Ostindien, Westafrika, Guayana, Brasilien etc., werden in Westafrika als Nahrungsmittel kultiviert. Fälschlicherweise wird auch eine Art der in China und Japan heimischen Yamswurzel B. genannt.

Batate, s. Batatas.

Batava castra, altröm. Kastell in Rätien, an der Mündung des Önus (Inn) in den Danubius (Donau); jetzt Passau.

Bataver, german. Volk im belgischen Gallien (s. Karte "Germanien etc."), auf der Betuwe oder Batavischen Insel (Batavorum insula) zwischen Rhein und Waal, später auch südlich von Waal und Maas sowie nördlich zwischen Yssel, Zuidersee und dem Ozean ansässig, zu dem auch die Kaninefaten an der germanischen Grenze gehörten. Die B. wurden unter Augustus Bundesgenossen der Römer, denen sie als gewandte Schiffer und treffliche Reiter gute Dienste leisteten. Sie erhielten den Ehrentitel der Freunde und Brüder des römischen Volks. Als sie bedrückt wurden, empörten sie sich mit den Belgen unter der Führung des Claudius Civilis, wurden aber nach anfänglichem Erfolg 71 n. Chr. durch Cerealis der römischen Herrschaft wieder unterworfen, behielten jedoch auch jetzt ihre alten Rechte. Seit dem 3. Jahrh. wurden die B. durch die Chamaven und Franken beunruhigt; letztere setzten sich Anfang des 5. Jahrh. in ihrem Gebiet fest, und mit ihnen verschmolzen die B. zu Einem Volk.

Batavia, das Land der Bataver, besonders der Teil zwischen der Waal, Yssel, Zuider- und Nordsee; später lateinischer Name für Holland und das gesamte Königreich der Niederlande.

Batavia, die Hauptstadt der gesamten niederländ. Besitzungen in Ostindien, Sitz des Generalgouverneurs und das Hauptemporium des niederländisch-asiatischen Handels, liegt am westlichen Ende der Nordküste von Java, unter 6° 8' südl. Br. und 106° 50' östl. L., an der Südseite einer breiten und geräumigen Bai und am Tschiliwung, einem schmalen und seichten, nur für Boote befahrbaren Wasserlauf, der in Verbindung mit benachbarten Gewässern in ein weitläufiges Kanalnetz zerlegt ist, von welchem die Stadt durch- und umzogen wird (s. Plan). Derselbe wird nur durch fortwährende Ausbaggerung befahrbar erhalten und seine Mündung durch die sich bildenden Morastbänke immer weiter in die See hinausgeschoben, so daß sie sich jetzt bereits 4 km unterhalb der Stadt befindet. Das alte ursprüngliche B., nach altholländischer Art mit rechtwinkelig sich schneidenden Straßen gebaut, bildete ein längliches, von einer Mauer mit fünf Thoren und einem Stadtgraben umzogenes Viereck; hatte eine Citadelle mit den Regierungsgebäuden und war bis 1808 das eigentliche Zentrum der Bevölkerung; nur die von Eingebornen bewohnten Vorstädte (Kampongs) lagen außerhalb der Stadtmauern. 1808 ließ der Generalgouverneur Daendels die Befestigungswerke der Stadt, die seit der völligen Unterwerfung der Insel überflüssig erschienen, abtragen und verlegte, um dem wahrhaft mörderischen Klima der tief auf Sumpfboden liegenden Stadt zu entgehen, den Sitz der Regierung nach der 6 km landeinwärts höher und gesünder ge-^[folgende Seite]