Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bazzī; Bazzīni; Bché.; Bchst.; Bco.; Bdellium; Bdellometer; Bdellotomīe; B dur; Be; Beach; Beachy Head; Beaconsfield

568

Bazzi - Beaconsfield.

die Regierung Ludwigs XII., der sie, obgleich selbst von ihr nicht verschont, begünstigte und ihr 1500 sogar erlaubte, ihre Bühne auf der berühmten Table de marbre im Justizpalast aufzuschlagen. Die Gilde selbst bestand bis zur Revolution fort. Vgl. Fabre, Les clercs du Palais. Études historiques sur les Bazoches (2. Aufl., Par. 1875); M. Monnier, Les aïeux de Figaro (das. 1868).

Bazzī, Giovannantonio, ital. Maler, s. Soddoma.

Bazzīni, Antonio, Violinspieler und Komponist, geb. 1818 zu Brescia, war bereits mit 15 Jahren ein ausgezeichneter Solospieler und wurde zwei Jahre später Chordirigent an einer Kirche seiner Vaterstadt. Im J. 1841 machte er seine erste Kunstreise, die ihn durch Oberitalien, Deutschland, wo R. Schumann Freundschaft mit ihm schloß, England und Frankreich führte, und von der er nach mehreren Jahren als berühmter und gefeierter Künstler nach Brescia zurückkehrte. Später ließ er sich in Florenz nieder, übernahm jedoch 1873, nachdem er sich mehr und mehr der ernsten Komposition zugewendet, die Stellung eines Kompositionslehrers am Konservatorium zu Mailand. Als Geiger zeichnet er sich durch vollendete Technik und Lieblichkeit des Tons aus, als Komponist durch eine unter seinen Landsleuten seltene Gediegenheit, die sich nicht nur in seinen größern Vokalwerken (darunter die Oper "Turandot" verschiedene Psalmen, Symphoniekantaten und die Ouvertüre "Saul"), sondern auch in seinen zahlreichen, überaus brillanten Kompositionen für sein Instrument bekundet.

Bché., bei botan. Namen Abkürzung für P. Fr. Bouché (s. d.).

Bchst., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. M. ^[Johann Matthäus] Bechstein (s. d.).

Bco., Abkürzung für Banco.

Bdellium, Gummiharz von Balsamodendron Mukul Hook., in Sind und Belutschistan, ist rotbraun, riecht wie Myrrhe, schmeckt bitter, klebt an den Fingern, erweicht beim Kauen, gibt mit Wasser eine gelblichgraue Emulsion und findet sich als Beimischung in der Myrrhe. Afrikanisches B., von Bdellium africanum Arn. in Senegambien, ist mehr gelbrot, enthält 58 Proz. Harz und 36 Proz. Bassorin und findet sich unter dem Senegalgummi. B. diente früher zu Salben, Pflastern und Räucherwerk.

Bdellometer, veraltete Form eines von Sarlandière erfundenen künstlichen Blutegels.

Bdellotomīe (griech.), das Anschlagen der saugenden Blutegel mit dem Aderlaßschnepper, um die Menge und Schnelligkeit der Blutentleerung durch dieselben zu steigern; von J. Beer in Berlin angegeben.

B dur (ital. Si. ♭ maggiore, franz. Si bémol majeur, engl. B flat major), s. v. w. B mit großer Terz. B dur-Akkord = b d f. Über die B dur-Tonart, zwei ♭ vorgezeichnet, s. Tonart.

Be, in der Chemie Zeichen für Beryllium.

Beach, Baronet, s. Hicks-Beach.

Beachy Head (spr. bihtschi hedd), Vorgebirge in der engl. Grafschaft Sussex, am Kanal, bei Eastbourne, aus 178 m hohen Kreidefelsen bestehend, mit Leuchtturm und gewaltigen Höhlen nach der Seeseite; bekannt durch den Sieg der französischen Flotte unter Tourville über die britisch-holländische unter Lord Torrington 10. Juli 1690.

Beaconsfield (spr. béckensfihld), Städtchen in Buckinghamshire (England), 13 km von Windsor, mit 1635 Einw. Der Dichter Waller und Edmund Burke starben hier. Disraeli nahm 1876 den Titel eines Earl of B. an.

Beaconsfield (spr. béckensfihld od. bihkens-), Benjamin Disraeli, Earl of, brit. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 21. Dez. 1804 zu London, Sohn des Schriftstellers Isaak Disraeli (s. d.), stammte aus einer jüdischen Familie, die am Ende des 15. Jahrh. vor der spanischen Inquisition nach Venedig flüchtete und 1748 nach England übersiedelte. Isaak Disraeli sagte sich 1817 vom Judentum los und ließ auch an einem Sohn die Taufe vollziehen. Sorgfältig von einem Vater erzogen, ward B. 1821 Lehrling einer Advokatenfirma, widmete sich aber gleichzeitig der litterarischen Thätigkeit und spielte schon früh durch seine interessante Erscheinung und seinen Witz eine Rolle in der aristokratischen Gesellschaft Londons. 1826 erschien der erste Band seines Romans "Vivian Grey", der insbesondere wegen seiner scharfen und getreuen Schilderungen der Sitten der höhern englischen Kreise Aufsehen erregte; fast unbewußt legte er dem ehrgeizigen Helden, dem Sohn eines Schriftstellers, der durch kalte Berechnung und kluge Benutzung der menschlichen Leidenschaften emporzukommen sucht, Züge seines eignen Charakters bei. Seine spätern Romane: "Popanilla", "The wondrous tale of Dav. Alroy", "The young duke" (1831), "Contarini Fleming" (1832), "Henrietta Temple" (1836) und "Venetia" (1837), erhielten eine eigentümliche orientalische Färbung unter dem Eindruck der Reise, die B. nach dem Süden Europas und nach dem Orient unternahm, wo er auf seine jüdische Abstammung stolz wurde. Schriftstellerisch allgemein bekannt geworden, bewarb er sich 1832 zu Wycombe, anfangs mit radikaler Unterstützung, um einen Sitz im Unterhaus, doch mehrere Jahre ohne Erfolg. Während der Wahlkämpfe sprach er sich immer schärfer gegen die Whigs aus und näherte sich den Tories, doch nahm er in seinem politischen Glaubensbekenntnis, der Broschüre "What is he?" (1833), noch eine Mittelstellung ein. 1835 trat er aber schon als Kandidat der Tories auf, verteidigte deren Anschauungen in der Schrift "Vindication of the English constitution" (1835) und ward endlich 1837 zu Maidstone in das Unterhaus gewählt. Mit seiner Jungfernrede (7. Dez. 1837) erlitt er freilich eine empfindliche Niederlage; das Gelächter und der Lärm seiner Gegner zwangen ihn, seinen Vortrag abzubrechen. Doch ließ er sich nicht entmutigen und schloß seine Rede mit den Worten: "Und wenn ich mich jetzt auch niedersetzen muß, die Zeit wird kommen, da man mich hören wird". Indem er schon wenige Tage darauf und dann wiederholt das Wort ergriff, errang er sich allmählich eine geachtete Stellung im Haus. Um dieselbe Zeit erlangte er ökonomische Unabhängigkeit durch die Heirat mit einer ältern, reichen Witwe, einer Mrs. Lewis.

B. bildete mit einer Anzahl litterarischer und politischer Freunde (darunter Lord John Manners und George Smyth, der spätere Lord Strangford) eine Gruppe, die man als das junge England bezeichnete. Die politischen Anschauungen dieses Kreises brachten Beaconsfields nächste Romane: "Coningsby, or the new generation" (1844), "Sybil, or the nations" (1845) und "Tancred, or the new crusade" (1847), zu lebhaftem Ausdruck. Der Grundgedanke derselben war, daß die herrschende Whigaristokratie in keiner Weise als eine Vertretung der Interessen und Bedürfnisse des Landes gelten könne; die durchaus notwendige Regeneration Englands könne vielmehr nur ausgehen von der regenerierten Torypartei, welche sich der wahren Interessen des Volks annehmen und mit einem starken, populären Königtum verbinden müsse: Ideen, welche damals fast gar nicht verstan-^[folgende Seite]