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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bazardschik; Bazarne; Bazas; Bazeilles; Bazen; Baziás; Bazin; Bazin de Raucou; Bazoche

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Bazardschik - Bazoche.

wannen. Den Inhalt dieser Vorlesungen gibt die "Exposition de la doctrine de Saint-Simon" (Par. 1828-30, 2 Bde.; 2. Ausg. 1854) wieder. Besonders erhielt darin die materielle Seite des Saint-Simonismus ihre systematische Ausbildung. 1829 wurde der "Organisateur", eine Wochenschrift, gegründet und das "Collège", die Vereinigung der Eingeweihten, eingerichtet, B. und Enfantin wurden zu Häuptern der Lehre gewählt. Ihre eigentlichen Ziele legten beide 1830 in der "Religion saint-simonienne", einer an den Präsidenten der Deputiertenkammer gerichteten Broschüre, dar und begründeten sie weiter in dem seit 1830 herausgegebenen neuen und einflußreichen Blatt "Le Globe". Bald jedoch entwickelte sich eine Spaltung in der Schule, in deren Folge B. als Gegner des immer exzentrischer auftretenden Enfantin im November 1831 aus derselben ausschied (s. Enfantin). Er zog sich nach Courtry bei Montfermeil zurück und starb daselbst 29. Juli 1832.

Bazardschik (Hadschi Oglu B.), Stadt in Bulgarien, südöstlich von Silistria, hat eine wichtige Messe (im April), ein gutes Hospital, 12 Moscheen und (1881) 9545 Einw. (überwiegend Türken und Tataren). B., vor ca. 300 Jahren gegründet, wurde 2. Juni 1774 und 3. Juni 1810 von den Russen erobert.

Bazarne (spr. basárn), guter roter Burgunderwein aus der Nähe von Vermenton.

Bazas (spr. basahs; im Altertum Castrum Vasatum), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gironde, durch Eisenbahn mit Bordeaux verbunden, mit schöner gotischer Kathedrale, einem geistlichen Collège, Leder-, Woll- und Hutfabriken und (1881) 2976 Einw. B., zur Römerzeit als Cossio, die Hauptstadt der Vasaten, ein blühender Ort, war seit dem 5. Jahrh. bis 1792 Bischofsitz. Die Umgegend heißt Bazadais.

Bazeilles (spr. basäj), Dorf im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Sedan, an der Ostbahn, mit 2000 Einw. und metallurgischen und Tuchfabriken, bildete in der Schlacht bei Sedan (1. Sept. 1870) den Stützpunkt des rechten Flügels der französischen Armee und ward von 12,000 Mann Marineinfanterie sechs Stunden lang gegen das anstürmende 1. bayrische und Teile des 4. preußischen Armeekorps auf das hartnäckigste verteidigt, wobei sämtliche Häuser zerstört wurden.

Bazen, Negervolk, s. Schangalla.

Baziás (spr. -siasch), Markt im ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der Donau, Endstation der Budapest-Temesvár-Baziaser Bahn, zugleich Dampfschiffstation, mit (1881) 516 Einw., Wein- und Seidenbau, Spiritus- und Slibowitzbrennerei. B., heute ein wichtiger Verkehrspunkt mit bedeutenden Neubauten, war früher nur ein ärmliches Dorf.

Bazin (spr. basäng), 1) Jacques Rigomer, franz. Demokrat und Publizist, geb. 1771 zu Le Mans, ergriff anfangs mit Eifer die Grundsätze der Revolution, stellte sich aber dann in seiner Vaterstadt an die Spitze einer Partei (Bazinisten), welche gegen die Schreckensherrschaft entschiedene Opposition machte. Da er den Gewaltthaten des Konventskommissars Garnier in Le Mans entgegentrat, wurde er von diesem nebst elf Mitgliedern des Klubs verhaftet und nach Paris gesandt, wo die Angeklagten erst nach dem 9. Thermidor ihre Freiheit wiedererhielten. B. setzte nun in Le Mans und Paris als Journalist und als Lehrer seine Thätigkeit für die republikanische Sache fort. 1812 verband er sich mit General Mallet und wurde als Mitwisser von dessen Verschwörung verhaftet und interniert. Während der Hundert Tage hielt er zu den Fahnen Napoleons I. und ließ in Orléans einen Aufruf zu einem allgemeinen Aufstand gegen die fremden Heere drucken. Später zog er sich nach Le Mans zurück, wo ihn vorzugsweise die Abfassung demokratischer Flugschriften für das Volk beschäftigte. B. fiel in einem Duell mit einem jungen Offizier 20. Jan. 1820. Außer seinen Pamphleten, die unter dem Titel: "Lynx" und "Suite du Lynx" vereinigt erschienen, schrieb er ein Melodrama: "Jacqueline d'Olzbourg" (1803); "Charlemagne", eine Tragödie (Le Mans 1807); "Lettres françaises" (1807); "Lettres philosophiques" (1814); "Seïde", Novelle (1816); "Voltaire et Rousseau, conte si l'on veut" (1817).

2) François Emmanuel Joseph, Komponist, geb. 4. Sept. 1816 zu Marseille, trat 1834 in das Pariser Konservatorium ein und errang 1840 den römischen Preis mit der Kantate "Luyse de Montfort". Nach dreijährigem Aufenthalt in Italien, wo er eine Anzahl geistlicher Kompositionen schrieb, nach Paris zurückgekehrt, wurde er als Lehrer, zuerst des Solfeggio, dann der Harmonie, am Konservatorium angestellt. 1846 debütierte er als dramatischer Komponist mit der Operette "Le trompette de M. le prince", welcher eine Reihe von komischen Opern folgte, unter denen "Maître Pathelin" (1856) und "Le voyage en Chine" (1865) sich durch eine Fülle anmutiger und pikanter Melodien sowie durch interessante Instrumentierung auszeichnen. Auch veröffentlichte er ein Lehrbuch der Harmonie unter dem Titel: "Cours d'harmonie théorique et pratique". Nach der Ernennung A. Thomas' zum Direktor des Konservatoriums (1871) übernahm B. dessen Stelle als Kompositionslehrer; beim Tod Carafas wurde er als Nachfolger desselben zum Mitglied der Akademie der schönen Künste erwählt.

Bazin de Raucou (spr. basäng d'rokuh), Anaïs, franz. Historiker, geb. 26. Jan. 1797 zu Paris als Sohn eines Advokaten, studierte daselbst die Rechte und wurde 1818 Advokat, widmete sich aber bald wissenschaftlichen Studien und starb 1850. Er lieferte der "Quotidienne" unter fremdem Namen viele Artikel, arbeitete auch an dem "Livre de Cent-et-un", an der "Revue de Paris", am "Plutarque français" etc. Seine übrigen Werke sind: "Eloge historique de Chrétien Guillaume Lamoignon de Malesherbes" (Par. 1831); "La cour de Marie de Médicis. Mémoires d'un cadet de Gascogne 1615-18" (1830); "L'époque sans nom. Esquisses de Paris en 1830-1833" (1833, 2 Bde.); "Histoire de France sous Louis XIII" (1837, 2. Aufl. 1846, 4 Bde.), welche 1840 mit dem Gobertschen Preis gekrönt wurde; "Histoire de France sous le ministère du cardinal Mazarin" (1842, 2 Bde.); "Notes historiques sur la vie de Molière" (2. Aufl. 1851); "Études d'histoire et de biographie" (1844).

Bazoche (spr. -sósch; les clercs de la B.), ursprünglich die Gilde der Pariser Advokatengehilfen (clercs), deren Oberhaupt den Titel "Roi de la B." führte. Der Verein erhielt 1303 vom König Philipp das Privilegium zur Aufführung geistlicher Schauspiele und bildete eine eigne allegorische Gattung moralischer Spiele, die "Moralités", aus, neben denen er später die sogen. Sottien (s. d.) und Farcen (s. d.), die Grundlage der nationalen Komödie Molières, darstellte. Die beste dieser Farcen war der komische Prozeß "Pathelin" (zuerst 1480 dargestellt), worin sich die Gesellschaft über die Schwächen ihres eignen Standes lustig machte. Die Ausartung der Satire hatte vielfache Verbote zur Folge, die schließlich (1540) zu gänzlicher Aufhebung der Erlaubnis, dramatische Darstellungen zu geben, führte. Die Glanzzeit der B. fällt in