Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Binturong; Binue; Binz; Binz (Karl)

14

Binturong – Binz

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Binterim'

waltete. B. war ein streng ultramontaner Theolog und zeigte sich als solcher auch schriftstellerisch bei dem Streite der preuß. Regierung mit dem Erzbischof Droste zu Vischering (s. d.) – er verbüßte 1838 eine sechsmonatige Festungsstrafe zu Wesel – und bei Gelegenheit der Wallfahrt nach Trier zum heiligen Rock 1844. Außer vielen kleinen Schriften veröffentlichte er: «Die alte und neue Erzdiöcese Köln» (4 Bde., Mainz 1828–30, mit Mooren zusammen),«Denkwürdigkeiten der christkath. Kirche» (7 Bde., 2. Ausg., ebd. 1840–42), «Pragmatische Geschichte der deutschen Konzilien» (7 Bde., ebd. 1835–49; 2. Aufl. 1852).

Binturong, s. Marderbär.

Binuë oder Benue, mißverständlich auch Tschadda genannt, der größte Nebenfluß des Niger (s. d.) in Westafrika, entspringt nördlich von Ngaundere unter 8° nördl. Br. und 13° 45' östl. L. von Greenwich, nimmt bei Ribago (278 m ü.d.M.) den Majo Kebbi, einen Ausfluß des Nabaratsee, auf und erreicht hier eine Breite von 100 m. Von Taepe an strömt er 500–1000 m breit, von zahlreichen Inseln durchsetzt, in einer Thalweite von 15 bis 30 km bis zur Mündung in den Niger bei Lokodscha (81 m ü.d.M. und 480 km entfernt von der Küste). Schiffbar ist der B. von der Mündung bis Ribago, auf einer Strecke von 1100 km, doch nur vom Mai bis Anfang Januar. Denn er verringert seine 3–9 m betragende Tiefe in der Regenzeit auf 0,8 m in der Trockenzeit. Der B. erhält als Zuflüsse von rechts außer dem Majo Kebbi: den Gongola (Gadschem, Gabi) und Kaddera von dem 2100 m hohen Sarandagebirge in Bautschi; den Okwa aus den Bergen von Saria; von links strömen ihm als schiffbare Gewässer zu der Faro (s. d.), der Tarabba, Bantadschi mit Donga Wukari von den 2000 m hohen Genderobergen und der Katsena Allah. Seine Ufer begleiten von Jola abwärts, nördlich: die 200 km lange Muribergkette mit dem Tangale (1000 m) und zwischen Muri und Schebu die Ausläufer der Dutschin-Madakette; südlich: die Fumbinaberge (1000 m), das Albemarlegebirge am Tarabba (1500 m) und die Oldfieldberge unmittelbar östlich von der Mündung des Niger.

Die Gebrüder Lander, welche 1831 auf ihrer Hinabfahrt auf dem Niger die Mündung des B. passierten, berichteten, dieser Strom sei der Schari, der aus dem Tsadsee fließe. Eine 1833 von einem Liverpooler Handelshause ausgerüstete Nigererpedition unter Laird, Allen und Oldfield fuhr den B. fast 120 km aufwärts. Es war H. Barth, der 1851 den obern Lauf und den Namen des Stroms entdeckte und ihn bei Taepe im Juni dieses Jahres überschritt. Seine wichtige Entdeckung gab dem Geographen A. Petermann die Anregung zur Betreibung einer Dampfbootexpedition, für welche die engl. Regierung 5000 Pfd. St. bewilligte. Diese Expedition unter Baikie kam 1854 mit dem Dampfschiff Plejade aufwärts bis Gurowa, dem Hafen von Muri, und mit einem Boote noch 66 km weiter, 630 km von der Mündung des B. Die Fahrt zeigte auf der untersten Strecke wegen stellenweiser Seichtigkeit und Versandung Schwierigkeiten. Weiter aufwärts fand man bequemes Fahrwasser und wurde nur durch Mangel an Brennholz für die Dampfmaschine zur Umkehr genötigt. Ed. Vogel überschritt 1855 den B. zweimal, einmal da, wo die Expedition von 1854 umgekehrt war, dann etwa 150 km weiter unterhalb. Eine zweite, großartig ausgestattete Expedition von 1857, ebenfalls unter Baikie, hat jedoch die ↔ Kenntnis des B. nicht erheblich gefördert und ebensowenig die große Erwartung erfüllt, eine ununterbrochene Wasserstraße nach dem centralen Sudan wirklich zu eröffnen. Rohlfs verfolgte auf seiner Reise quer durch Afrika 1867 den untern Lauf des B. Robert Flegel (s. d.) hat am meisten die Kenntnis von dem ganzen Lauf des B. vervollständigt. Er befuhr ihn zum erstenmal auf dem engl. Missionsdampfer Henry Venn im Juli 1879 und erreichte den Endpunkt seiner Schiffbarkeit. Ende Juli 1882 brach er zum zweitenmal von Jola in Adamaua auf und erreichte über Sagdsche und Sakka die Quellflüsse des B. Ferner stellte Flegel die Schiffbarkeit der südl. Binuezuflüsse zur Hochwasserzeit fest, insbesondere hinsichtlich des Tarabba; auch überschritt er bei Ngaundere und Banjo die durchschnittlich in 1300 m Meereshöhe verlaufende Wasserscheide zwischen dem B. und seinen südl. Nebenflüssen einerseits und dem zum Schari nach Osten gehenden Logone und den westlich fließenden Quellläufen des Kamerunsystems andererseits. Nach vielen Bemühungen gelang es ihm endlich, für diese längste ununterbrochen schiffbare Wasserstraße Afrikas, den Niger-Binue, das deutsche Großkapital zu gewinnen; Anfang Dez. 1884 bildete sich zu Hamburg die deutsche Binue-Gesellschaft mit einem Kapital von 500000 M., um die Ergebnisse von Flegels Forschungen praktisch zur Verwertung zu bringen. Diese Pläne wurden durchkreuzt durch das zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien 27. Juli und 2. Aug. 1886 getroffene Übereinkommen, nach dem der Stromlauf des B. von Jola an abwärts in den Machtbezirk der brit. Royal Niger Company (s. d.) fällt, der von der engl. Regierung beschränkte Hoheitsrechte verliehen worden sind.

Binz, Fischerdorf an der Ostküste der Insel Rügen, am südwestl. Ufer der Prorer Wiek, gegenüber von Saßnitz, 12 km östlich von Bergen und Putbus, hat (1890) 336 E., Postagentur, Telegraph, Personendampferstation und zeichnet sich als sehr beliebter Bade- und Luftkurort Rügens aus durch romantische Lage, herrliche Waldungen, flachen, steinlosen Strand. Seit 1888 sind große Bauten, Wald- und Strandpromenaden hergestellt worden; 1891 besuchten B.: 3831 Kurgäste. Am Eingange des Dorfes liegt der etwa 10000 qm große Schmachtersee, der mit der Ostsee durch die Aalbeck verbunden ist. Unweit auf dem Tempelberge (107 m) das dem Fürsten zu Putbus gehörige, 1837–43 nach Plänen von Schinkel erbaute schöne Jagdschloß, ein mit 4 Türmen gezierter, in seiner Mitte von einem Wartturm (47 m) überragter massiver Bau mit Gemälden aus der Geschichte Rügens und reichhaltigen Sammlungen (Waffen). Bei klarem Wetter bietet die Plattform des Turmes weite Fernsicht, bis Usedom und Wolgast. In der Nähe das Fischerdorf Aalbeck, das auch als Seebad besucht wird.

Binz, Karl, Arzt und Pharmakolog, geb. 1. Juli 1832 zu Berncastel an der Mosel, studierte in Würzburg, Bonn und Berlin Medizin, habilitierte sich 1862 als Privatdocent in Bonn, wurde 1868 daselbst außerord. Professor und gründete 1869 im Auftrag des Ministeriums das pharmakolog. Institut an der Universität Bonn; 1873 wurde er ord. Professor der Pharmakologie. Seine Arbeiten betreffen meist die experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Beobachtungen zur innern Klinik» (Bonn 1864), «Experimentelle Untersuchungen über das

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 15.