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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brandeum; Brandfieber; Brandflecken; Brandfuchs; Brandgans; Brandgeschosse; Brandgiebel

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Brandeum - Brandgiebel

seine als Schauspielerin viel gefeierte Frau Esther Charlotte, geborene Koch, und 1788 seine als Sängerin und Klavierkomponistin berühmte Tochter Charlotte Wilhelmine, gewöhnlich Minna B. genannt. Er lebte darauf zurückgezogen in Stettin, später in Berlin, wo er 10. Nov. 1799 starb. B. war als Schauspieler mittelmäßig, aber ein fruchtbarer und beliebter Bühnendichter. Seine Trauerspiele sind unbedeutend, besser die Lustspiele, die sich durch Bühnenkenntnis, lebendige Handlung, gelungene Charakteristik und fließenden Dialog auszeichnen. Zu den besten gehören: "Der Gasthof oder Trau, schau, wem" (1767), "Der Graf von Olsbach" (1768) und "Der geadelte Kaufmann" (1769). Sein Melodrama "Ariadne auf Naxos", eine Bearbeitung von Gerstenbergs "Ariadne", machte mit den Kompositionen von Benda (1778) und Reichardt (1780) und B.' Frau in der Titelrolle großes Glück. Er veranstaltete eine Ausgabe seiner "Sämtlichen dramat. Schriften" (8 Bde., Hamb. u. Lpz. 1790-91). Kurz vor dem Tode schrieb er mit anziehender Naivetät und Aufrichtigkeit seine Selbstbiographie (3 Bde., Berl. 1799-1800; 2. Aufl. 1802-5).

Brandeum (lat.), das Tuch, das man auf das Grab der Märtyrer legte oder mit deren Reliquien in Berührung brachte und dann als Andenken bewahrte. So findet sich der Ausdruck bereits in einem Schreiben des Papstes Gregors d. Gr. an die Kaiserin Konstantia, worin er erklärt, daß eine unmittelbare Berührung und Erhebung der Märtyrerleichen sakrilegisch sei. Auch bezeichnet das Wort die Zeughüllen solcher Reliquien und überhaupt jeden damit in Berührung gebrachten Gegenstand.

Brandfieber, s. Brand (mediz.).

Brandflecken, die durch Brandpilze hervorgerufenen Flecken und Pusteln auf den Stengeln und Blättern der von den Pilzen befallenen Pflanzen (s. Ustilagineen).

Brandfuchs, s. Fuchs; als studentischer Ausdruck s. Brander.

Brandgans (Vulpanser tadorna L., Tadorna vulpanser Flem., s. Tafel: Schwimmvögel III, Fig. 5) oder Brandente, ein die Gruppen der Gänse und Enten verbindender Vogel von 63 cm Länge und 110 cm Klafterbreite. Das Männchen ist sehr schön, Kopf und Hals dunkelgrün glänzend, ein Halsband, der Mittelrücken, die seitlichen Flügeldeckfedern, die Seiten und der Schwanz, mit Ausnahme der schwarzen Spitze, sind schneeweiß, die Unterkehle und Oberbrust zimmetbraun, Mittelbrust und Bauch grau. Der Schnabel hat eine dunkelrosenrote, die Beine eine gelbrote Farbe. Sie bewohnt die Küsten der Meere und die Ufer größerer Seen in ganz Europa bis Mittelschweden, Nordafrika, Sibirien und Mittelasien. Sie nistet nur in Höhlen. Die B. fehlt wohl in keinem zoolog. Garten, da das Paar höchstens 25 M. kostet. Auch züchtet sie sich leicht, wenn auch die Aufzucht der Jungen nicht immer gelingt. Namentlich rafft eine bösartige Augenentzündung oft junge und alte B. in kurzer Zeit dahin. Als Futter reicht man Gerste, den Jungen eine animalische Nahrung, als welche sich das Garneelenschrot gut bewährt hat.

Brandgeschosse, alle Geschosse (s. d.), deren Zweck die Erzeugung von Brandwirkung ist, wie sie im Kriege häufig Vorteile bringt, wenn es sich um Zerstörung von Gebäuden, Ortschaften, hölzernen Kriegsschiffen und überhaupt von brennbarem Kriegsmaterial handelt. Schon vor Erfindung des Schießpulvers bediente man sich solcher Geschosse in Gestalt von brennenden Pfeilen oder von Röhren, die mit einer Mischung von Erdöl, Salpeter, Schwefel u. s. w. (dem sog. Griechischen Feuer, s. d.) gefüllt waren. Man schleuderte diese sog. Feuerpfeile oder Feuerlanzen mittels größerer Wurfmaschinen. Nachdem man zu den Pulvergeschützen übergegangen war, verwandte man zu diesem Zwecke Brandkugeln, d. i. mit einem lebhaft brennenden Satz (Salpeterschwefel, Mehlpulver, Kolophonium) gefüllte, mit einem eisernen Gerippe versehene und in Pech getauchte Beutel, die im Rohre Feuer fingen und in brennendem Zustande dem Ziele zugeschleudert wurden. An ihre Stelle traten späterhin die Brandgranaten und Brandbomben, die sich von den gewöhnlichen Hohlkugeln durch eine Füllung von Brandsatz und mehrere in der Wandung angebrachte Brandlöcher unterscheiden, haltbarer sind und eine regelmäßigere Bahn als die Brandkugeln beschreiben. Auch setzte man den gewöhnlichen Granaten und Bomben, die vermöge ihres Zünders und ihrer Sprengladung eine gewisse Brandwirkung (gegen leicht entzündliches Material, wie Stroh, Heu) zu äußern im stande sind, noch Stücke von Brandsatz (Warmgeschmolzenzeug) zu, um diese beiläufige Wirkung noch zu erhöhen. Während man Brandkugeln wie Brandgranaten und -Bomben nur aus Mörsern und Haubitzen, also mit schwachen Ladungen und in gekrümmter Bahn verfeuern konnte, bediente man sich bei den Kanonen (seit 1472) der glühend gemachten Eisenkugeln, Glühkugeln genannt, die man mit größerer Ladung zu verschießen und daher auch da anzuwenden vermochte, wo eine größere Durchschlagskraft nötig war (gegen Schiffswände, hölzerne Blockhäuser u. s. w.). Endlich wandte man noch Brandraketen (s. Raketen) an, denen man eine mit Brandsatz gefüllte Brandhaube gab. Auch aus Handfeuerwaffen schoß man B. (Brandschwärmer, Gewehrraketen).

Mit der Annahme der gezogenen Geschütze waren sowohl glühend gemachte wie auch überhaupt im Rohre bereits in Brand zu setzende B. ausgeschlossen. Man half sich, indem man der Sprengladung der gewöhnlichen Granaten kleine Brandröhren zusetzte, die mit der Explosion der Sprengladung Feuer fangen und dann thätig werden sollen, ohne daß indes hierdurch eine nennenswerte Steigerung der Brandwirkung der gewöhnlichen Granaten erreicht worden wäre. Sodann füllt man Hohlgeschosse mit Brandsatz und giebt ihnen einen Perkussionszünder sowie eine kleine Sprengladung, durch die bei der Ankunft am Ziele mehrere größere Brandlöcher geöffnet und der Brandsatz gleichzeitig entzündet wird, worauf derselbe dann aus den Löchern mit einer stechenden Flamme ausbrennt. Diese sog. volle Brandgranate besitzt eine große, an fünf Minuten andauernde Zündwirkung, die indes wesentlich durch die Lage der Brandlöcher zu dem zu entzündenden Gegenstande bedingt wird. Die Aufgabe, gutwirkende B. für gezogene Geschütze zu konstruieren, ist indes noch nicht endgültig gelöst. Für die gezogenen Gewehre hatte man früher die Explosionsgeschosse (s. d.), die eine Brandwirkung gegen Pulverbehälter äußern, seit der Petersburger Konvention vom 4./16. Nov. 1868 aber nach internationalem Rechte verpönt sind. In Deutschland sind B. nicht mehr gebräuchlich; in Österreich-Ungarn gehören sie zur Ausrüstung der Artillerie.

Brandgiebel, s. Brandmauern.