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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Brandkasse - Brandpilze.

Autobiographie enthält der "Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien" (Jahrg. 1869). Vgl. Trendelenburg, Zur Erinnerung an B. (Berl. 1868). - Sein Sohn Johannes, geb. 14. Dez. 1830, gest. 8. Juli 1873 als Kabinettsrat der Kaiserin Augusta während einer Reise zu Linz an der Donau, machte sich als gelehrter Archäolog und namentlich als Numismatiker bekannt. Er schrieb: "Rerum assyriarum tempora emendata" (Bonn 1853); "Über den historischen Gewinn aus der Entzifferung der assyrischen Handschriften" (Berl. 1865); "De temporum graecorum antiquissimis rationibus" (Bonn 1857); "Das Münz- und Gewichtswesen in Vorderasien bis auf Alexander d. Gr." (Berl. 1866). Vgl. Curtius, Johannes B. (Berl. 1873).

Brandkasse, s. Feuerversicherung.

Brandkugel (Karkasse), besteht aus dem kugelförmigen, starken eisernen Brandkreuz, das, mit Brandsatz (s. d.) gefüllt, mit einem Zwilchsack überzogen und mit starkem Sackband bestrickt, in flüssiges Pech getaucht wurde. Diese Brandkugeln wurden aus Mörsern mit schwacher Ladung auf kleine Entfernungen geworfen, um Häuser etc. in Brand zu stecken. Ihrer geringen Haltbarkeit wegen wurden sie später durch Brandbomben (s. Bomben) ersetzt, welche in der deutschen Artillerie nicht mehr, wohl aber in der österreichischen auch bei den gezogenen Geschützen (Brandgranaten) noch gebräuchlich sind. Die preußische Artillerie verwendete bis 1870 aus gezogenen Geschützen Brandgranaten, die außer der Sprengladung eine Anzahl Brander, mit Brandsatz gefüllte Kupferhülsen, enthielten.

Brandlanze (Falarica), ein großer Brandpfeil (s. d.).

Brandliniment, s. Brandsalbe.

Brandmarkung (Stigma), das Einbrennen von Zeichen auf einen Teil des Leibes, als Strafe oder Verschärfung von Strafen, auch zum Zweck der Wiedererkennung. Bei den Römern fand die B. statt als Strafe für entlaufene Sklaven, welchen ein F (fugitivus) eingebrannt wurde, zur Bezeichnung der zu Zwangsarbeit in den Bergwerken Verurteilten und zwar bei diesen nicht im Gesicht, sondern an Händen und Ohren. In Frankreich bestand die B. bis 1832 für die Galeerensklaven, welchen ein T F (travaux forcés) eingebrannt wurde.

Brandmauer, aus gebrannten Steinen aufgeführte Mauer bei Feuerungsanlagen, insbesondere aber die Mauer, welche ein Gebäude von dem nebenstehenden scheidet und die Verbreitung des Feuers bei entstehendem Brand verhindern soll. Zu diesem Zweck wird die B. vom Fundament aus bis zur Giebelspitze (Brandgiebel), ja selbst noch 30-50 cm über die Dachfläche hinaus in einer Stärke von 30-45 cm aufgeführt, wobei es unstatthaft ist, dieselbe mit Öffnungen zu versehen. Die B. zwischen städtischen Gebäuden ist, namentlich bei den ältern, sehr häufig eine gemeinschaftliche.

Brandmöwe, s. Wasserschwalbe.

Brandöl (brenzliges, empyreumatisches Öl), das braune, ölartige, mehr oder weniger widerlich brenzlig riechende Produkt, welches bei trockner Destillation fast aller organischen Stoffe neben wässerigen Produkten erhalten wird und mit Teer (s. d.) identisch ist. Es besteht aus Kohlenwasserstoffen, Phenolen und Basen und gibt bei der Destillation hellere, zuletzt farblose Produkte unter Zurücklassung eines harzartigen (Brandharz, Asphalt), oft kohligen Rückstandes.

Brandon (spr. branndon), 1) Stadt in der engl. Grafschaft Durham, 5 km südwestlich von Durham, mit (1881) 10,850 Einw., Kohlengruben u. Eisenhütten. -

2) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Manitoba, am schiffbaren Assiniboine, mit Kornmühlen und Speichern und (1884) 4000 Einw.

Brandopfer (Ganzopfer), die älteste und ursprünglichste Form der Opfer und das eigentliche Verehrungsopfer des jüdischen Gottesdienstes, welches sowohl für das ganze Volk täglich morgens und abends und bei den Festen als auch von den Einzelnen allein oder in Verbindung mit andern Opfern dargebracht wurde. Das die B. von andern Opfern Unterscheidende ist dies, daß das Opfertier, ein männliches Tier von Rind- oder Kleinvieh, bei Armen Tauben, auf dem Altar ganz verbrannt wurde, abgerechnet die Haut, die dem Priester zufiel.

Brandpfeil (Feuerpfeil, lat. Malleolus, Falarica) ward angewandt, um Gebäude, hölzerne Belagerungs- oder Verteidigungswerkzeuge in Brand zu stecken. Die Brandpfeile waren ihrer Größe nach verschieden und gingen oft in die Brandlanzen über. Die einfachsten bestanden aus einem hohlen Rohr, in welches man Löcher zum Ausströmen des Feuers bohrte, andre trugen zwischen Spitze und Schaft eine durchlöcherte Metallkapsel, die größern einen über dem Widerhaken des Schaftes festgebundenen Sack, mit dem aus Harz, Pech, Öl, Schwefel etc. bestehenden Brandstoff, auch wohl mit griechischem Feuer gefüllt. Solche Brandpfeile wurden vorher entzündet, mittels des Bogens, der Armbrust oder Katapulte mit schwacher Bogenkraft abgeschossen, um das Feuer nicht zu verlöschen. Der Brandpfeile bedienten sich schon Griechen und Römer, letztere sogar in offener Feldschlacht (275 v. Chr. bei Beneventum) mit großem Erfolg, um die Elefanten zu schrecken. Der B. wurde von den Griechen bis in das 17. Jahrh. n. Chr. gebraucht, ob auch aus Geschützen, ist nicht erwiesen.

Brandpilze (Ustilagineae), Pilzfamilie aus der Unterordnung der Äcidiomyceten und der Ordnung der Basidiomyceten, endophyte Schmarotzerpilze, deren Mycelium in den Geweben verschiedenartiger lebender Pflanzenteile vegetiert und fruktifiziert. Letzteres geschieht, indem gewisse Zweige der Myceliumfäden unmittelbar in eine Anzahl voneinander sich lösender Sporen durch Abschnürung zerfallen, dergestalt, daß zur Reisezeit des Pilzes dieser wesentlich nur aus den angehäuften Massen der Sporen, welche überall mehr oder minder tiefbraune Färbung besitzen, besteht. Die Gewebe der Nährpflanzen, in welchen der Pilz seine Sporen erzeugt, werden durch den Schmarotzer aufgelöst und verschwinden meist vollständig, so daß ihre Stelle zuletzt von dem losen Aggregat der Sporen eingenommen wird. Der betreffende Pflanzenteil birgt dann unter seinen mehr oder minder unveränderten äußern Teilen eine schwarze, staubige Masse und geht vorzeitig zu Grunde (Brandkrankheit). Die Arten der B. finden sich meist je auf besondern Nährpflanzen und in besondern Teilen derselben. Man unterscheidet mehrere Gattungen: Ustilago, Sporen bestehen aus einfachen Zellen und entstehen durch gliederartiges Zerfallen der sporenbildenden Fäden. Bei der Keimung bilden die Sporen ein Promycelium, dessen durch Querwände getrennte Gliederzellen sich entweder voneinander trennen, oder durch seitliche Ausstülpung Sporen zweiter Ordnung, die sogen. Sporidien, erzeugen. Tilletia, mit ebenfalls einzelligen Sporen, die einzeln auf den Enden von Ästen der Fäden abgeschnürt werden. Bei der Keimung bilden die Sporen ein Promycelium, an dessen Spitze sich ein Wirtel von dünnen, pfriemen-^[folgende Seite]