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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brenzverbindungen; Brenzweinsäure; Brephotrophium; Brera; Bresche; Breschebatterien; Breschhütte; Breschieren; Brescia

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Brenzverbindungen - Brescia (Provinz und Stadt)

Brenzverbindungen, Pyroverbindungen oder empyreumatische Verbindungen, werden solche organischen Körper genannt, die zuerst durch trockne Destillation anderer organischer Verbindungen gewonnen wurden, wobei die letztern meist Wasser und Kohlensäure abgeben. Viele der so erhaltenen neuen Verbindungen sind Säuren (Brenzsäuren oder Pyrosäuren), wie die aus Weinsteinsäure entstehende Brenzweinsäure und Brenztraubensäure, andere gehören zur Gruppe der Phenole, z. B. Brenzkatechin und Pyrogallol. Seit alle diese Stoffe auf andern Wegen gewonnen werden können, hat die Bezeichnungsweise ihren Wert verloren und ist in den Namen nur weniger Körper bis heute erhalten geblieben.

Brenzweinsäure, eine zweibasische organische Säure, die zuerst durch trockne Destillation von Weinsäure erhalten wurde. Sie krystallisiert in kleinen rhombischen Prismen, löst sich in Wasser und Alkohol, schmilzt bei 112° und liefert, höher erhitzt, leicht ein Anhydrid. Ihrer Konstitution nach ist die B. eine Methylbernsteinsäure:

COOH·CH(CH3)·CH2·COOH.

Brephotrophium (grch., eigentlich "Kindernährhaus"), Findelhaus.

Brera, Museum, s. Mailand.

Bresche, die in der Bekleidungsmauer eines Festungswalles oder überhaupt in der sturmfreien Umfassung eines Werkes mittels Geschützfeuers oder Minen erzeugte Sturmlücke, durch die der Belagerer in das Innere des Werkes eindringen kann. Eine B. gilt für gangbar, wenn sie 20-30 Schritt breit ist und wenn die eingestürzten Trümmer und Erdmassen eine nicht zu steile Rampe (etwa 35 Grad) bilden. (S. Breschieren und Festungskrieg.)

Breschebatterien sollen beim förmlichen Festungsangriff im Hauptwall der angegriffenen Front eine Bresche (Lücke) herstellen. Im Vaubanschen Angriffssystem wurden die B. in der Glaciskrönung erbaut, um quer über den Graben die Bresche durch direkten Schuß herzustellen. Die gezogenen Geschütze gestatten den indirekten Brescheschuß, mittels dessen die Bresche über eine vorliegende Maske hinweg schon aus der Ferne erzielt werden kann (Straßburg 1870), was den Gang der Belagerung beschleunigt. Bei den meisten Festungsbauten sind die Mauern so tief versenkt und so nahe an die Deckung herangeschoben, daß ein indirekter Brescheschuß sehr schwierig geworden ist. - Die Thätigkeit einer Breschebatterie nennt man Breschieren (s. d.).

Breschhütte, s. Festungskrieg.

Breschieren, Herstellen einer Bresche durch Geschützfeuer in der Art, daß auf der in Bresche zu legenden Mauerfläche durch das Geschützfeuer zuerst ein wagerechter Schnitt in ein Drittel Mauerhöhe und dann eine Anzahl zu diesem senkrecht stehender Schnitte erzeugt werden, sodaß schließlich ein bestimmtes viereckiges Stück aus der Mauer gewissermaßen herausgeschnitten wird. Im Gegensatz zu dieser Methode des B. steht die des Demolierens.

Brescia (spr. breschĭa oder brescha). 1) Provinz in Oberitalien, der östlichste Teil der Lombardei, grenzt im NW. und N. an die Provinz Sondrio, im O. an Tirol und den Gardasee, im S. an die Provinzen Mantua und Cremona, in W. an Bergamo, hat 4257,78 (nach Strelbitskij 4779) qkm, (1881) 471 568, (1892) 489 400 E. und zerfällt in 5 Kreise: Breno (57 966 E.), B. (221 788 E.), Chiari (75 075 E.), Salò (59 925 E.) und Verolanuova (56 814 E.) mit 279 Gemeinden. Der südl. Teil ist flach, der nördliche wird von den Bergamasker Alpen (s. d.), den Ausläufern der Ortler Alpen (Monte-Gleno 2852 m), der Gruppe des Monte-Adamello (3554 m) und ihren südl. Vorbergen (Re del Castello 2883 m, Monte-Frerone 2673 m) sowie den Ausläufern der Trientiner Alpen am Gardasee durchzogen. Der wichtigste Alpenpaß gegen Tirol ist der Tonalpaß (1884 m). Hauptflüsse sind der im N. entspringende Oglio, der mit dem Iseosee die Westgrenze bildet, mit den Nebenflüssen Mella (Val Trompia) und den durch den Idrosee fließenden Chiese (Val Sabbia). In den Ebenen werden Mais, Weizen, Reis, Flachs, Wein, Oliven, Citronen (am Gardasee) und Seide gebaut. An Mineralien kommen Eisenerze, Marmor und Kohlen vor. Jagd und Fischerei, Eisenindustrie und Fabrikation von Seide, Wolle und Leder sind bedeutend.

2) Hauptstadt der Provinz B., in einer weiten, fruchtbaren Ebene am Fuße der Alpen, an den Linien Mailand-Verona, B.-Iseo, B.-Cremona (51 km) und Bergamo-B, des Adriatischen Netzes, ist größtenteils regelmäßig gebaut und hat an der Stelle der ehemaligen Festungswerke schöne Promenaden. An der Nordseite befindet sich noch ein festes Schloß, welches von steilem Felsen herab die Stadt beherrscht. Dieselbe ist Sitz der Provinzialbehörden, eines Bischofs, der Stäbe der 6. Division und der Infanteriebrigade "Livorno" und hat (1881) 43 354, als Gemeinde 60 630, (1892) 66 500 E. Die Garnison besteht aus dem 1. und 2. Bataillon des 33. Infanterieregiments, dem 34. Infanterieregiment, dem 5. Kavallerieregiment und der 1., 2., 5., 6., 7., 8. Batterie des 16. Feldartillerieregiments nebst Traincompagnie. Unter den vielen schönen Gebäuden sind zu nennen: die prächtige, mit Statuen geschmückte alte Domkirche La Rotonda, mit einer 83 m hohen Kuppel, der neue, 1825 fertig ausgebaute Dom aus weißem Marmor, mit kostbaren Reliquien, der bischöfl. Palast mit einer bedeutenden, von Kardinal Querini gestifteten Bibliothek (Biblioteca Queriniana, 80 000 Bücher), der 1187 begonnene Broletto, einst Sitz der republikanischen Behörden, berühmt wegen seiner Größe und Bauart, der marmorne Palazzo del Municipio oder della Loggia von 1484, und gegenüber der Uhrturm. Von Denkmälern ist das der 1849 gefallenen Brescianer und das 1882 enthüllte Arnolds von B. hervorzuheben. Die Funde aus der Zeit der Römer sind in dem Museo Patrio vereinigt, das man an der Stelle des mitten in der Stadt 1820 aufgegrabenen Tempels des Hercules (aus Vespasians Zeit?) oder des Jupiter mit der berühmten 2 m hohen ehernen Victoria errichtet hat. Der Camposanto, seit 1815, zu welchem eine dreifache Cypressenallee führt, ist dem von Bologna ähnlich. Die von Palladio erbauten Paläste der Familien Martinengo und Torio bergen sehenswerte Gemäldesammlungen. Die Stadt hatte zur Zeit der venet. Republik 65 Kirchen, von denen noch kaum die Hälfte gottesdienstlichen Zwecken dient, darunter die Madonna dei Miracoli, San Nazaro e Celso, mit Gemälden von Tizian, San Giovanni Evangelista, mit ausgezeichneten Gemälden, und Sta. Afra. Auch bestehen daselbst Wohlthätigkeitsanstalten, ein Theater, Lyceum, mehrere Gymnasien, das reiche Museo civico, ein Naturalien-, ein Münzkabinett, ein botan. Garten, verschiedene Akademien, darunter die Academia de' Filarmonici, eine der älte-^[folgende Seite]