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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brescia; Brescianer Alpen; Brese-Winiary; Bresiny; Breslau

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Brescia (Arnold von) - Breslau (Regierungsbezirk)

sten in Italien, und eine landwirtschaftliche Gesellschaft. Ein Aquädukt führt das Wasser zu den 72 Spring- und 400 Privatbrunnen von Mombiano her. B. hat vorzügliche Seidenspinnereien, Fabriken in seidenen Zeugen, Bändern, Zwirn, Barchent, Strümpfen, Mützen, Leinwand, wollenen Decken, Hüten und andern Manufakturen in Seide, Hanf, Flachs, Wolle und Baumwolle, ferner Goldarbeiterei, Öl- und Papierfabriken. Am berühmtesten sind die Eisenwaren, besonders die Messer- und Gewehrfabriken, weshalb auch die Stadt von alters her den Namen l'armata führt. Bedeutend ist der Handel mit Seide, sowohl roher als gesponnener, mit Wein, namentlich dem berühmten Vino-Santo, mit Flachs, Tuch, Eisen- und Seidenwaren, sowie die Spedition und der Durchgangsverkehr.

B., im Altertum Brixia, wahrscheinlich eine Gründung der Etrusker, war nach der Einwanderung der Gallier in Oberitalien die Hauptstadt der Cenomanen. Ihre Einwohner waren Bundesgenossen der Römer gegen Hannibal. Später kolonisiert, schwang die Stadt sich bald zu großem Wohlstande auf und wurde einer der bedeutendern Orte in Gallia Transpadana. Während der Völkerwanderung von den Hunnen zerstört, aber bald wieder aufgebaut, fiel sie nach dem Untergange des Ostgotischen Reichs den Langobarden, dann Karl d. Gr. zu und stand in der Folgezeit unter eigenen Grafen. Das Volk der aufblühenden Stadt entledigte sich im 11. Jahrh. der Herrschaft des Bischofs und errang eine freie Stadtverfassung, trat im 12. Jahrh., erfüllt von der Lehre Arnolds (s. d.) von B., der Verbindung der lombard. Städte gegen Kaiser Friedrich I. bei und erlangte im Frieden zu Konstanz die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. Friedrich II. belagerte die Stadt Aug. bis Okt. 1238 vergebens, 1258 erstürmte sie Ezzelino da Romano. Heinrich VII. eroberte sie 1311. B. kam dann unter Robert von Neapel (1319), König Johann von Böhmen 1330 und Mastin della Scala, der es, von Venedig bedrängt, 1339 den Visconti von Mailand überließ, von denen es 1404-21 an Pandolfo Malatesta kam; 1428 fiel es zu Venedig ab. 1509-12 war B. in der Hand der Franzosen, die es hart mitnahmen; 1516 kam Venedig wieder in seinen Besitz. 1796 entriß Bonaparte den Venetianern B. und schloß daselbst mit Neapel Waffenstillstand. 1797 ward B. zur Cisalpinischen Republik geschlagen, 1799-1800 von den Österreichern beherrscht, kam dann an die ital. Republik und das Königreich Italien und 1815 wieder an Österreich. An der Erhebung 1848 nahmen die Brescianer den lebhaftesten Anteil. Schon im März ergriffen sie bei den ersten Nachrichten von den Ereignissen in Mailand die Waffen und nötigten die österr. Garnison zu kapitulieren. Die Stadt begünstigte jedoch, im Gegensatz zu den Mailänder Republikanern, lebhaft den Anschluß an Piemont. Nach der Schlacht von Custozza und der Kapitulation von Mailand teilte sie das Schicksal der übrigen lombard. Städte. Im März 1849 war B. die einzige größere Stadt der Lombardei, die sich gegen die österr. Herrschaft erhob, und wurde nach der Niederlage der Piemontesen bei Novara zuerst von Nugent, der hier fiel, dann 30. März von Haynau mit 3800 Mann angegriffen. Die Bewohner verteidigten sich bis zum Mittag des 2. April, zum Teil zwischen rauchenden Ruinen. Haynau gewährte Schonung des Lebens und Eigentums, befahl aber ein grausames Vorgehen gegen die eroberte Stadt und legte eine Kontribution von mehr als 6 Mill. Lire auf. Im Italienischen Kriege von 1859 stand B. wieder auf seiten Piemonts, an das es mit der übrigen Lombardei abgetreten wurde. - Vgl. Melchiori, Vocabulario bresciano-italiano (2 Bde., Brescia 1817); Odorici, Storie bresciane (2 Bde., ebd. 1853-60); Correnti, I dieci giorni dell'insurrezione di B. nel 1849 (Tur. 1849); Finaroli, Dizionario degli artisti bresciani (Brescia 1877); Tosoni, Storia della rivoluzione di B. dell' anno 1849 (ebd. 1882).

Brescia, Arnold von, s. Arnold von Brescia.

Brescianer Alpen, s. Ostalpen.

Brese-Winiary, Johann Leopold Ludwig von, preuß. Ingenieurgeneral und Festungsbaumeister, geb. 9. Sept. 1787 zu Berlin, besuchte 1805 die Ingenieurakademie zu Potsdam und zeichnete sich 1807 bei der Verteidigung von Danzig aus. Zum Ingenieurlieutenant ernannt, besuchte er die Allgemeine Kriegsschule, nahm 1813 an der Belagerung von Danzig teil, wurde 1815 Kapitän beim Stabe des 6. Armeekorps in Frankreich, 1816 bei der Ingenieurabteilung des Kriegsministeriums, 1819-32 deren Dirigent, 1820 Major, übernahm die zweite Festungsinspektion und leitete 1832 den Neubau von Posen. 1837 wurde er Oberst, 1841 Ingenieurinspecteur, als solcher 1843 Generalmajor, 1849 nach Asters Abgang Generalinspecteur der Festungen und Chef des Ingenieurkorps und der Pioniere und als solcher Generallieutenant, 1856 in den Adelsstand erhoben (mit dem Beinamen Winiary, dem Hauptwerk von Posen) und 1858 General der Infanterie. Er trat 1860 in den Ruhestand und starb 5. Mai 1878 zu Berlin. B. hatte bedeutenden Einfluß auf die Gestaltung des Festungsbaues in Preußen; fast alle von 1820 bis 1860 ausgeführten Festungsbauten sind von ihm entworfen oder geprüft und festgestellt, insbesondere hat er für die von Aster bereits angeregte neupreuß. Befestigungsmanier bestimmtere, den jedesmaligen Umständen anzupassende Formen geschaffen. B. ist Erbauer der Festungswerke von Posen, Lötzen, Königsberg.

Bresiny (Brzeziny). 1) Kreis im nördl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Petrikau, hat 1117,1 qkm, 96 630 E., Ackerbau, Baumwoll- und Wollindustrie. - 2) Kreisstadt im Kreis B., an den Quellen der Mrozyca, hat (1885) 6993 E., Post, Telegraph, 4 kath., eine evang. Kirche, Synagoge, Palast der Oginskis und 25 Webereien sowie Fabrikation von Tuch, Wollzeugen und Lederwaren.

Breslau. 1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Schlesien, der mittelste der Provinz, grenzt im S. an Böhmen, ist in seinem südl. Teile, der ehemaligen Grafschaft Glatz, vollständig gebirgig (Heuscheuer 920 m, Habelschwerdter Gebirge 963 m, Glatzer Gebirge mit dem großen Schneeberg 1424 m, Reichensteiner Gebirge, Eulengebirge 1010 m, Schweidnitzer Bergland mit dem Zobtenberge 718 m), und fällt allmählich bis zum nördlichen, seenreichen und fruchtbaren Tieflande ab, hat zahlreiche Flüsse (Oder, Neisse, Ohlau, Weistritz, Stober, Weida, Bartsch), Wiesen, Waldungen, Ackerbau, Viehzucht, Mineralquellen, Steinkohlenbergbau und Industrie (Spinnerei, Weberei, Glasfabrikation) und auf 13 480,57 qkm (1890) 1 599 322 (751 413 männl., 847 909 weibl.) E., 56 Städte mit 385,67 qkm und 597 263 (280 582 männl., 316 681 weibl.) E., 2203 Landgemeinden und 1539 Gutsbezirke mit 13 094,90 qkm und 1 002 059 (470 831 männl., 531 228 weibl.) E.: ferner 149 056 bewohnte, 2808