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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buontalenti; Buonvicino; Buphaginae; Buphonien; Buphthalmie; Buphthalmus; Buprestidae; Buquoy

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Buontalenti – Buquoy (Geschlecht)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buononcini'

als eine der berühmtesten Opern jener Zeit auf allen ital. Theatern Europas zur Aufführung kam. Mehrere ähnliche Werke entstanden auf den Kunstreisen, die er mit seinem Bruder Giovanni unternahm. Durch seine gediegene, auch im kunstvollen Kontrapunkt gewandte Meisterschaft erwarb er sich überall einen hochgeachteten Namen.

Sein Bruder Giovanni Battista B., geb. gegen 1668 zu Modena, veröffentlichte in Bologna seine ersten Instrumental- und Kirchenstücke, begab sich um 1691 mit seinem Bruder nach Wien in kaiserl. Dienste, wahrscheinlich als Gambist, und begründete durch Opern seinen Ruf als dramat. Komponist, z. B. «Serse», «Tullo Ostilio», «La Fede publica», teils für Wien, teils für ital. Bühnen komponiert. 1703–5 war B. Hofkomponist in Berlin und lieferte hier u. a. die Oper «Polifemo». Dann lebte er teils in Wien, teils in Italien, Opern schreibend, z. B. «Endimione» (1706), «Mario fugitivo» (1708), «Mucio Scevola» (1710). Um 1720 folgte er einer Einladung nach London, wo er in der Familie Marlborough eine mächtige Stütze fand und durch seine seit 1720 komponierten Opern («Astarto», «Griselda», «Farnace», «Astianasse» u. a.) sowie durch Kirchen-und Kammerkompositionen sogar mit Händel zu rivalisieren vermochte. 1731 erlitt sein Ansehen einen vernichtenden Stoß durch die Entdeckung eines von ihm an Lotti begangenen Plagiats, indem er dessen fünfstimmiges Madrigal «In una siepe ombrosa» als das seinige ausgab und aufführen ließ. Später war B. in Paris, 1748 in Wien, wo er die Musik für die Festlichkeiten nach dem Aachener Frieden lieferte, ging dann nach Venedig, wo er als Theaterkomponist gestorben sein soll. Er und sein Bruder gehören zu den größten ital. Komponisten ihrer Zeit. Giovannis Hauptwerk ist der «Mario fugitivo» (handschriftlich auf vielen Bibliotheken, Dresden, Wien u.s.w.). – Vgl. Chrysander, «Händel», Bd. 2 (Lpz. 1860).

Buontalenti, Bernardo, genannt Bernardo delle Girandole, ital. Baumeister und Maler, geb. 1536 in Florenz, gest. 6. Juni 1608. Von den Medici Cosimo I. und Francesco I. dauernd beschäftigt, hat er besonders Festungen, Brücken, daneben auch Kriegsmaschinen ausgeführt. Zugleich aber schuf er Villen mit künstlichen Wasserwerken und Paläste. Die von Vasari begonnenen Uffizien wurden von ihm vollendet, der Gang zwischen ihnen und dem Palazzo Pitti errichtet, die Façade von Sta. Trinità in Florenz 1570 erbaut. Pisa verdankt ihm den Palast des Großherzogs, Siena den Palazzo Reale. B. erwies sich in diesen Bauten als ein Künstler von viel Phantasie und einer der stärksten Förderer des Barockstils in Italien. Als Maler soll er mit Vorliebe Miniaturbildnisse gefertigt haben.

Buonvicino oder Bonvicino (spr.-witschihno), Alessandro, il Moretto angeblich wegen seiner Hautfarbe genannt, ital. Maler, geb. 1498 in Brescia, wo er 1555 starb. B. verband die Neigung der Venetianischen Schule für kraftvolle Erscheinungen und prachtvolles Kolorit mit einem hervorragenden Streben nach Monumentalität der Komposition. Er zeichnete sich durch eine großartige Ruhe und Silberglanz der Farbenstimmung in seinen meist umfangreichen Altarbildern aus. Der größte Künstler seiner Vaterstadt, hat B. dieselbe mit zahlreichen Fresken und Tafelwerken geschmückt; hervorzuheben sind: Der Bethlehemitische Kindermord in San Giovanni Evangelista, Die heil. ↔ Margaretha in San Francesco, sodann vor allen eine Madonna mit dem heil. Nikolaus in Madonna dei Miracoli (1539), Madonna auf Wolken und Christus zu Emmaus im Palazzo Martinengo, endlich die Krönung der heiligen Jungfrau in San Nazzaro, die Himmelfahrt Maria in San Clemente. Das Berliner Museum besitzt eine Darstellung der heil. Anna und Maria mit zwei Stiftern (1541); das Hofmuseum zu Wien eine seiner herrlichsten Schöpfungen: Die heil. Justina.

Buphaginae, Madenhacker, s. Stare.

Buphonĭen, s. Diipolien.

Buphthalmie (grch., «Ochsenäugigkeit»), das Behaftetsein mit großen stieren Augen.

Buphthalmus (grch., «Ochsenauge») nennt man einen in allen Dimensionen vergrößerten Augapfel.

Buprestĭdae, Käferfamilie, s. Prachtkäfer.

Buquoy (spr. bückŏá), auch Boucquoi, ein ursprünglich franz. Geschlecht aus der Grafschaft Artois, das sich nach Belgien verpflanzte und von da nach Österreich überging, wo es noch gegenwärtig mit reichem Besitzstande in Böhmen blüht. Die belgischen B. begannen mit Adrian de B., dessen Enkel Maximilian, erster Graf von B., Staats- und Finanzrat Philipps II. war und 1581 bei der Belagerung von Tournay blieb. – Der Sohn dieses ersten Grafen, Karl Bonaventura de Longueval, Graf von B., kaiserl. General im Dreißigjährigen Kriege, geb. 9. Jan. 1571 zu Arras, zeichnete sich unter dem Kardinal Erzherzog Albrecht und unter Spinola im niederländ. Kriege wie in Frankreich aus, namentlich bei der Einnahme von Calais und Ardres (1596). Zum General der Artillerie befördert, kämpfte er bei Nieuport (1600), nahm an der Belagerung Ostendes sowie an der Einnahme von Herzogenbusch teil und wurde 1613 zum Statthalter von Hennegau wie zum Ritter des Goldenen Vließes ernannt. Aus dem span. Dienst trat er beim Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges als Generalfeldzeugmeister in den Dienst des Kaisers, übernahm im Herbst 1618 den Oberbefehl über die kaiserl. Truppen, rückte in Böhmen ein, mußte sich aber vor Thurn und Mansfeld zurückziehen. Glücklicher war der Feldzug von 1619, indem er Budweis mit Hilfe Wallensteins behauptete, Mansfeld bei Thein schlug und Prag bedrohte. Im Herbst wurde er zum Schutze Wiens gegen Thurn und Bethlen Gabor aus Böhmen zurückgerufen und vereitelte alle Versuche des Feindes, die Donau zu überschreiten. Nach dem Rückzuge der Böhmen und Ungarn warb B. eine Armee von 20000 Mann, zu der er viele wallon. Edelleute zog (Jan. 1620). Er verteidigte Österreich gegen die wieder eingefallenen Böhmen. Nachdem sich B. des von den Truppen des Pfalzgrafen Friedrich V. besetzten Karlstein bemächtigt und Mähren unterworfen hatte, verlieh ihm der Kaiser den Titel eines Grafen von Gratz mit der Herrschaft Rosenberg in Böhmen. Im Febr. 1621 ging B. nach Ungarn, schlug Bethlen Gabor, nahm Preßburg, belagerte Neuhäusel und fiel hier 10. Juli 1621. – Vgl. von Weyhe-Eimke, B., eine biogr. Skizze (Wien 1876).

Sein Sohn Karl Albert starb 1663 als span. General und Großbailli von Hennegau. Er hinterließ 8 Kinder, von denen Landelin als k.k. Oberst 19. Aug. 1691 bei Slankamen gegen die Türken fiel; ein anderer, Karl Philipp, wurde 1688 vom Könige von Spanien in den Fürstenstand erhobene ein dritter Sohn, Albert, k.k. Hof- und Kriegsrat,