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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cottius - Couleur.

heiratete, noch nicht 17 Jahre alt, einen reichen Bankier, der aber schon drei Jahre darauf starb, lebte dann zurückgezogen und starb 25. Aug. 1807. Ihre ersten Romane: "Claire d'Albe", "Malvina", "Amélie Mansfield" und "Mathilde" (1798-1805), sind Liebesgeschichten, denen natürlicher, anmutiger Stil, interessante Verwickelungen, warme, poetische, wenn auch oberflächliche Charakteristik nachzurühmen sind. Den größten Erfolg hatte sie mit "Elisabeth, ou les exilés de Sibérie" (Par. 1806). Diese Romane sind oft aufgelegt, in einer Gesamtausgabe von Petitot (Par. 1817, 5 Bde.; 1823, 9 Bde.). Außerdem ist von ihr das Gedicht in Prosa: "La prise de Jéricho", gedruckt in den "Mélanges" von Suard (Par. 1803-1805, 5 Bde.).

Cottius, Sohn des Königs Donnus, Herrscher über verschiedene ligurische Völkerschaften in den nach ihm benannten Kottischen Alpen, wurde von Oktavian, der die Alpenvölker dem römischen Reich einverleibte, als Präfekt an der Spitze jener Völkerschaften belassen, machte sich durch Anlegung von Straßen über die Alpen verdient und errichtete dem Oktavian den Triumphbogen bei Susa (9 v. Chr.), welcher noch erhalten ist. Seinem Sohn und Nachfolger erweiterte der Kaiser Claudius die Grenzen seines Reichs und gestand ihm selbst den königlichen Titel zu. Nach dessen Tod wurde das Land zur römischen Provinz gemacht.

Cotton (engl.), Baumwolle, Baumwollzeug.

Cottunni (Cotugni, Cotugno), Domenico, Mediziner, geb. 29. Jan. 1736 zu Ruvo im Neapolitanischen, studierte zu Neapel Medizin, lehrte am Hospital der Unheilbaren in Neapel Chirurgie und vergrößerte seinen Ruf durch sein 1761 erschienenes Werk über das Gehörorgan und mehrere wichtige Entdeckungen auf dem Gebiet seiner Wissenschaft. Namentlich untersuchte er die nach ihm benannten Cottunnischen Wasserleiter (Aquaeductus Cottunnii) in dem Felsenstück des Schläfenbeins. Er ward 1766 Professor der Anatomie in Neapel, 1812 Rektor der Universität und starb 6. Okt. 1822. Er schrieb noch: "De ischiade nervosa commentarius" (Neap. 1765) und "De sedibus variolarum syntagma" (das. 1769).

Cottus, Kaulkopf.

Coturnix, Wachtel.

Cötus (lat., "Versammlung"), im Universitäts- und Schulleben die bei festlichen Anlässen vereinigte Gesamtheit der Lehrer und Schüler, auch der Lehrer oder der Schüler. Außerdem findet das Wort auch Anwendung auf einzelne Klassen. So nennt man an höhern Schulen von hoher Besuchsziffer die Klassen gleicher Stufe, die nebeneinander hergehen, Parallelcöten und solche, die um ein halbes Jahr voneinander entfernt sind, Wechselcöten. Diese letztern gewähren den großen und doppelten Vorteil, daß Schüler, ohne dadurch in ihrem Studiengang geschädigt zu werden, auch in der Mitte des Schuljahrs aufgenommen werden können (zu Michaelis), und daß solche Schüler, die das einer Klasse gesteckte Ziel in der regelmäßigen Zeit nicht erreicht haben, nicht ein ganzes, sondern nur ein halbes Jahr in derselben zurückgehalten werden. Bei dem raschen Anwachsen unsrer großen Städte und dem großen Zudrang zu den höhern Unterrichtsanstalten haben manche Gymnasien sogar Parallel- und Wechselcöten nebeneinander einführen müssen.

Cotyle, s. Schwalbe.

Cotylĕdon Dec. (Nabelkraut), Gattung aus der Familie der Krassulaceen, fleischige Sträucher am Vorgebirge der Guten Hoffnung, mit gegenständigen oder abwechselnden, einfachen, fleischig-saftigen Blättern, purpurroten oder hochgelben Blüten in schlaffen Rispen und vielsamigen Balgkapseln. C. orbiculata L., mit 60-90 cm hohem, ästigem Stengel und gegenüberstehenden, stachen, spatelförmigen, mehligen Blättern, die mit wahren Wachskrusten überzogen sind, und roten Blüten, wird nebst vielen andern Arten als Zierpflanze kultiviert.

Couche (franz., spr. kuhsch), Lager, besonders Kind-, Wochenbett, Niederkunft; fausse c., Fehlgeburt.

Coucy (spr. kußi, C. le Château), Dorf im franz. Departement Aisne, Arrondissement Laon, an der Nordbahn, mit 740 Einw. u. ausgedehnten Resten des 1230 erbauten, 1652 von Mazarin geschleiften Schlosses der Herren von C. (darunter ein 55 m hoher Turm).

Coucy (spr. kußi), Raoul oder Renault, Herr oder Kastellan von, ein Trouvère des 12. und 13. Jahrh., ist berühmt durch seine Liebe zur Dame von Fayel, die von ihrem Gemahl gezwungen wurde, das Herz ihres im Kreuzzug gestorbenen Geliebten zu verzehren, und aus Gram darüber starb. Dem Herrn von C. schreibt man 23 Lieder zu, welche von Michel (Par. 1830) veröffentlicht sind. Die Quelle aller spätern Bearbeitungen ist ein poetischer Roman über den Kastellan von C. aus dem Anfang des 14. Jahrh.; am bekanntesten sind die Dichtungen von Boccaccio, Margarete von Navarra und Uhland. Vgl. G. Paris, Le roman du châtelain de C. (in "Romania", Bd. 8, Par. 1872).

Coudée (franz., spr. kudeh, "Elle"), das Längenmaß in Ponditscherri, = 0,51974 m.

Couder (spr. kudähr), Louis Charles Auguste, franz. Maler, geb. 1. April 1790 zu Paris, Schüler Davids, errang 1817 mit seinem Bilde: der Levit von Ephraim, einen großen Erfolg. Mit den folgenden Bildern: die Nachricht vom Sieg bei Marathon, Cäsar an den Iden des März u. a., vermochte er sich jedoch nicht auf gleicher Höhe zu erhalten. Als die Regierung zahlreiche Aufträge zur Ausmalung von Kirchen erteilte, ging C. 1833 nach München, um an dem neuen Aufschwung der deutschen Monumentalmalerei seine Erfahrungen zu bereichern. In den kirchlichen Malereien, welche er nach seiner Rückkehr zu Paris in der Madeleine und in St.-Germain l'Auxerrois ausführte, ist zwar von einem Einfluß der deutschen Schule nichts zu entdecken; doch zeigen dieselben beträchtlichen Fortschritt. Den eigentlichen Boden für sein Talent fand aber C. erst, als das historische Museum in Versailles begründet ward und die Malerei auf die Behandlung der französischen Geschichte hingewiesen wurde. In den Jahren 1836-40 malte er für Versailles: die Schlacht von Lawfeld, die Belagerung von Yorktown, die Einnahme von Lerida und dann seine Hauptwerke: die Eröffnung der allgemeinen Reichsstände 1789 und der Schwur im Ballhaus (1848). Er starb 23. Juni 1873 in Paris.

Cougi, Hohlmaß in Ponditscherri, = 12 cbm.

Couillet (spr. kujä), Dorf in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, im Thal der Sambre, an der Eisenbahn von Charleroi nach Mariembourg, mit (1881) 7562 Einw., bekannt durch seine großen Eisenhütten, Metallwerkstätten und Glashütten.

Coulage (franz., spr. kulahsch), Abgang, Verlust an flüssigen Waren durch Auslaufen, Rinnen, Auslecken aus den Fässern. Sie wird bei Versendungen und Lagerungen nach bestimmten Sätzen berechnet; vgl. Leckage.

Coulé (franz., spr. kulē), s. v. w. Schleifer (musikalische Verzierung).

Couleur (franz., spr. kulör), Farbe, im Kartenspiel die bevorzugte Farbe, zuweilen auch für Trumpf ge-^[folgende Seite]

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