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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Campan; Campaña; Campanella; Campanerthal; Campanien

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Campan (Jeanne Louise Henriette) - Campanien

Campan (spr. kangpáng), Jeanne Louise Henriette, geborene Genest, franz. Schriftstellerin, geb. 6. Nov. 1752 zu Paris, erwarb sich die Zuneigung der Königin Marie Antoinette, von der sie mit C., dem Sohne des Geheimsekretärs der Königin, verheiratet und als erste Kammerfrau angestellt wurde. Der Schreckensherrschaft entgangen, errichtete sie nach Robespierres Sturz eine Erziehungsanstalt für Mädchen zu St. Germain. Napoleon ernannte sie zur Vorsteherin der von ihm gegründeten Erziehungsanstalt für Töchter der Offiziere der Ehrenlegion zu Ecouen. Sie starb 10. März 1822 zu Mantes. Von ihr erschienen interessante "Mémoirs sur la vie privée de la reine Marie Antoinette" (Par. 1823 u. ö.) und "Lettres de deux jeunes amies" (ebd. 1811 u. ö.). Auch ihr "Journal anecdotique" (ebd. 1824) und ihre "Correspondance inédite avec la reine Hortense" (2 Bde., ebd. 1835) sind reich an pikanten Zügen aus Napoleons, Alexanders I. und anderer bedeutender Männer Leben. Ferner veröffentlichte sie mehrere Schriften über Erziehung; von diesen werden besonders die "Conseils aux jeunnes filles" (2 Bde., Par. 1825) geschätzt. - Vgl. Bonneville de Marsangy, Mad. C. à Ecouen (ebd. 1879); Flammermont, Études critiques sur les sources de l'histoire du XVIII^[e] siècle. I. Les Mémoires de M^[me] C. (Poitiers 1886); Carette, Madame C. (Par. 1891).

Campaña (spr. -panja), Pedro, eigentlich Pieter de Kempeneer, niederländ.-span. Maler, geb. 1503 zu Brüssel, war in seinen ersten Werken durch die niederländ. Kunst beeinflußt und bildete sich nach Michelangelo und Raffael. Aus diesen verschiedenartigen Einflüssen gewannen seine Darstellungen eine besonders lebenswahre Innerlichkeit, verbunden mit großer Kraft in den Bewegungen der Gestalten und im Kolorit. Seit 1548 wirkte er in Sevilla, woselbst sein berühmtes Bild: Die Kreuzabnahme, sich in der Sakristei der Kathedrale, sowie sein heil. Georg in Sta. Anna befindet. Später kehrte C. nach den Niederlanden zurück. Er starb 1580 in Brüssel.

Campanella, Thomas, ital. Philosoph, geb. 5. Sept. 1568 zu Stilo in Calabrien, studierte zu Neapel und Cosenza Philosophie. An letzterm Orte, wo die Lehren des Stifters der dortigen Akademie, Bernh. Telesius, lebendig waren, wurde er dem aristotelisierenden Scholasticismus entfremdet. Wegen einiger freimütiger polit. Äußerungen ließ ihn die span. Regierung 1599 verhaften und foltern. Er wurde 27 Jahre hindurch gefangen gehalten, bis Urban VIII. durch das Erbieten, ihn als Ketzer zu richten, 1626 seine Auslieferung bewirkte, worauf er zum Schein in die Gefängnisse der Inquisition zu Rom gebracht, 1629 aber mit einem ansehnlichen Jahrgehalte freigelassen und von Urban VIII. eines vertrauten Umgangs gewürdigt wurde. Neue Nachstellungen der Spanier nötigten ihn, sich 1634 nach Frankreich zu flüchten, wo man ihn zu Paris ehrenvoll aufnahm. C. starb daselbst 31. Mai 1639 in dem Dominikanerkloster der Vorstadt St. Honoré.

Seine 82 Schriften gehören den Gebieten der Philosophie, der Naturwissenschaften, der Astronomie, Astrologie, Medizin, Theologie, Dogmatik, Ethik und Staatswissenschaft an. Die meisten derselben hat er im Gefängnisse verfaßt, doch wurden dieselben zum großen Teil noch vor seiner Freilassung durch den Sachsen Tobias Adami, der ihn während der Gefangenschaft kennen gelernt hatte, auch außerhalb Italien bekannt und in Deutschland gedruckt; ebenso ging es mit seinen im Gefängnisse verfaßten Kanzonen und Sonetten, welche Adami u. d. T. "Scelta d' alcune poesie filosofiche de Septimontano Squilla" herausgab (später neu hg. von Orelli, Lugano 1834). Eine Auswahl daraus hat Herder als "Seufzer eines gefesselten Prometheus aus seiner Kaukasushöhle" in der "Adrastea" (Bd. 3) ins Deutsche übertragen. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "De sensu rerum et magia" (Frankf. 1620; 2.Aufl., Par.1636), "Atheismus triumphatus, nec non de gentilissimo non retinendo" (Par. 1636; 2. Aufl. 1638), "Civitas solis", beigegeben der "Philosophia epilogistica realis" (Frankf. 1623; einzeln, Utr. 1643). C.s philos. Ansichten beruhen zum Teil auf dem Sensualismus des Bernh. Telesius. Gott hat sich doppelt geoffenbart: einmal in der Natur, das andere Mal in der Bibel. Auf ersterer beruht die Philosophie, auf letzterer der Glaube. Die Philosophie des C. zeigt manche Ähnlichkeit mit den Ansichten von Cartesius und Kant; auch ist er der Ansicht, daß das Subjekt der Erkenntnisgrund für das ganze Weltall ist, daß wir im Stoff der Erkenntnis auf unsere Empfindungen beschränkt sind und daß in der Empfindung ein aktives und passives (subjektives und objektives) Moment enthalten ist. Die Welt läßt C. in neuplatonischer Weise durch Emanation aus der Gottheit entstehen. Eine Lieblingslehre C.s ist diejenige von der allgemeinen Beseeltheit aller Dinge, auf welche er seine Ansichten von den Instinkten, Wahrsagungen und magischen Beziehungen stützt. C.s Verteidigung des Katholicismus und Papismus in der "Monarchia Messiae" (Aix 1633) und in den "Discorsi della libertà e della felice suggettione allo stato ecclesiastico" (ebd. 1633) verschaffte ihm die Gunst des Papstes. Als Vertreter der papistischen Universalherrschaft polemisiert er bei der Aufstellung seines Staatsideals ("Civitas solis") in heftigster Weise gegen die von Macchiavelli vertretene Idee des von der Kirche unabhängigen ital. Nationalstaates (vgl. Tröbst, Der Sonnenstaat des C., Weim. 1860; Sigwart, Kleine Schriften, 1. u. 2. Reihe, Freiburg 1881). Eine Gesamtausgabe von C.s Werken besorgte Alessandro Ancona: "Opere di Tommaso Campanella" (2 Bde., Turin 1854). - Vgl. Luigi Amabile, Fra Tomaso C. e la sua congiura, i suoi processi e la sua pazzia (3 Bde., Neap. 1883); Cyprian, Vita et philosophia Th. Campanellae (Amsterd. 1705; 2. Aufl. 1722); Rixner und Siber, Thomas C. (Sulzb. 1826; als 6. Heft von "Leben und Lehrmeinungen berühmter Physiker im 16. und 17. Jahrh."); Baldachini, Vita di Thomas C. (2 Bde., Neap. 1840 - 43).

Campanerthal, malerisches Thal des obern Adour in den Pyrenäen, wird im W. vom Pic du Midi, am Südende vom Col d'Aspin (1497 m) überragt und von Bagnères aus häufig besucht. Das Thal ist durch Jean Pauls Dichtung "Das Campanerthal" berühmt geworden. Hauptort ist Campan (s. d.).

Campanien, eine ehemalige Landschaft Italiens, mit der Hauptstadt Capua, grenzte südöstlich an Lucanien, nordöstlich an Samnium, nordwestlich an Latium, südwestlich an das Tyrrhenische Meer und wurde wegen seiner Fruchtbarkeit und Anmut von den Römern vorzugsweise Regio felix, wie jetzt noch Campagna felice, genannt. Jetzt umfaßt die Landschaft folgende Provinzen:

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]