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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

879

Campanile - Campardon

Provinzen Flächenraum in qkm Einwohner 1881 Auf 1 qkm

offiziell nach Strelbitsij

Avellino 3649,00 3034 392619 107

Benevento 1751,51 2168 238425 136

Caserta 5947,80 5412 714131 120

Neapel 1065,56 871 1001245 940

Salerno 5505,95 5071 550157 99

Campanien: 17919,82 16556 2896577 161

Eine Berechnung (Dez. 1892) ergab 3078584 E. Naturschönheiten, wie das Vorgebirge Misenum, der Vesuv, die Phlegräischen Gefilde, der Fluß Vulturnus, der Averner- und Lucrinersee, geben diesem Lande einen besondern Reiz. Außerdem knüpfen sich an die Städte Bajä, Cumä, Misenum, Linternum, Puteoli, Neapel, Herculanum, Pompeji, Capreä, Salernum und Capua bedeutende geschichtliche Erinnerungen. Als die ältesten Bewohner des Landes sind die mit den Samniten nahe verwandten Stämme der Osker (Opiker) und Ausoner anzusehen, denen aber die Etrusker eine Zeit lang die Herrschaft entrissen, bis die Samniter seit der Eroberung von Capua 438 oder 445 v. Chr. und der griech. Küstenstädte Cumä (Kyme) und Dikäarchia 421 sich nach und nach das ganze Land unterwarfen und ihm den Namen C. gaben. Ein polit. Band hat die Campaner niemals vereinigt, und so wurde es schon im 4. Jahrh. v. Chr. den Römern leicht, eine größere Stadtgemeinde nach der andern zu unterwerfen. - Vgl. Beloch, C., Geschichte und Topographie (2. Ausg., Bresl. 1890).

Campanīle (ital., von campana, "Glocke"), Glockenturm der Kirche, nach ital. Bauweise gewöhnlich freistehend, seit altchristl. Zeit in Gebrauch. Berühmte Beispiele sind der C. am Dom zu Florenz (84 m hoch; 1387 vollendet), der schiefe Turm zu Pisa (55,2 m hoch; 1174 begonnen, 1350 vollendet), der Markusturm zu Venedig (98,6 m hoch; 888 begonnen, 1329 neu aufgeführt). In der Renaissance, wo man die Türme mit der Kirche in Verbindung zu setzen suchte, verloren sie die Eigenart der C. Nur im russ. Bauwesen findet man sie noch angewendet. Mit der beginnenden Vorliebe für Basiliken begann man auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. wieder C. zu bauen.

Campanŭla, Glockenblume, Pflanzengattung aus der Familie der Campanulaceen (s d.), mit gegen 230 über einen großen Teil der Erde verbreiteten, namentlich aber im Orient und in den Mittelmeerländern reich vertretenen Arten. Es sind ausdauernde Kräuter mit mehrköpfigen Wurzelstöcken, oft steif behaart, selten kahl. Alle besitzen glocken- oder trichterförmige, meist blaue Blumenkronen mit fünfspaltigem Saum. Der kantige, grüne, fünfteilige Kelch ist mit dem unterständigen Fruchtknoten verwachsen, aus dem sich eine zwei- bis fünffächerige, mit ebenso vielen Löchern aufspringende Kapsel entwickelt. Die Glockenblumen wachsen meist auf Wiesen, Äckern, in Wäldern und Gebüschen. Die gemeinsten bei uns vorkommenden Arten sind C. persicifolia L. (s. Tafel: Campanulinen, Fig. 2) mit großen blauen, C. patula L. mit lilafarbenen und C. rotundifolia L. mit azurblauen Blumen, alle häufig auf Wiesen. Auf Gartenbeeten und sonst auf bebautem Boden findet sich häufig C. rapunculoides L., mit ziemlich großen azurblauen Blumen in langer, einseitiger Traube, ein schön blühendes, aber höchst lästiges und schwer ausrottbares Unkraut, dessen unterirdische knollenentwickelnde Stengel den Boden queckenartig durchziehen und aus jedem Stück wieder ausschlagen. Mehrere Arten sind Alpenpflanzen; eine der schönsten, C. caespitosa Scop. (s. Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 6), bildet niedrige, völlig mit blauen, seltener weißen Blumen übersäte Nasen zwischen Ritzen und Steingeröll und gedeiht auch sehr gut im Garten. Auch andere Arten werden als Zierpflanzen gezogen. Eine der am häufigsten kultivierten ist die in Italien und Frankreich heimische C. medium L., welche längliche, behaarte Blätter und lange Trauben sehr großer blauer oder weißer Blüten entwickelt. C. rapunculoides, desgleichen das in Europa sehr häufige Unkraut C. rapunculus L. haben knollige Wurzeln, die in Frankreich und England vielfach gegessen und deshalb auch angebaut werden. In Japan wird C. glauca Thunb., ein Strauch mit großen blauen Blumen, wegen der eßbaren, stark milchenden Wurzel unter dem Namen Kokko angebaut.

Campanulacēen (Campanulacĕae), Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen. Die Arten derselben, über 500, sind über den ganzen Erdkreis zerstreut; es sind krautartige Pflanzen oder Sträucher, sehr selten kleine Bäume. Die Blüten derselben sind zwitterig und regelmäßig, sie besitzen einen fünflappigen, mit dem Fruchtknoten verwachsenen Kelch, eine regelmäßig fünflappige Blumenkrone und gewöhnlich fünf Staubgefäße. Die Farbe der Blüten ist bei den meisten blau, seltener weiß oder rot. Viele Arten der C. dienen ihrer schönen, großen Blüten halber als Zierpflanzen.

Campanŭla Hallēri im Fischauge, s. Auge (Bd. 2, S. 109 a).

Campanularĭen, s. Hydroidpolypen.

Campanulīnen (Campanulīnae), Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Sympetalen, charakterisiert durch meist regelmäßige zwitterige oder eingeschlechtige fünfzählige Blüten mit glockenförmiger Blumenkrone und in der Regel teilweise miteinander verwachsenen Staubgefäßen; der Fruchtknoten ist unterständig und enthält zahlreiche Samenknospen. Die Ordnung der C. umfaßt die Familien der Campanulaceen, Lobeliaceen, Goodeniaceen, Cucurbitaceen (s. d.; hierzu Tafel: Campanulinen).

Campānus, eigentlich Joh. Wulf aus Kampen, Antitrinitarier, geb. um 1500, studierte zu Düsseldorf und Köln. Von hier 1520 vertrieben, kam er als Hofmeister junger Edelleute 1528 nach Wittenberg und begab sich 1529 zu dem Religionsgespräch nach Marburg, in der Meinung, den Streit ums Abendmahl beilegen zu können. Nach längerm Aufenthalt in Sachsen kehrte er ins Jülicher Land zurück, wo seine Schmähungen gegen Luther ihm unter den Katholiken manche Freunde erwarben. Als er jedoch durch Verkündigung des nahen Weltendes das Landvolk aufregte, ward er verhaftet und starb 1574 in völliger Geistesverwirrung. - Vgl. Trechsel, Die prot. Antitrinitarier vor Faustus Socin (Heidelb. 1839).

Campardon (spr. kangpardóng), Emile, franz. Schriftsteller, geb. 18. Juli 1834 zu Paris, studierte auf der École des chartes, trat dann in den Archivdienst, wo er zum Sektionschef vorrückte. Er schrieb: "Histoire du tribunal révolutionnaire de Paris" (2 Bde., 1861; 2. Aufl. 1866), "Marie Antoinette à la conciergerie" (1862; 2. Aufl. 1867), "Marie Antoinette et le procès du collier" (1863), "Madame de Pompadour et la cour de Louis XV" (1867),

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]