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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Celten; Celtes; Celtiberer; Celtideen; Celtis; Cembal d'amour; Cembalo

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Celten - Cembalo.

Celten, Volksstamm, s. Kelten.

Celtes (Celtis), Konrad, berühmter Humanist und lat. Dichter, geb. 1. Febr. 1459 zu Wipfeld zwischen Schweinfurt und Würzburg, hieß eigentlich Pickel (nicht Scheffer oder Meißel, wie andre behaupten) und war der Sohn eines Winzers. Da er zum Geschäft des Vaters keine Lust verspürte, entlief er nach Köln (1477), wo er mit großem Eifer zu studieren begann. 1484 war er in Heidelberg Agricolas Schüler bis zu dessen Tod (1485); von da an führte er das Wanderleben der Humanisten. Er lehrte in Erfurt, Rostock, Leipzig, wo er 1486 seine erste Schrift, die "Ars versificandi et carminum", zu allgemeiner Bewunderung veröffentlichte. Noch in demselben Jahr unternahm er eine Reise nach Italien und hörte in Rom, wo durch die Platonische Akademie des Pomponius Latus wohl der Gedanke zur Stiftung ähnlicher Gesellschaften in ihm entstand, in Florenz, Bologna, Ferrara, Padua, Venedig die berühmtesten Gelehrten. Zurückgekehrt, wurde er auf Veranlassung Friedrichs des Weisen, Kurfürsten von Sachsen, auf dem Reichstag zu Nürnberg 18. April 1487 von Kaiser Friedrich III. mit dem Dichterlorbeer gekrönt; er war der erste Deutsche, dem diese Ehre zu teil wurde. Im Frühjahr (wahrscheinlich 1488) war er über Sachsen und Schlesien in Krakau angelangt. Hier studierte er zwei Jahre lang Mathematik und Astronomie, stiftete die Sodalitas litteraria Vistulana und unternahm weite Reisen nach Danzig, den Karpathen etc. Hierauf besuchte er Prag, Olmütz, Preßburg, Ofen, Wien, Regensburg, Nürnberg, durchreiste Bayern und Schwaben, überall lehrend und lernend und bemüht, die Freunde des Humanismus zu vereinigen. 1491 begründete er von Mainz aus die Sodalitas litteraria Rhenana (nach ihm auch Celtica genannt). 1492 erhielt er das Amt, in Ingolstadt über Rhetorik und Poetik zu lehren; doch er ging bald nach Wien und von da nach Regensburg. 1494 kehrte er als ordentlicher Professor nach Ingolstadt zurück, unterbrach aber auch jetzt seine Lehrthätigkeit durch kleinere Reisen und unterrichtete seit 1496 in Heidelberg die Söhne des Kurfürsten Philipp. 1497 berief ihn Kaiser Maximilian I. als ordentlichen Professor der Dichtkunst und Beredsamkeit an die Universität zu Wien, wo er schon vorher die Sodalitas litteraria Danubiana begründet hatte und sofort eine großartige Thätigkeit entfaltete. Er veranstaltete auch die ersten theatralischen Vorstellungen bei Hof. Als der Kaiser 1502 das Collegium poetarum einsetzte, wurde er der Vorsteher desselben mit dem Rechte der Dichterkrönung. Nachdem ihn seine Reiselust bis an sein Lebensende zu wiederholten Ausflügen in die angrenzenden Länder geführt hatte, starb er 4. Febr 1508 in Wien. Als Lehrer hat C. eine planmäßigere Lehrmethode eingeführt, den Ausdruck des Lateinischen wieder gereinigt, das Studium der klassischen Schriftsteller, besonders der griechischen, gehoben, den Anbau der Realwissenschaften, von denen er besonders Geschichte und Topographie pflegte, befördert. Als lateinischer Dichter übertraf er an wahrem Dichtergeist und Fruchtbarkeit alle seine Vorgänger in Deutschland. Am besten sind seine Oden ("Odarum libri IV", Straßb. 1513, sehr selten); geringern Wert haben seine Elegien ("Amorum libri IV", Nürnb. 1502), Epigramme ("Fünf Bücher Epigramme", hrsg. v. Hartfelder, Berl. 1881) und dramatischen Gedichte sowie das unvollendete Epos "Theodoriceis". Als Forscher hat er im Kloster St. Emmeran zu Regensburg die Werke der Nonne Hroswitha von Gandersheim aufgefunden und zuerst herausgegeben (Nürnb. 1501; über die Hinfälligkeit des von Aschbach erhobenen Vorwurfs der Fälschung s. Aschbach), ebenso im Kloster Ebrach in Franken das Gedacht "Ligurinus sive de rebus gestis Friderici primi imperatoris libri X" (Augsb. 1507; der auch hier gegen die Echtheit hervorgetreten Zweifel ist durch Pannenborg ["Forschungen", 1871] widerlegt), endlich die berühmte Reisekarte des römischen Reichs, die er Konrad Peutinger überließ (daher Tabula Peutingeriana). Als Vorarbeiten zu der von ihm beabsichtigten "Germania illustrata" erscheinen "Germania generalis" und sein einziges historisches Werk in Prosa: "De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus". Seine Ausgaben klassischer Schriftsteller sind veraltet. Vgl. Klüpfel, De vita et scriptis C. C. (Freiburg 1827, 2 Bde.); Ruith, Leben und Wirken des K. C. (Würzb. 1852); Aschbach, Die frühern Wanderjahre des K. C. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1868).

Celtiberer, s. Keltiberer.

Celtideen, dikotyle Pflanzengruppe aus der Ordnung der Urticinen, eine Unterfamilie der Ulmaceen (s. d.) bildend. Von den wenigen Gattungen dieser im tropischen und im wärmern gemäßigten Asien und Amerika sowie ums Mittelmeer einheimischen Familie ist Celtis Tournef. die wichtigste, zu welcher der im südlichen Europa wachsende Zürgelstrauch (C. australis L.) gehört. In Tertiärschichten sind sieben Arten von Celtis gefunden worden.

Celtis Tournef. (Zürgelstrauch), Gattung aus der Familie der Ulmaceen, kleine Bäume oder Sträucher mit abwechselnden, in zwei Reihen stehenden, ganzen, gestielten, gesägten, rauhen Blättern, unscheinbaren, einzeln oder in Büscheln stehenden Blüten und fleischarmer Steinfrucht. Etwa 50 Arten in den heißen und gemäßigten Zonen. C. australis L., ein Baum mit in eine lange Spitze ausgezogenen, an der Basis ungleichseitigen, sich plötzlich verschmälernden, scharf gesägten, auf der Unterseite behaarten Blättern, einzelnen, grünlichweißen Blüten an dünnen Stielen und gelben, dann roten, endlich schwarzen Früchten, erreicht ein hohes Alter und riesige Dimensionen, an der ganzen Küste des Mittelmeers, bis Istrien und Tirol, auf den Azoren und Kanaren heimisch. Aus den honigartig schmeckenden Früchten soll man süßen Wein bereiten. Das Holz des Baums ist schwärzlich, zäh, schwer spaltbar, fast so hart wie Buchsbaum, kommt als Triester Holz in den Handel und wird, wie schon im Altertum (libyscher Lotus), zu Flöten, außerdem zu Bildhauerarbeiten, zu Deichseln, Peitschenstielen und zu vielerlei Geräten verarbeitet. Die Samen enthalten ein fettes Öl. Der Baum ist auch eine Zierde der deutschen Gärten und wird in Spanien auf terrassiertem Land zur Befestigung des Erdreichs und als Stütze für Weinreben angepflanzt. Auch andre Arten aus Ostasien, Kaukasien etc. und der in Nordamerika sehr verbreitete C. occidentalis L., dessen Holz ähnlich wie das des vorigen benutzt wird, werden als Ziersträucher bei uns kultiviert. C. orientalis L. und C. Roxburghii Miq., in Indien, liefern Bastfasern. Die Rinde von C. madagascariensis (Écorce d'Andrèse) dient auf Réunion zum Gerben und Färben.

Cembal d'amour (franz., spr. ssangball damuhr), eine von Gottfried Silbermann konstruierte Art des Clavicembalo mit Saiten von doppelter Länge, die genau in der Mitte durch einen Steg geteilt wurden, so daß beide Hälften denselben Ton gaben (leicht bebend).

Cembalo (ital., spr. tschem-), Handtrommel, Tamburin; auch s. v. w. Clavicembalo (s. Klavier).

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]