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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chorschranken - Chosrew Pascha.

eine große Bedeutung erhalten durch die Nachgrabungen von Botta und Place in den Ruinen des altassyrischen Dur-Scharrukin (Sargonsstadt), welches dort stand. Vgl. Tafel "Baukunst II", Fig. 1 und 2, und "Bildhauerkunst I", Fig. 9; auch Tafel "Ornamente I", Fig. 3-5.

Chorschranken, hölzerne, steinerne und metallene Brüstungen und Gitter, welche in den romanischen und gotischen Kirchen das Chor gegen das Schiff der Kirche und die Kapellen des Chorumgangs gegen diesen abschließen. Die C. sind meist mit Bildwerk mehr oder minder reich verziert und haben namentlich in Frankreich und England Anlaß zu hervorragenden Schöpfungen gegeben. Die künstlerisch bedeutendsten C. befinden sich in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt, in der Marienkirche zu Lübeck, in den Kathedralen zu Amiens, Chartres und Albi in Frankreich.

Chorschwester, s. Nonne.

Chorstörer (Turbatores chori), vor alters in einigen Mönchsklöstern (besonders in Preußen) angestellte Individuen, deren Funktion darin bestand, die feierlichsten Stellen des Chorgesangs durch ein widerliches Geplärr zu unterbrechen. Nach der Meinung einiger sollte dieses Geplärr das Hohnlachen des Satans darstellen.

Chorstühle, in Kloster- und Stiftskirchen die zu beiden Seiten des Hohen Chors befindlichen hölzernen Sitzreihen für die Geistlichkeit, gewöhnlich zu zwei Reihen hintereinander, so daß die hintere Reihe eine Stufe höher liegt. Die vordere Sitzreihe ist durch eine Brustwehr mit den darauf befindlichen Betpulten nach dem Chor zu abgegrenzt und jeder einzelne Sitz durch eine Scheidewand von dem benachbarten Sitz getrennt. Die Sitze sind meist zum Aufklappen eingerichtet und an der untern Seite mit den sogen. Miserikordien, kleinen, konsolenartigen Vorsprüngen, auf die sich der Geistliche während des vorgeschriebenen Stehens stützen kann, versehen. Die Rückseite der hintern Sitzreihe pflegt meist von einem Baldachin überragt zu sein, der an beiden Enden derselben von einer hohen Stirnwand getragen wird. Im übrigen wurden die C. vom 14. Jahrh. an bis zur Renaissance mit einer Fülle von Schnitzereien verziert, die teils biblischen Inhalts sind, teils auch das bürgerliche Leben wie das Leben der Geistlichen in ernster und satirischer Auffassung schildern, häufig auch Darstellungen aus der Tierfabel und Tiersymbolik enthalten. Künstlerisch besonders ausgezeichnet sind die C. im Münster zu Ulm (1469-74, von Jörg Syrlin dem ältern), in der Spitalkirche zu Stuttgart, der Stephanskirche zu Wien, der Stiftskirche zu Herrenberg, in San Domenico zu Bologna, im Dom zu Siena, in San Giorgio Maggiore zu Venedig u. a. Auch in französischen und englischen Kirchen finden sich wertvolle C.

Chortatzis, Georg, griech. Dichter aus Kreta, lebte am Ende des 16. oder im Anfang des 17. Jahrh. und ist Verfasser des Dramas "Erophile" (Ἐρωφίλη), das eins der ältesten neugriechischen Dramen ist, jedenfalls das bekannteste und wegen seines Reichtums an Sentenzen ein Lieblingsgedicht des griechischen Volkes (geschrieben im Dialekt der Insel Kreta; neuerdings in Sathas' "Κρητικὸν θέατρον", Vened. 1879, abgedruckt). Das Stück ist die Nachahmung der italienischen Tragödie "Orbecche" des Giraldi, wahrscheinlich mit gleichzeitiger Benutzung von "Filostrato e Pamfila" von Antonio da Pistoja. Vgl. Bursian, Erophile. Ein Beitrag zur Geschichte der neugriechischen und der italienischen Litteratur (in den "Abhandlungen der philosophisch-historischen Klasse der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften", Bd. 5, Leipz. 1870).

Chortitz, russ. Insel im Dnjepr, Alexandrowsk gegenüber, 14 km lang, 4 km breit, bewohnt von 551 deutschen Mennoniten, gehört zu der am Ufer liegenden Kolonie Chortizy. Die Insel diente abwechselnd Kosaken, Polen, krimschen oder nogaiischen Tataren, Russen und Deutschen zum Aufenthalt. 1620 wurde auf Befehl eines Kosakenhetmans ein aus Blockhäusern bestehendes Fort daselbst angelegt, und 1738, im türkischen Krieg, erbauten die Russen verschiedene jetzt verschwundene Verschanzungen.

Chortizy (Chortizkaja), Hauptort der von preußischen Mennoniten aus der Danziger Gegend angelegten Kolonien im Dnjeprland, im russischen Gouvernement Jekaterinoslaw, am Ufer des Dnjepr, gegenüber der Insel Chortitz, da, wo sich der letzte Katarakt (der Porog Wolnenskoi) befindet, ist ganz von Granitfelsen umgeben, die oft 15 Faden hoch sind, steil abfallen und von unzähligen Pilzen bedeckt sind, hat (1879) 1658 Einw., die lebhaften Handel mit den umwohnenden Russen, Tataren, Juden und Armeniern unterhalten.

Chorton (Orgelton), diejenige Stimmung, welche früher für die Orgeln gebräuchlich war und sich vom sogen. Kammerton (s. d.) insofern unterschied, als sie um einen ganzen Ton höher war als dieser. Ganz alte Orgeln waren sogar in dem sogen. Kornettton ^[richtig: Kornetton] gestimmt, welcher eine kleine Terz höher war als der Kammer- oder Orchesterton. Als Grund für die höhere Stimmung der Orgeln gibt man an, daß die großen Kirchenräume eines durchdringendern Tons bedurft hätten als Zimmer und Konzertsaal. Jetzt, wo die Kammertonstimmung so viel höher geworden ist, baut und stimmt man die Orgeln im Kammerton.

Chorys, s. Lerche.

Chorzow, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kattowitz, östlich bei Königshütte und an der Linie Breslau-Dzieditz der Rechten Oderuferbahn, mit Steinkohlen- und Eisenerzgrube und (1880) 4225 Einw. Dabei der Redernberg mit einem Denkmal des Grafen Redern, des Begründers des oberschlesischen Steinkohlenbergbaues (seit 1781).

Chosaa (Chosaiten), arab. Volksstamm, der um Mekka herum wohnte und vom 2. bis 5. Jahrh. v. Chr. die Kaaba in Besitz hatte, bis ihm dieselbe von den Koreischiten entrissen wurde.

Choschen (hebr., C. hammischpath), der Brustschild, welchen der jüdische Hohepriester beim Eingang ins Allerheiligste auf der Brust trug; er war mit goldenen, gewundenen Ketten an den Einfassungen der Edelsteine auf den Achseln befestigt (2. Mos. 28, 22 ff.; 39, 8-21). Auf diesem Schild waren 12 Edelsteine in 4 Reihen, in Gold gefaßt, befestigt, in welche die Namen der 12 Stämme Israels gegraben waren.

Choschoten, s. Kalmücken.

Chose (franz., spr. schohs'), Sache, Ding; Chosen, Possen, Schwänke.

Chosrew Pascha, türk. Staatsmann, ein abchasischer Sklave des Admirals Kutschuk Hussein, erlangte dessen Gunst und die Freilassung und wurde 1804 Pascha von Ägypten. Er erhob Mehemed Ali zum Kaimakam. Nachdem dieser tapfer gegen die Beis gekämpft, empörte er sich gegen C., und dieser mußte ihm 1806 weichen. Später war C. an mehreren Orten Pascha und ward 1822 Großadmiral. Er eroberte 1824 die Insel Ipsara, erlitt aber 1825 bei Andros eine Niederlage. Nachdem er alle Janitscharen auf der Flotte hatte ertränken lassen, unterstützte er den Sultan Mahmud II. als Seraskier

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]