267
Chörlein – Chortizy
Arten. Es sind Sträucher oder Halbsträucher mit einfachen abwechselnden Blättern und orangefarbenen oder roten Blüten. Einige Arten, wie C. ilicifolium Sm., C. cordatum Lindl. u. a. sind sehr schöne, reichblühende Ziersträucher des Kalthauses. Sie beanspruchen dort während des Winters einen hellen, trocknen und im Sommer einen halbschattigen Platz im Freien. In sandiger Heideerde gedeihen sie vortrefflich, nur sind sie gegen Nässe empfindlich. Vermehrung durch Stecklinge oder Samen.
Chörlein, in Süddeutschland die aus den Façaden der Häuser herausgebauten Erker, die einen abgeschlossenen Sitzplatz im Zimmer mit Aussicht auf die Straße, meist nach drei Seiten hin, bilden. Sie erhielten diesen Namen, weil ihre Form ursprünglich aus den kleinen Chören der Hauskapellen sich herausgebildet hat. Berühmt ist das gotische C. (1318) am Pfarrhofe von St. Sebaldus zu Nürnberg.
Chorley (spr. tschorlĭ), Industriestadt in der engl. Grafschaft Lancashire, 40 km im NO. von Liverpool, am Chor und am Kanal Preston-Liverpool, hat (1891) 23082 E., Fabriken von Baumwollgarn, Musselin, Kaliko, Indiennes, Putzwaren und Eisenbahn-Waggons. In der Nähe Kohlen- und Bleibergwerke, Steinbrüche und Bleichereien.
Chorogrāphie (grch.), Teil der Länderkunde, die Beschreibung einer einzelnen Gegend von kleinerm Umfang, im Gegensatz zur Topographie oder Ortsbeschreibung.
Chorol. 1) Kreis im mittlern Teil des Gouvernements Poltawa, mit fruchtbarer Schwarzerde, aber waldlos, hat 3310,6 qkm, 154881 E., Ackerbau. – 2) Kreisstadt im Kreis C., 106 km westnordwestlich von Poltawa, an dem zum Psiol gehenden C., hat (1888) 6631 E., Post und Telegraph, 6 Kirchen, Progymnasium für Mädchen und Ackerbau.
Chorolŏgie (grch.), von neuern Gelehrten (Pokorny) eingeführte Bezeichnung für die Pflanzen- und Tiergeographie.
Choromănie, s. Choreomanie.
Choromĕtrie (grch.), Feldmeßkunst.
Choron (spr. schoróng), Alexandre Etienne, franz. Musiktheoretiker, geb. 21. Okt. 1772 zu Caen, gest. 29. Juni 1834 zu Paris, stand an der Spitze der ausgezeichneten Männer (Berlioz, Kastner u. a.), die sich in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts bemühten, das Musikwesen ihres Vaterlandes neu zu beleben und zu vertiefen. Zu diesem Zwecke suchte er die theoretischen und praktischen Meisterwerke dem Musikunterricht wieder zugänglich zu machen. Ihrer Bekanntmachung dient ein großer Teil seiner frühern Arbeiten: «Principes d’accompagnement des écoles d’Italie» (mit Fiocchi, Par. 1804), «Principes de composition des écoles d’Italie» (3 Bde., ebd. 1808; 2. Aufl., 6 Bde., 1816). Auch erwarb er sich ein Verdienst durch Errichtung und Leitung einer Gesangschule, Conservatoire de musique classique et religieuse (1818), die für die bis dahin in Frankreich fehlende Pflege des Chorgesangs trotz vielfacher Hemmnisse förderlich geworden ist. C. war ein gründlich gebildeter Theoretiker, hatte aber auf dem eigentlich praktischen Gebiete, das er erst spät betrat, wenig Erfolg.
Chorremâbâd (arab. Felek-el-Aflât), Stadt in der pers. Provinz Luristan, an dem zum Kercha gebenden Flusse C., am südwestl. Fuße des Sefid-Koh, in 1241 m Höhe, hat 5000 E., einen schönen Palast des Statthalters von Kurdistan, und ist die einzige bedeutende Stadt der Provinz.
Chorrillos (spr. tschorriljos), Seebad im peruan. Depart. Lima, 12 km südlich von Lima, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist, an der Bai von C. nördlich vom Berge Salto del Frayle, der in die Punta de C. ausläuft, hat (1876) 4329 E. und ist beliebter Sommeraufenthalt der Bewohner der Hauptstadt. – Am 13. Jan. 1881 überraschten die Chilenen (26400 Mann) die Armee der ungleich stärkern Peruaner und eroberten deren feste Stellung und die Stadt C., während ein Teil der Gegner unthätig in der Nähe bei Miraflores stand.
Chorrock der kath. Geistlichen, s. Stola.
Chorsabād (Khorsabad), in den Keilinschriften Dûr-Scharrukîn («Sargonsveste»), Ort in Babylonien, drei Stunden nordöstlich von Ninive, berühmt durch die Entdeckungen Bottas, der 30. März 1843 dort Ausgrabungen begann und damit die Assyriologie ins Leben rief, und des franz. Architekten Victor Place (Abbildungen s. Tafel: Babylonisch-Assyrische Kunst, Fig. 1, 2, 4, 5, 7 und Tafel: Babylonisch-Assyrische Altertümer, Fig. 1 u. 2). Dûr-Scharrukîn wurde von Sargon Ⅱ. 711 v. Chr. erbaut, um den damals noch in Ruinen liegenden Palast Ninives zu ersetzen. Die Stadt war mit einer noch jetzt verfolgbaren Mauer umgeben, die ein Rechteck bildete. Auf der Nordwestseite war der Königspalast sowie prachtvolle mit Basreliefs und Inschriftenfriesen versehene Hofsäle und 200 Gemächer des Hofes und des Harems. (S. Babylonien: Kultur.) Die Hauptmasse dieser Reliefs und Friese befindet sich jetzt im Louvre zu Paris. Auch die Reste eines (707 v. Chr. von Sargon eingeweihten) Tempels sowie ein Portal mit sechs geflügelten Stieren wurden in C. ausgegraben. – Vgl. Botta, Monuments de Ninive (5 Bde., Par. 1847‒50); Place, Ninive et l’Assyrie (2 Bde. mit Atlas, ebd. 1866‒69); Oppert, Les inscriptions de Dour-Sarkayan (Khorsabad) provenant des fouilles de M. Victor Place (ebd. 1870).
Chorschranken, in der kirchlichen Baukunst die den Chor vom Längsschiff trennenden steinernen oder hölzernen Brüstungen oder Scheidewände (s. auch Lettner). Künstlerisch hervorragende C. sind z. B. in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt (Ende des 12. Jahrh.), spätgotische in der Marienkirche zu Lübeck.
Chorstörer (turbatores chori), im Mittelalter in einigen Mönchsklöstern angestellte Personen, die den Chorgesang an feierlichen Stellen durch Geschrei unterbrechen mußten. Ursprung und Zweck dieser Einrichtung sind nicht bekannt.
Chorstühle, s. Chorgestühl.
Chortatzis, Georg, neugriech. Dichter aus Kreta, lebte wahrscheinlich um 1620. Sein mundartliches Trauerspiel «Erophile» ist das erste in neugriech. Sprache gedichtete Drama (Vened. 1637; neuer Druck in Sathas’ «Kretikon theatron», ebd. 1879) und war wegen des Reichtums an Sentenzen sehr beliebt. Es ist nach Giraldis (s. d.) Tragödie «L’Orbecche» gearbeitet.
Chortizy (Chortiza, Chortiz), Insel des Dnjepr im russ. Gouvernement und Kreis Jekaterinoslaw, 82 km unterhalb der Stadt Jekaterinoslaw, ist 10 km lang, 3 km breit, sehr fruchtbar und Sitz einer gleichnamigen Kolonie von Mennoniten, die Ende des 18. Jahrh. aus der Gegend von Danzig einwanderten. Die Kolonie hat (1885) 1658 E., Post, Ackerbau, 2 Maschinenfabriken, Gießerei, Färberei, Bierbrauerei. Aus der Südspitze der Insel
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]