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Chorton – Chotusitz
Ruinen eines Palastes Potemkins, dem Katharina Ⅱ. die Insel schenkte. Bis 1775 war C. Sitz der berühmten saporogischen Sitsch. (S. Saporoger.)
Chorton oder Orgelton, die früher für die Orgeln gebräuchliche Stimmung; sie war um einen ganzen Ton höher als der Orchester- oder Kammerton (s. d.). Ganz alte Orgeln waren sogar in dem sog. Kornettton gestimmt, der eine kleine Terz höher stand als der Kammerton. Seit dem 18. Jahrh. fiel der Unterschied weg, und jetzt baut man nur Orgeln im Kammerton, dessen Stimmung in der Höhe etwa die Mitte hält zwischen dem alten Chor- und Kammerton. Der Grund dieser verschiedenen Art lag besonders darin, daß man für die Kirche einen hellen, starktönenden Ton erzielen wollte, während für die Kammermusik im Hause der durch die tiefere Stimmung weichere Ton beliebt war.
Chorturm, die besonders an deutschen roman. Kirchen, häufig an der Nord-und Südseite des Chors, errichteten Türme; so z. B. die runden am Dom zu Mainz und Worms, die viereckigen an den Domen zu Speier, Bamberg, Naumburg.
Chorvikar, s. Domkapitel.
Chorwāten, s. Kroaten.
Chorzelle, poln. Chorzele, Flecken im russ.-poln. Gouvernement Plozk, unweit der preuß. Grenze, an dem Flüßchen Orzec, 124 km nordöstlich von Plozk, hat (1885) 3086 E., über die Hälfte Israeliten, Post, Ackerbau, regen Vieh- und Getreidehandel mit Preußen. In C. befindet sich der erste Kordon der russ. Grenzwache.
Chorzow, Dorf im Kreis Kattowitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, 4 km im SO. von Beuthen, 6 km von der poln. Grenze, an den Linien Breslau-Öls-Sosnowice und Schwientochlowitz-Beuthen der Preuß. Staatsbahnen, dicht neben Königshütte, hat (1890) als Gemeinde 4978 (2494 männl., 2484 weibl.) meist kath. E., Postagentur, Telegraph und in der Umgebung Eisenbergwerke und Steinkohlengruben. Nahebei der Redernberg mit einem Denkmal (seit 1781) des Grafen Redern, des Begründers des oberschles. Steinkohlenbergbaues.
Choschen, der Brustschmuck (Orakelsteintasche), welchen der Hohepriester nach dem Priesterkodex tragen soll (s. Hoherpriester).
Choschot, ein Stamm der Kalmücken (s. d.).
Chose (frz., spr. schohs’), das Ding, die Sache; C. jugée (spr. schüscheh; lat. res judicata), rechtskräftig entschiedene Sache (s. Rechtskraft).
Chosrŏes Ⅰ., Name des 25. Arsaciden (s. d.); auch griech. Schreibung für Khosrev Ⅰ. (s. d.).
Chotan, Stadt in Turkestan, s. Khotan.
Chotba (Chutba), s. Chatîb.
Chotěboř (czech., spr. chotjeborsch). 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 539,28 qkm, (1890) 45898 (22387 männl., 23511 weibl.) E., darunter 1722 Evangelische, 43657 Katholiken und 519 Israeliten; 6225 bewohnte Gebäude und 9217 Wohnparteien in 77 Gemeinden mit 140 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke C. und Přibislau. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft C., in 519 m Höhe, an der Linie Deutschbrod-Königgrätz der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 3621 czech. E., Post, Telegraph. Bezirksgericht (328 qkm, 51 Gemeinden, 29531 czech. E.), ein großes Schloß (in 794 m Höhe) mit Herrschaft (17,34 qkm) und großem Park, eine Brauerei und Landwirtschaft. Die früher bedeutende Industrie (in Glas, Wollzeug und Leder) ist zurückgegangen.
Chotek, böhm. Adelsgeschlecht, 1556 in den Freiherrenstand, 1723 in den böhm. Grafenstand und 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben. – Graf Johann Karl, ein Sohn des ersten Grafen C., geb. 28. Okt. 1705, widmete sich dem Kriegsdienste, wurde aber meist zu diplomat. Sendungen und Regierungsgeschäften verwendet. Er ward 1744 Feldmarschalllieutenant, Geheimrat und Landesadministrator von Bayern, 1762 Feldzeugmeister und erhielt für seine Familie das Erbland-Thürhüteramt in Niederösterreich 1765. Er starb 8. Nov. 1787. – Sein Neffe, Johann Rudolf, Graf C. von Chotkowa und Wognin, geb. 17. Mai 1748, ward 1770 niederösterr. Regierungsrat, 1776 Hofrat bei der vereinigten Hofkanzlei, kurze Zeit nachher deren Kanzler. Nach Leopolds Ⅱ. Regierungsantritt wurde ihm die Leitung der neuerrichteten Finanzhofstelle übertragen. Er nahm 1793 seine Entlassung, ward aber 1802 Staatsminister und Oberburggraf von Böhmen, in welcher Stellung er für Hebung der Industrie des Landes segensreich wirkte. 1805‒9 war er Mitglied des Konferenzministeriums und nach dem Frieden Präses der normalen Hofkommission. Er starb 26. Aug. 1824 zu Wien. – Des letztern Sohn, Graf Karl von C., geb. 23. Juli 1783, trat 1803 in den Staatsdienst, wurde 1809 Gubernialrat in Brünn, 1812 Kreishauptmann zu Prerau in Mähren und dann zur Organisierung des nachmaligen Triester Kreisamtes nach Triest berufen. Nach der Besiegung Murats wurde er 1815 Generalgouverneur des Königreichs Neapel, 1816 Hofrat bei der Triester Regierung, die er dann bis zum Juli 1818 leitete. In diesem Jahre wurde er Vicepräsident in Tirol, ein Jahr später Gouverneur von Tirol und Vorarlberg. 1825 berief ihn der Kaiser als Hofkanzler und Präsident der Studienhofkommission nach Wien, und im Herbst 1826 erhielt er die oberste Verwaltung des Königreichs Böhmen, um das er sich die glänzendsten Verdienste erwarb. Ende Juli 1843 legte er seine Stelle als Oberburggraf nieder. Er starb 28. Dez. 1868. Vgl. Wolf, Graf Karl C. Ein Lebensbild (Prag 1869). – Jetziges Haupt der Familie ist Graf Rudolf, geb. 23. Juni 1832, erbliches Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrates.
Chotin. 1) Kreis im nordwestl. Winkel des Gouvernements Bessarabien, mit fruchtbarer Schwarzerde, hat 3985,3 qkm, 233985 E., Acker- und Obstbau. – 2) C., poln. Chocim, Kreisstadt im Kreis C., 5 km von der österr.-ungar. und 38 km von der rumän. Grenze, an den Abhängen zweier Berge, rechts des Dnjepr, hat (1888) 20070 E., darunter die Hälfte Israeliten; 5 russ., 1 armenisch-gregorianische, 2 kath. Kirchen, 16 Synagogen und Bethäuser; Acker-, Obstbau, wenig Handel und Grenzschmuggel. Hier siegten 1621 und 1673 die Polen über die Türken; 1711 setzten sich die Türken in C. fest. Im Kriege Rußlands mit der Türkei ward es dreimal von den Russen genommen: 1739, 1769 und 1788, aber immer wieder zurückgegeben; 1806 aufs neue vom russ. General Essen eingenommen, kam es 1812 mit Bessarabien an Rußland. Die Festungswerke wurden 1856 geschleift.
Chotusitz, czech. Chotusice, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Časlau in Böhmen, in 220 m Höhe, hat (1890) 1388, als Gemeinde 1423 czech. E. und Ackerbau. – Vor den Hussitenkriegen gehörte C. der benachbarten Cistercienserabtei Sedletz, die von Žižka bis auf den
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