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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chotzen; Chouannerie; Chouans; Choulant

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Chotzen – Choulant

Grund zerstört wurde. Im ersten Schlesischen Kriege siegte König Friedrich Ⅱ. von Preußen mit 24000 Mann 17. Mai 1742 bei C. über die Österreicher (30000 Mann) unter dem Prinzen Karl von Lothringen hauptsächlich, wie bei Mollwitz, durch die Infanterie. Die Preußen verloren 4765, die Österreicher 6000 Mann. Die Österreicher waren im Vorteil, bis der König ihren linken Flügel schlug und den Sieg durch Umfassung gewann. Die Folge des Sieges bei C. war der Friede von Breslau.

Chotzen, czech. Chocen, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Hohenmauth in Böhmen, in 278 m Höhe, in hügeliger Umgebung, an der Stillen Adler und an den Linien Wien-Brünn-Prag, C.-Halbstadt (91 km) und C.-Leitomischl (24 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 3869 czech. E., Post, Telegraph; eine Flachsspinnerei (12000 Spindeln, über 600 Arbeiter), Metallgießerei, Maschinenfabrik, zwei Kunstmühlen, Brauerei, Holzdrahtfabrik und Landwirtschaft. Auf der linken Seite des Flusses das fürstl. Kinskysche Schloß (erbaut 1562) mit roman. Kapelle und ausgedehntem Parke, durch dessen südl. Teil die Bahn geht.

Chouannerie (spr. schuan’rih), s. Chouans.

Chouans (spr. schuáng), in der ersten Französischen Revolution Bezeichnung der Royalisten in der Bretagne und auf dem rechten Ufer der untern Loire, im Gegensatze zu den Vendéern auf dem linken. Der Name selbst wurde wahrscheinlich von Jean Cottereau, einem der Anführer, hergenommen, der nach dem eigentümlichen Schrei, den er auszustoßen pflegte, Chat-Huant (d. h. Nachtkauz, Uhu), Chouan genannt wurde. Gegen Ende 1793 bildete dieser in den Wäldern von Pertre und Fougères einen Insurrektionshaufen, die sog. Chouannerie. Während die Vendéer bei Savenay 18. Dez. fast aufgerieben wurden, entwickelte sich die Chouannerie in der Bretagne, Normandie und Maine bis in die Nähe von Paris. General Beaufort zersprengte bei Granville die erste geordnete Streitmacht der C. unter Marquis Puisaye. Am 2. Febr. 1794 überwältigte Beaufort auch in der Gegend von Lagravelle die Bande Cottereaus, der 29. Juli bei einem Gefecht in der Nähe von Laval fiel. Als der Wohlfahrtsausschuß den ganzen Westen in Belagerungszustand erklärte und Hoche das Oberkommando über vier daselbst befindliche Armeekorps übertrug, ging Puisaye nach England, um Pitt zu wirksamerer Unterstützung und die Emigranten zur Teilnahme zu vermögen. Er gab das Kommando über die Banden einstweilen an den kühnen Abenteurer Désoteux, genannt Cormatin, ab. Dieser unterzeichnete 9. April 1795 zu Le Mabilais einen Vertrag mit dem Konvent, wonach die C. die Waffen niederlegen und die Republik anerkennen sollten. Cormatin zog in Rennes ein, wurde aber von Hoche infolge von Reibungen zwischen den C. und den Republikanern verhaftet. Bei dem Wiederausbruche der Feindseligkeiten traten unter den C. besonders Georges Cadoudal und Scépeaux als Anführer auf, die einen neuen Geist unter die Banden brachten. Doch wurden die C. von der Übermacht fast aufgerieben, bis Puisaye mit Engländern und Emigranten 27. Juni 1795 zu Quiberon landete. Cadoudal und Puisaye wollten nun mit ihren Banden die ganze Bretagne aufrühren; allein die zaghaften Emigranten gaben dies nicht zu, stellten die C. unter Offiziere der Emigration und zwangen sie, an der Befestigung des genommenen Forts Penthièvre zu arbeiten. Diese Maßregeln erbitterten die Banden, und als sich die engl. Flotte entfernt hatte und Graf Artois sich nicht, wie er versprochen, an die Spitze der Erhebung stellte, verloren die C. vollends den Mut; ihre tüchtigsten Anführer, Tinteniac, Scépeaux, Tête-Carrée, Palierne, wurden wiederholt geschlagen und der Aufstand auf allen Punkten niedergeworfen. Noch schlimmer wurde die Lage der C., als Hoche die Vendée unterworfen hatte und nun alle Streitkräfte auf das rechte Ufer der Loire ziehen konnte. Scépeaux mußte die Waffen strecken, dann unterwarf sich Cadoudal; Frotté floh nach England; Vieuville, Sérent und andere Anführer waren gefallen; Puisaye vermochte kaum durch Flucht nach Amerika der Anklage seiner Genossen zu entgehen. Die C. waren vernichtet. Erst als 1799 die Republik in Italien Verluste erlitt, erhoben sie sich plötzlich unter Cadoudal aufs neue; doch brachte der 18. Brumaire (9. Nov. 1799) die Erhebung zum Stillstand. Bonaparte schickte Brune mit einer Verstärkung von 30000 Mann an die Loire. Die Haufen wurden allmählich zerstreut, und die Anführer ließen sich in die allgemeine Amnestie einschließen. 1814 und 1815 brach die Chouannerie nochmals auf beiden Ufern der Loire aus. Die Banden waren gut bewaffnet und hatten tüchtige Führer, darunter Coislin, Andigné, Ambrugeac, Courson und Sol de Grissoles. Die Schlacht bei Waterloo beendigte diesen Aufstand. – Vgl. Kérigant, Les C. (Par. 1882); La Frêgeolière, Émigration et Chouannerie (ebd. 1882); G. de Cadoudal, Georges Cadoudal et la Chouannerie (ebd. 1887); Sylvanecte, Profils vendéens (ebd. 1887).

Choulant (spr. schuláng), Job. Ludw., Mediziner, geb. 12. Nov. 1791 zu Dresden, studierte seit 1811 erst zu Dresden, dann zu Leipzig Medizin und ließ sich in Altenburg nieder. 1821 wurde C. Arzt des königl. Krankenstifts in Friedrichstadt in Dresden, wo er 1823 die erledigte Professur der theoretischen Heilkunde übernahm, die er 1828 mit der der praktischen Heilkunde und der Direktion der therapeutischen Klinik vertauschte. Seit 1842 Direktor der Akademie, erhielt er 1844 die Stelle eines Medizinalreferenten im Ministerium des Innern und starb 18. Juli 1861. Er schrieb: «Anleitung zur ärztlichen Rezeptierkunst» (2. Aufl., Lpz. 1834), «Anleitung zur ärztlichen Praxis» (ebd. 1836) und vor allem das «Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie des Menschen» (ebd. 1831; 5. Aufl., bearbeitet von Richter, ebd. 1852‒53). Besonders verdient machte er sich um die Geschichte der Medizin durch die Werke: «Tafeln zur Geschichte der Medizin» (Lpz. 1822), «Handbuch der Bücherkunde für ältere Medizin» (2. Aufl., ebd. 1841), «Bibliotheca medico-historica» (ebd. 1842), «Geschichte und Bibliographie der anatom. Abbildung» (ebd. 1852), «Die Anfänge wissenschaftlicher Naturgeschichte» (Dresd. 1856), «Graphische Inkunabeln für Naturgeschichte und Medizin» (Lpz. 1858). Auch besorgte C. eine neue Ausgabe der «Opera» des Benvenuto Cellini (3 Bde., ebd. 1833‒35).

Choulant (spr. schuláng), Theod., Baumeister und Maler, Sohn des vorigen, geb. 18. Juli 1827 zu Dresden, besuchte das Polytechnikum und später die Akademie zu Dresden, wo er sich besonders unter Semper in der Architektur ausbildete. Angeregt durch wiederholte Reisen nach Italien, malte er viele Aquarelle, in denen er namentlich Ansichten von Venedig darzustellen liebt; das Ölbild: Ansicht der

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