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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Choreomanie – Chorizema

zer und Tänzerinnen, nebst C. der neuesten Kontertänze, Polonaisen, Cotillontouren (Berleburg 1855).

Choreomănie (grch.), Choromanie, Tanzsucht oder Tanzwut, eine krankhafte Neigung zu rhythmischen Bewegungen der untern Extremitäten, auch wohl der Arme, beruht auf einem krankhaften Erregungszustand des Nervensystems und des Geistes, der im Mittelalter zeitweise epidemisch auftrat (Johannis- oder Veitstanz). Im 16. Jahrh. erlosch diese «Volkskrankheit» in Deutschland; in Italien trat später eine ähnliche Erscheinung auf als Taranteltanz, Tarantismus (s. d.). In der Neuzeit hat man bei einer Sekte der Methodisten (den Jumpers oder Springern) in England und Nordamerika die Tanzwut als religiösen Brauch beobachtet. – Vgl. Hecker, Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters (in erweiterter Bearbeitung hg. von Aug. Horsch, Berl. 1865).

Chorepiskŏpoi (grch.), Chorbischöfe (s. d.).

Chorēt, s. Choreutik.

Chorēus (grch.), Versfuß, s. Trochäus.

Choreutik (grch.), Tanzkunst; Choreut oder Choret, Tänzer, auch soviel wie Chorist; choreutisch, auf C. bezüglich.

Chorführer, s. Chor (antik).

Chorgestühl, die an den Wänden, in Kloster- und Stiftskirchen an der Nord- und Südseite des hohen Chors aufgestellte Reihe von Stühlen, auf denen während des Gottesdienstes die Domherren, Chorherren oder Mönche ihre Plätze haben. Es ist stets von Holz, meist mit Baldachinen überdeckt und wurde im spätern Mittelalter, der Renaissance und dem Barockstil oft sehr reich geschmückt. Die berühmtesten deutschen C. sind die im Ulmer Dom (1469‒74 von Jörg Syrlin), in der Minoritenkirche zu Cleve (1474), in der Kirche zu Calcar (1505‒8), zu Kempten, Memmingen, Martinskirche zu Landshut, sämtlich im spätgot. Stil; in der Klosterkirche zu Danzig, Spitalkirche zu Ulm, Kapitelsaal zu Mainz, Kloster Wettingen, Michaelskirche zu München, sämtlich aus der Renaissancezeit; in zahlreichen süddeutschen Stiftskirchen, namentlich zu Ottobeuren, St. Florian, Einsiedeln im Barockstil. In Italien sind prächtige C. in San Domenico zu Bologna (1530) und im Dom zu Siena von Bart. Negroni (1560); in Frankreich in den Kathedralen zu Amiens und Albi. Aus neuester Zeit befinden sich C. reinsten got. Stils in der Kathedrale zu Antwerpen.

Chorhemd, s. Albe.

Chorherren, s. Domkapitel und Stift.

Chorĭambus, der aus einem Choreus oder Trochäus (– ⏑) und einem Jambus (⏑ –) zusammengesetzte Versfuß (– ⏑ ⏑ –, z. B. wonneberauscht). Der C. kann auch als eine rhythmische Reihe, bestehend aus einem vollständigen und einem unvollständigen Daktylus, als eine katalektische daktylische Dipodie aufgefaßt werden. Die Alten wendeten den C. gewöhnlich nur in Verbindung mit andern Rhythmen an. Gehäufte Choriamben geben wegen ihres raschen Tempos und wegen des Zusammenschlagens der betonten Silben den Versen einen stürmischen, leidenschaftlichen Charakter.

Choriebutter, Chooriebutter, s. Bassiafette.

Chörĭlus. 1) Griech. Tragiker, Vorläufer des Äschylus, machte sich verdient um die äußere Gestaltung des Chors. Berühmt waren seine Satyrspiele. Die erhaltenen Bruchstücke seiner Werke in Naucks «Tragicorum Graecorum fragmenta» (2. Aufl., Lpz. 1889). – 2) Griech. Epiker, aus Samos (ungefähr 470‒400 v. Chr.), jüngerer Zeitgenosse und Freund des Herodot. Seine «Persica» (oder «Perseïs») behandeln den Sieg der Athener über Xerxes und sind das erste zeitgeschichtliche Epos. C. starb am Hofe des macedon. Königs Archelaus. Die erhaltenen Bruchstücke seines Epos gab heraus Näke (Lpz. 1817; Nachträge, Bonn 1827‒28 und 1838‒39, und in den «Opuscula philologica», hg. von Welcker, Bd. 1, 1842), dann Dübner (zusammen mit andern Epen, Par. 1840) und Kinkel in den «Epicorum Graecorum fragmenta», Bd. 1 (Lpz. 1877). – 3) Griech. Epiker aus Jasos in Karien, besang Alexander d. Gr. Horaz erwähnt ihn mit scharfem Tadel.

Chorīn, ehemaliges Cistercienserkloster im Kreis Angermünde des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 12 km im SW. von Angermünde, jetzt Oberförsterei im forstfiskalischen Gutsbezirk Liepe, an der Linie Berlin-Stettin der Preuß. Staatsbahnen (Bahnhof 4 km entfernt), hat (1890) 157 E. – Markgraf Albrecht Ⅱ. hatte 1231 in dem wend. Flecken Bardzin neben der Burg Oderberg ein Kriegerhospital gegründet; 1264 ward dieses Stift nach einer Insel im Parsteinsee, dem Pehlitzwerder, übertragen, zu einer Abtei des Cistercienserordens umgewandelt und dem See der Name Mariensee gegeben. 1270 wurde die Abtei von dem Werder an ihre jetzige Stätte, an den 9 km südwestlich entfernt liegenden, 15 ha großen Amtssee verlegt. Hier wurden bestattet Johann Ⅰ., die Prinzen seiner Linie: Johann und Otto Ⅳ. mit dem Pfeile (der Minnesänger), Konrad Ⅰ., Hermann und Waldemar d. Gr. Von dem im reinsten frühgot. Stile gebauten Kloster steht noch die 75 m lange Kirche, einst eine dreischiffige Säulenhalle, sowie ein großer Teil der Gebäude, die in ursprünglicher Form wiederhergestellt sind. 1543 wurde das Kloster säkularisiert.

Chorioblastōsen oder Choriodesmōsen (grch.), Hautkrankheiten, welche auf Wachstumsanomalien des Bindegewebes der Haut beruhen, wie der Lupus, die Lepra, das Syphilom, das Fibrom, Lipom, Angiom und Sarkom der Haut u. a.

Chorioïdĕa (grch.), die Aderhaut des Auges (s. d., Bd. 2, S. 105 b); Chorioïdītis oder Chorioideītis, Entzündung der Aderhaut (s. d.); Chorioretinītis, Entzündung der Ader-und Netzhaut.

Chorĭon (grch.; lat. Corium), Haut, Leder; in der Anatomie die mittlere Eihaut des Embryo (s. d.).

Chorioretinītis, s. Chorioïdea.

Choripetālen, Polypetalen, Eleutheropetalen, in der Botanik eine der beiden Abteilungen der Dikotyledonen (s. d.). Sie umfaßt alle die Pflanzen, deren Blütenhülle aus nicht miteinander verwachsenen Blättern besteht. Zu den C. rechnet man jetzt auch die Apetalen, welche früher als besondere Abteilung abgegrenzt wurden, weil bei ihnen die Blütenhülle entweder nur rudimentär entwickelt ist, oder Kelch und Blumenkrone nicht deutlich zu unterscheiden sind. Die C. umfassen die Ordnungen der Leguminosen, Rosifloren, Thymelinen, Myrtifloren, Passiflorinen, Opuntinen, Saxifraginen, Umbellifloren, Tricoccen, Frangulinen, Äsculinen, Terebinthinen, Gruinalen, Columniferen, Cistifloren, Rhöadinen, Polycarpen, Centrospermen, Polygoninen, Urticinen, Amentaceen, Hysterophyten (s. die Einzelartikel).

Choríst, Chorsänger.

Chorizēma Labill., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen. Man kennt gegen 15 sämtlich austral.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]