265
Chorazin – Choreographie
den Arsaciden, dann des Persischen Reichs unter den Sassaniden bildete. Mit der Eroberung des letztern durch die Chalifen 646 fiel es unter die Herrschaft dieser, bis sich 820 der Statthalter Tahir unabhängig machte. Im Anfange des 11. Jahrh. kam es mit dem Sturze der Samaniden unter die Ghasnaviden. Doch schon 1037 setzten sich die Seldschuken in dem westl. Teil fest, bis 1117 Sandschar, der seldschuk. Herrscher von ganz Persien, ganz C. mit seiner Monarchie vereinigte. 1220 kam es durch Dschingis-Chan unter die Herrschaft der Mongolen. Nach Tamerlans Tode war es der Mittelpunkt der Macht seines Sohnes Schah-Roch, unter dessen langer Regierung C. eines seltenen Glücks genoß. Der Usbekenhäuptling Schaibek-Chan verjagte 1507 die Nachfolger Schah-Rochs, mußte aber nach langen Kämpfen C. an den Schah von Persien, Ismael Sufi, abtreten. Bei diesem Reiche verblieb es, mit Ausnahme Herats, das seit 1716 der Zankapfel zwischen Persern und Afghanen wurde und am Ende im Besitz der letztern blieb. – Vgl. MacGregor, Narrative of a journey through the province of C. (2 Bde., Lond. 1879).
Chorazīn, ein Ort in Palästina, der in dem Weheruf Jesu (Matth. 11, 20‒23) neben Bethsaida und Kapernaum genannt und deshalb auch in der Nähe dieser Orte gesucht wird. Wahrscheinlich entspricht C. der heutigen Trümmerstätte Keraze, 4‒5 km nördlich von Tell Hum.
Chorbischöfe, die Bischöfe der Landgemeinden in der alten Kirche des Orients. Ursprünglich hatte jede Stadt ihren Bischof und das platte Land wurde von den Städten nur seelsorgerisch verwaltet. Weiterhin wurden besondere Landbischöfe (chorepiskopoi, episcopi ruris) bestellt. Bald aber erlag die Institution dem Widerspruch des städtischen Episkopates und wurde im Morgenlande ausgeschieden, im Abendland gar nicht angenommen; nur in den Pseudoisidorischen Dekretalen kommen die C. auch für die abendländ. Entwicklung als ein Moment scharfen Gegensatzes in Betracht. – Vgl. Weizsäcker, Der Kampf gegen den Chorepiskopat (Tüb. 1859).
Chorda (lat.; grch. chorde), Darmsaite, Saite, Sehne (s. d.) in anatom. und mathem. Sinne; durch Zusammensetzung des Wortes mit den griech. Zahlworten bildet man Ausdrücke, die eine Tonreihe oder ein Musikinstrument von einer gewissen Anzahl von Tönen oder Saiten bezeichnen. (S. Dichord, Dekachord, Oktachord, Tetrachord.) – C. dorsālis, Wirbelsaite, Notochord, beim Wirbeltierembryo die knorpelige Anlage der Wirbelsäule, bleibend als erste Anlage des Binnenskeletts des Lanzettfisches und der Rundmäuler, vorübergehend bei den Larven der Seescheiden. – C tympăni oder Paukensaite, ein feiner, aus dem siebenten Gehirnnerven (Nervus facialis, s. Gehirn) entstammender Nervenzweig, der quer durch die Paukenhöhle und über das Trommelfell hinwegläuft, durch die sog. Glasersche Spalte die Paukenhöhle verläßt, sich mit dem Zungennerv des dritten Astes des dreigeteilten Gehirnnerven vereinigt und mit diesem im Unterkieferganglion und in der Zunge verzweigt. Seine Reizung bewirkt Blutüberfüllung der Unterkieferspeicheldrüse mit nachfolgender reichlicher Speichelabsonderung. – C. venerĕa, die schmerzhafte Verkrümmung des erigierten Gliedes, meist Folge des Trippers.
Chordatiere, s. Chordonier.
Chordienst oder Choramt, in der röm.-kath. Kirche ein Teil des kanonisch geregelten Gesang- und Gebetdienstes der Geistlichen und Mönche. Wie die horae canonicae sich allmählich feststellten, wurde deren Beobachtung mit gemeinsamer Verrichtung der dafür vorgeschriebenen Gesänge und Gebete den Geistlichen sowie den Mönchen und Nonnen und dann auch den Kanonikern (s. d.) als C. zur Pflicht gemacht. Im Mittelalter nahm nicht nur die Teilnahme der Laien, sondern auch die der Geistlichen an diesen gemeinsamen Gebetstunden immer mehr ab, und seit dem 14. Jahrh. sind nur noch die Mönche und Nonnen in den Klöstern und die Kanoniker dazu verbunden. Das gemeinschaftliche feierliche Sprechen der Gebete, welches ihnen vorgeschrieben ist, bezeichnet man als Horasingen. Die übrigen Geistlichen haben die betreffenden Gebete an den kanonischen Stunden für sich allein zu verrichten, und ihnen ist dabei stilles Lesen oder leises Sprechen gestattet. Häufig werden die Gebete für mehrere kanonische Stunden zusammengefaßt, namentlich diejenigen für die nächtlichen Stunden mit denen am Abend und am Morgen zugleich verrichtet. (S. Hora canonica und Brevier.)
Chordītis (grch.), die Entzündung der Stimmbänder.
Chordomēter (grch., Saitenmesser), Instrument zum Messen der Stärke der Saiten.
Chordonĭer oder Chordatiere, Rückenstrangtiere, von Chorda dorsalis (s. Chorda) hergenommene Benennung einer von Häckel aufgestellten hypothetischen Tierklasse, die ähnlich den Larven der Seescheiden (s. d.) gebaut gewesen und die Wirbeltiere mit den Würmern verbunden haben soll.
Chorēa (grch.), soviel wie Veitstanz (s. d.), auch soviel wie Tanzwut (s. d.).
Chorēg (Chorāg), Choregeion (Chorageion, Choragium), Choregie, s. Chor (antik).
Chorēgische (Chorāgische) Monumente, bei den Griechen Säulen oder kleine Bauwerke, die die Sieger in den dramat. Aufführungen errichten durften, um den als Siegespreis errungenen ehernen Dreifuß dort öffentlich aufzustellen. Die in Athen (s. Plan: Das alte Athen) um den Ostabhang der Akropolis zum Theater des Dionysos sich hinziehende Straße hieß danach die Dreifußstraße (Tripodes). Unter den C. M. sind wegen ihres künstlerischen Aufbaues bekannt das Lysikratesmonument (s. d.) und das Denkmal des Thrasyllos (320 v. Chr.).
Choreogrăphie oder Choregraphie (grch., «Tanzschrift»), die Aufzeichnung der Tänze durch konventionelle Zeichen für die Pas und Evolutionen. Die Erfindung der C., die schon dem Altertum nicht ganz unbekannt war, wird Toinot Arbeau (Anagramm von Jean Tabourot), Offizial zu Langres, zugeschrieben, der 1588 eine «Orchésographie» (deutsch von A. Czerwinski, «Die Tänze des 16. Jahrh.», Danz. 1878) veröffentlichte. Doch geht aus einem viel früher geschriebenen Manuskript: «Le livre des basses danses», das aus dem Besitz Margaretens von Österreich, Tochter Philipps des Schönen, in die Bibliothèque de Bourgogne zu Brüssel übergegangen ist, hervor, daß die C. in der Weise, wie sie Arbeau anwandte, schon vor ihm in Gebrauch war. Später wurde sie durch Beauchamps vervollkommnet, während Noverre sich gegen sie erklärte. – Vgl. Le Feuillet, C. ou l’art d’écrire la danse par caractères, figures et signes démonstratifs (Par. 1700; deutsch in Tauberts «Rechtschaffenem Tanzmeister», Lpz. 1717); Saint-Leon, Sténochorégraphie ou l’art d’écrire promptement la danse (Par. 1852); Dürholz, Praktischer Leitfaden für Tän- ^[folgende Seite]
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]