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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Christian Ⅸ.; Christian Ⅷ.

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Christian Ⅷ. (König von Dänemark) – Christian Ⅸ. (König von Dänemark)

begünstigt von der Königin, den entscheidenden Einfluß und ward bald zum Geh. Kabinettsminister und Grafen ernannt. Am 17. Jan. 1772 ward Struensee gestürzt und verhaftet, zugleich mit ihm die Königin Karoline Mathilde, und gegen beide eine Untersuchung wegen Ehebruchs eingeleitet, welche mit der Hinrichtung Struensees und der Scheidung von der Königin (1772) endigte. Seitdem führten die Königin-Witwe und der Erbprinz Friedrich, Stiefbruder des Königs, unter Beirat des Ministers Ove Höegh-Guldberg (s. d.) 12 Jahre lang das Staatsruder. In dieser Periode vollzog sich die vollständige Wiedervereinigung Schleswig-Holsteins unter der königl. Linie, indem auch der gottorpische Anteil von Holstein 1778 gegen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst eingetauscht wurde und die letzte apanagierte Nebenlinie, Schleswig-Holstein-Glücksburg, 1779 erlosch. Im April 1784 jedoch verdrängte der Kronprinz Friedrich Ⅵ. (s. d.) den Oheim und die Stiefgroßmutter und übernahm selbst die Regierung. Der schwachsinnige C. starb 13. März 1808 zu Rendsburg, wohin man ihn das Jahr zuvor, beim Ausbruch des Krieges mit England, der Sicherheit halber gebracht hatte.

Christian Ⅷ., König von Dänemark (1839‒48), Herzog von Schleswig-Holstein und Lauenburg, der älteste Sohn des Erbprinzen Friedrich, des Stiefbruders Christians Ⅶ., wurde 18. Sept. 1786 zu Kopenhagen geboren. Aus seiner ersten Ehe (1806) mit Prinzeß Charlotte von Mecklenburg-Schwerin, welche 1809 wegen Ehebruchs von ihm geschieden ward, hatte er einen einzigen Sohn, Friedrich Ⅶ. (s. d.); seine zweite Ehe (1815) mit Prinzessin Karoline Amalie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg blieb kinderlos. Prinz C. war gerade Statthalter in Norwegen, als König Friedrich Ⅵ. im Kieler Frieden 14. Jan. 1814 dieses Reich an Schweden abtreten mußte. Der Prinz machte jedoch den Versuch, sich selbst im Besitz von Norwegen zu behaupten. Nachdem er 25. Febr. zu Kristiania als Regent proklamiert worden war, berief er eine Reichsversammlung, welche ihn 17. Mai zum Erbkönig von Norwegen wählte. Doch war dieses Königtum von keinem Bestand; durch eine engl. Flotte und ein schwed. Heer sah sich C. bald gezwungen, einen Waffenstillstand (14. Aug.) einzugehen, demgemäß er 10. Okt. der norweg. Krone entsagen mußte. Nach Dänemark zurückgekehrt, lebte er den Wissenschaften und Künsten, bis er durch den Tod Friedrichs Ⅵ. 3. Dez. 1839 auf den Thron gelangte. Wenn C. auch am Absolutismus festhielt, so bahnte er doch sofort Reformen an und suchte besonders die zerrütteten Finanzen zu heben. Als seine eigentliche Lebensaufgabe betrachtete er es, die Verbindung zwischen dem Königreich und den Herzogtümern enger zu knüpfen und hierdurch einen wirklichen «dän. Gesamtstaat» zu schaffen. Da des Königs einziger Bruder, der Erbprinz Friedrich Ferdinand (geb. 1792, gest. 1863), und sein eigener Sohn, Friedrich Ⅶ., keine Aussicht auf Nachkommenschaft hatten, war C. bemüht, den dän. Gesamtstaat durch eine einheitliche Erbfolge zu gründen. Er erließ zu diesem Zwecke den Offenen Brief vom 8. Juli 1846, gegen den sowohl die Stände der Herzogtümer und die Agnaten wie auch der Deutsche Bund 17. Sept. 1846 sich erklärten. Der König erließ hierauf eine Bekanntmachung vom 18. Sept. 1846, welche, ohne den Gedanken der Integrität aufzugeben, doch den innern Frieden nicht herstellen konnte. König C. entschloß sich nun zu einem letzten Versuch, indem er durch eine konstitutionelle Verfassung die Herzogtümer mit dem Königreich zu verschmelzen gedachte; doch starb er vor der Verkündigung dieser Verfassung 20. Jan. 1848.

Christian Ⅸ., König von Dänemark (seit 1863), geb. 8. April 1818 auf Schloß Gottorp bei Schleswig, vierter Sohn des 1831 verstorbenen Herzogs Friedr. Wilh. Paul Leopold von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (früher Beck), wurde nach dem Tode des Vaters in Dänemark erzogen und studierte 1839‒41 zu Bonn. Am 26. Mai 1842 vermählte er sich mit Prinzeß Luise, dritten Tochter des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Cassel und der Prinzessin Luise Charlotte von Dänemark (gest. 1864), Schwester König Christians Ⅷ. Infolge dieser Heirat schlug der Prinz seinen Wohnsitz in Kopenhagen auf, wurde 1837 Rittmeister und 1848 Chef der Gardekavallerie. Er unterschrieb den Offenen Brief 1846 und war während der Kriegsjahre 1848‒50 der einzige Prinz des Gesamthauses Schleswig-Holstein, welcher in dän. Kriegsdiensten blieb. So kam es, daß die dän. Regierung beschloß, ihm beim Aussterben des dän. Königshauses die Nachfolge zu verschaffen. Er ward im Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852 zum Thronfolger in der gesamten dän. Monarchie bestimmt und, nach Verzicht der näher berechtigten Agnaten und nach Vereinbarung mit dem Reichstage, durch das Thronfolgegesetz vom 31. Juli 1853 als Thronerbe und Prinz von Dänemark eingesetzt. Nach dem Tode König Friedrichs Ⅶ. (s. d.) 15. Nov. 1863 trat C. Ⅸ. die faktische Regierung in der gesamten Monarchie an, und seine erste Regierungshandlung war, daß er 18. Nov. eine gemeinschaftliche Verfassung für Dänemark und Schleswig genehmigte. Aber bereits 16. Nov. hatte der Erbprinz Friedrich von Augustenburg sich als Herzog Friedrich Ⅷ. von Schleswig-Holstein proklamieren lassen. Bald darauf rückten, um die bereits 1. Okt. 1863 beschlossene Bundesexekution gegen Dänemark zu vollstrecken, sächs.-hannov. Truppen 24. bis 31. Dez. 1863 in die Herzogtümer Holstein und Lauenburg ein. Sodann forderten Österreich und Preußen, unterstützt von England und Rußland, die sofortige Rücknahme der Verfassung vom 18. Nov. Die dän. Regierung versprach den Reichsrat zu berufen, um diese Verfassungsänderung auf gesetzliche Weise durchzuführen (20. Jan.). Da indessen die Forderung Österreichs und Preußens wegen sofortiger Räumung Schleswigs verweigert ward, überschritten ihre Truppen 1. Febr. 1864 die Eider und eroberten das Herzogtum Schleswig und die ganze dän. Provinz Jütland. Als nach dem fruchtlosen Ausgange der Londoner Konferenz (April bis Juni) die letzte Hoffnung auf auswärtige Hilfe schwand, berief der König an Stelle des bisherigen nationalliberalen (eiderdänischen) Ministeriums 11. Juli ein konservatives Kabinett, welches Friedensunterhandlungen mit den deutschen Großmächten begann. In dem Friedensvertrag vom 30. Okt. 1864 entsagte C. den Herzogtümern Schleswig-Holstein und Lauenburg. Über die fernere Regierung C.s s. Dänemark (Geschichte). Am 26. Mai 1892 feierte das Königspaar unter lebhafter Teilnahme des gesamten dän. Volks die goldene Hochzeit. Aus der Ehe C.s gingen drei Söhne und drei Töchter hervor: 1) Kronprinz Friedrich, geb. 3. Juni 1843, vermählt 28. Juli 1869 mit Prinzessin Luise, Tochter König Karls ⅩⅤ. von Schweden; 2) Prinzessin Alexandra, geb. 1. Dez. 1844, ver- ^[folgende Seite]

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