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Cigarettenpapier – Cigarren
zwischen den Fingern geformtes Wülstchen fein geschnittenen Tabaks durch Rollen zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände einhüllten und das Anhaften des Papierblättchens durch Benetzen des Randes mit der Zunge bewirkten, fing man später an, fertige Hülsen in den Handel zu bringen, welche mittels einfacher Vorrichtungen (Stopfer) mit Tabak gefüllt werden konnten. Allmählich folgte die Erfindung der verschiedenen einfachen und leicht zu handhabenden Vorrichtungen zum Rollen von C., mit deren Vervollkommnung sich die Hausarbeit nach und nach zu großen Fabrikbetrieben umgestaltet hat.
Zur Fabrikation wird türk. und amerik. Tabak benutzt, und es ist hier wie bei der Cigarrenfabrikation die Mischung verschiedener Tabake, unter denen Dubec, Samson, Bochtja, Ajassoluk, Kir, Basma zu nennen sind, ein Haupterfordernis für den Geruch und Geschmack des Fabrikats. C. mit Mundstück erfordern auch heute noch Handarbeit, indem die Dreherin die für die C. nötige Menge feingeschnittenen Tabak in eine Messingröhre legt und mittels eines Stäbchens in die Papierhülse schiebt, während die keilförmig geschnittenen Mundstücke zusammengerollt in das an der einen Seite überstehende Papier geschoben werden; die andere Seite wird beschnitten. Neuerdings nimmt man auch an Stelle der Messingröhre Pergamentpapier, zwischen dem man den Tabak zum Wülstchen rollt (sog. Gürtel- oder Rollarbeit). Die Fabrikation der Hülsen wird auch mittels Maschinen betrieben, unter denen die von Schaeffer & Hauck bemerkenswert ist, da bei ihr kein Klebstoff verwandt, sondern der Halt dadurch erzielt wird, daß die Längsränder eines endlosen Papierstreifens (Bobine) ineinander gefalzt werden und der so gebildete Falz zwischen zwei gekordelten Preßscheiben luftdicht zusammengepreßt wird.
C. ohne Mundstück werden zum großen Teil mittels sinnreich konstruierter Maschinen hergestellt, unter denen das amerik. System Bonsaks als das vollkommenste gilt. Der Tabak wird dabei auf automatisch von der Maschine in Bewegung gesetzte Gurtbänder glatt aufgelegt, hierauf auf Walzen zu einem breiten Band ohne Ende gleichmäßig verteilt und dann selbstthätig durch einen Tubus geführt, um den sich das Papier einer Bobine, das vorher einen Firmendruckapparat passiert hat, legt. Die nun gefüllte Papierhülse wird durch einen Schnittapparat in gleichmäßige Stücke von verkaufsfähiger Länge geteilt. Derartige Maschinen fertigen bei voller Ausnutzung in 10 Stunden 100000 Stück; sie sind für mittlere und geringere Sorten in Gebrauch. Hauptfabrikationsorte sind Dresden (25 Fabriken), darunter die bedeutendste die Compagnie Laferme (Produktion 1891 in der Dresdener und Petersburger Fabrik 376 Mill. Stück), Hamburg, Berlin, Warschau, Petersburg, Rostow, Kairo, Durham (Nordcarolina) u. a. Der Verbrauch der C. ist in steter Zunahme begriffen. Hauptsächlich haben sich ihm die slaw. Völker zugewandt, auch Italiener, Dänen und Holländer befreunden sich immer mehr damit, während von Deutschland die Provinz Posen (slaw. Bevölkerung) den verhältnismäßig bedeutendsten Verbrauch aufweist. Deutschlands jährliche Produktion an C. schätzt man auf 600 Mill. Stück. In den letzten Jahren hat auch in den Vereinigten Staaten von Amerika die Produktion bedeutend zugenommen. Sie betrug 238 Mill. Stück im Fiskaljahre 1878/79, 1311 Mill. 1885/86 und 2878 Mill. 1890/91. (S. auch Cigarillos.)
Cigarettenpapier, hauptsächlich in Frankreich aus sehr feinen Leinwandlumpen, die sehr sorgfältig aufgeschlossen und gereinigt werden müssen, hergestelltes, zur Herstellung der Cigaretten dienendes feines Papier. Mit Katechubrühe giebt man ihm öfters einen braunen Ton. Fabrikationsorte sind Paris, Perpignan, Mazères, Angoulême.
Cigarren (vom span. cigarro). Die C. sind in ihrer Urform identisch mit den Tabacos, die die Spanier 1492 bei ihrer Landung auf Cuba bei den Eingeborenen vorfanden, cylinderförmig zusammengerollten Tabakblättern, die an einem Ende angezündet wurden. Die Fabrikation und der Verbrauch von C. nahmen deshalb auch von Spanien aus ihren Ausgang, und der Fabrikant Schlottman, der 1788 die erste Cigarrenfabrik in Hamburg errichtete, hatte anfangs große Mühe, seine Fabrikate abzusetzen, mußte sogar einen erheblichen Teil verschenken, ehe das Cigarrenrauchen Bedürfnis wurde. Seitdem hat sich der Genuß der Cigarre und mit ihm die Fabrikation immer mehr ausgebreitet und ist noch lange nicht auf dem Höhepunkte angelangt. Bei der Herstellung unterscheidet man Einlage, Umblatt und Deckblatt. Die Einlage ist das den Inhalt der Cigarre bildende Material, in der Regel die kleinern Blätter. Sie wird zur Fabrikation hergerichtet, indem man die Blätter von den ihnen beigemengten fremden Stoffen, wie Stroh, Federn, Haare u. s. w. säubert, dann sorgfältig nach ihrer Längsrichtung legt und dabei, wenn es sich, wie es meist der Fall ist, um Mischungen von Tabakblättern verschiedener Herkunft handelt, mit den einzelnen Blättern abwechselt, da sonst die C. unregelmäßig brennen, hohl brennen oder kohlen. Hierauf feuchtet man die Blätter gelinde an, entrippt sie (d. h. entfernt die stärksten Rippen) und trocknet sie durch Ausbreiten an der Luft. Zur Entfernung der Rippe hält man das Blatt mit den Fingern der linken Hand an der Spitze, erfaßt mit denen der rechten Hand die Mittelrippe des Blattes und bricht sie los, indem man sie um die Hand wickelt, während die linke die Blattseiten entfernt. Blätter mit schwachen Rippen werden nicht entrippt, sie finden meist zu Umblättern Verwendung. Das Umblatt, das die Einlage umschließende Blatt, wird teils ohne, teils mit Rippen verwendet, je nach der Größe des Blattes, während zum Deckblatt die schönsten und gesündesten Blätter von Farbe und Geruch gewählt werden, da von seinem Aussehen die Verkäuflichkeit der C. wesentlich bedingt ist. Für den Gebrauch wird das Deckblatt geglättet, geschnitten und entrippt. Das Schneiden der Deckblätter erfordert einen hohen Grad von Geschicklichkeit, da es darauf ankommt, aus einem Tabakblatte möglichst viele Decken zu gewinnen, weil die Abfälle nur als Einlage Verwendung finden können. Mit Hilfe eines scharfen Messers mit abgerundeter Spitze schneidet man auf einer ebenen Holz- oder Zinkunterlage nach der Länge des Blattes, sodaß die Seitenrippen in schräger Richtung quer über die Decke laufen. Die zugeschnittenen Decken legt man glatt übereinander und beschwert sie, um das Schrumpfen und Faltigwerden zu verhindern. In der Regel findet man die Tabake schon im Handel als Tabak zur Einlage und als Tabak zum Deckblatt sortiert, doch enthalten auch letztere Sorten noch ziemlich viel Ausschuß. Früher nahm man zeitweise mit Vorliebe zu Deckblättern solche mit gelblichen Flecken, wie sie namentlich beim Mary- ^[folgende Seite]
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