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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cirencester - Cirsium.

sieben Delphine oder sieben Eier, von denen nach jedem gemachten Umlauf eins weggenommen wurde, um die Zuschauer über den Stand des Kampfes zu orientieren. Neben dem Haupteingang an der einen Schmalseite lagen die rechts und links von einem Turm (oppidum) flankierten Schuppen (carceres), welche je ein Viergespann, mit dem gefahren wurde, aufnahmen, und deren Gatterflügel gleichzeitig nach dem C. hin geöffnet werden konnten. Am entgegengesetzten Ende befand sich die Porta triumphalis, durch welche der triumphierende Feldherr bei seinem Zug nach der Stadt in den C. einfuhr. Nach dem Muster dieses ältesten und berühmtesten C. wurden in Rom wie anderwärts später noch andre Zirkusse gebaut, und zuletzt war keine größere Stadt des Reichs ohne einen solchen. Um 220 v. Chr. entstand im Westen des Kapitols der C. des Flaminius, den Augustus einst mit Wasser füllen ließ und zum Schauplatz einer Krokodilsjagd machte. Die Kaiser suchten sowohl durch Ausschmückung der vorhandenen Zirkusse als durch Neubauten sich die Gunst des Volkes zu erwerben. Der C. des Nero (auch C. des Caligula und vatikanischer C. genannt), von Caligula begonnen, von Nero vollendet, lag in Agrippinas Gärten auf dem Vaticanus und hatte einen großen Obelisken, der jetzt vor der Peterskirche steht; er ist besonders durch die von Nero dort gegen die Christen verübten Grausamkeiten berühmt. Der einzige römische C., der noch heute leidlich erhalten ist, ist der, welcher nach dem römischen Kaiser Caracalla den Namen führt, indes erst ein Jahrhundert später von Romulus, dem Sohn des Maxentius, erbaut worden ist; er liegt außerhalb der ehemaligen Porta Capena (jetzt Porta San Sebastiano). Sein Obelisk schmückt seit 1651 die Piazza Navona. Hier waren die acht Carceres samt dem in ihrer Mitte befindlichen Eingang in einer schrägen Linie angelegt, deren linkes Ende sich am weitesten in den C. hinein erstreckte. Da der Lauf der Wagen stets rechts herum geschah, so suchte man so die hierdurch entstehende Benachteiligung der am weitesten nach links postierten Gespanne wieder gut zu machen. Dieselbe Eigentümlichkeit zeigt auch der 1823 in den Ruinen des alten Bovillä am Fuß des Albanergebirges an der Appischen Straße aufgedeckte C. (vgl. nebenstehenden Grundriß); derselbe ist zwar klein, zeigt aber die wesentlichsten Bestandteile der ganzen Anlage vortrefflich erhalten. - Der ausgezeichnetste C. der Neuzeit ist der Cirque olympique in den Elysäischen Feldern zu Paris, von Hittorf errichtet, mit Raum für 6000 Personen. Neben ihm besteht der Hippodrom, der ausschließlich zur Aufführung großer Reitergefechte, militärischer Episoden u. dgl. bestimmt ist. In Spanien hat jede ansehnlichere Provinzialstadt dergleichen Bauten für Stiergefechte; doch sind dieselben, selbst der große C. zu Madrid, der 12,000 Zuschauer faßt, in architektonischer Beziehung ohne Bedeutung.

Cirencester (spr. ssíssister oder ssíssiter), Stadt in Gloucestershire (England), in den Cotswoldhügeln, am Churn, hat eine prächtige Kirche aus dem 15. Jahrh. (St. John's), ein Altertumsmuseum, Manufaktur von Tuch, Teppichen und Messern, lebhaften Handel mit Wolle und Korn und (1881) 7703 Einw. Dabei eine landwirtschaftliche Akademie. C. ist das römische Corinium oder Durocornovium.

Cirey (spr. ssirä), 1) Dorf im franz. Departement Obermarne, Arrondissement Vassy, an der Blaise, mit 595 Einw. In dem schönen Schloß daselbst hat Voltaire mehrere Jahre lang gewohnt. - 2) Ort im franz. Departement Meurthe-et-Moselle, Arrondissement Lunéville, nahe der Quelle der Vezouse, Endstation der von Avricourt kommenden Eisenbahn, mit Eisenminen, bedeutender, der Gesellschaft St.-Gobain gehöriger Spiegelmanufaktur und (1876) 2324 Einw.

Ciris, Titel eines lat. Gedichts, welches die Geschichte von dem Verrat der megarischen Königstochter Scylla an ihrem Vater Nisus und ihrer Verwandlung in den Vogel C., eine Art Möwe, behandelt. Es wird (wiewohl mit Unrecht) dem Vergil zugeschrieben (außer in den Ausgaben des Vergil hrsg. von Bährens in "Poetae lat. minores", Bd. 2, Leipz. 1880; übersetzt von Karl, Würzb. 1853).

Cirkassier, Volk, s. v. w. Tscherkessen (s. d.).

Cirkel und Zusammensetzungen, s. Zirkel.

Cirksena, Fürstengeschlecht, s. Ostfriesland.

Cirkulation, s. Zirkulation.

Cirò (spr. tschi-), Flecken in der ital. Provinz Catanzaro, Kreis Cotrone, am gleichnamigen Fluß, 5 km vom Ionischen Meer, an der Kalabrischen Küstenbahn gelegen, hat (1881) 3694 Einw., welche Seidenspinnerei und starken Sardellenfang treiben. Der Ort litt 1832 sehr durch ein Erdbeben.

Cirque olympique (franz., spr. ssirk olängpihk), Theatergebäude in den Elysäischen Feldern von Paris (s. d.) für Kunstreiterei, Equilibristik etc. Vgl. Circus.

Cirragra, s. Weichselzopf.

Cirrhosis (griech.), eine durch Vermehrung der Bindegewebselemente verursachte Verhärtung und Schrumpfung der Organe, kommt besonders bei Leber, Nieren und Lunge vor.

Cirriform (lat.), rankenförmig, rankig.

Cirripeden (Cirripedier), s. Rankenfüßer.

Cirrocumulus (lat.), die federige Haufenwolke, s. Wolken.

Cirrostratus (lat.), die federige Schichtwolke, s. Wolken.

Cirrus (lat., "Locke"), in der Botanik s. v. w. Ranke (s. d.). In der von Howard aufgestellten Einteilung der verschiedenen Wolkenformen die Federwolke, s. Wolken. In neuester Zeit hat man gefunden, daß der C. bezüglich der Häufigkeit seines Auftretens in der Atmosphäre in einer Abhängigkeit von der Zahl der Sonnenflecke steht, und daß sich derselbe öfters nach einem vorangegangenen Nordlicht zeigt.

Cirsium Tournef. (Kratzdistel), Gattung aus der Familie der Kompositen, ausdauernde oder zweijährige Kräuter in allen Teilen der Erde, besonders in dem gemäßigten Europa und Asien, von den echten Disteln (Carduus) durch die federigen Samenkronen unterschieden, mit herablaufenden, meist dornigen Blättern und roten oder blaßgelben Blüten. Von C. oleraceum Scop. (Kohldistel), mit stechend gewimperten, fiederspaltigen Blättern und gelblichweißen Blüten, überall in Europa und Sibirien auf nassen Wiesen und an Gräben, öfters 1-1,5 m hoch, werden die jungen Blätter, mit anderm Gemüse vermischt, genossen. C. arvense Scop. (Ackerdistel, Haferdistel), mit lanzettförmigen, fiederspaltigen, dornigen Blättern und rispenartigen, roten Blüten, wächst in Europa, Asien und Amerika als Unkraut im Getreide, liefert in den Samenkronen Polstermaterial und gibt jung ein vortreffliches Viehfutter ab. C. palustre Scop. (Sumpfdistel), mit ganz herablaufenden, doppelt-fiederspaltigen Blättern, rispig gruppierten, am Ende der Zweige gehäuften, purpurroten Blüten und purpurrotem Stengel, ist gemein auf nassen Wiesen durch ganz Europa und wird im Norden jung als Gemüse genossen. Von C. lanceolatum Scop. (Wegdistel), mit rauhen, zweimal fiederspaltigen Blättern und purpurroten

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]