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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clauren; Claus; Clausel; Clausen

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Clauren - Clausen.

starb er 839. C. hinterließ zahlreiche biblische Kommentare und eine Verteidigungsschrift ("Apologeticum") gegen den ihn der Ketzerei beschuldigenden Abt Theodemir. Vgl. C. Schmid in der "Zeitschrift für historische Theologie" 1843; Förster, Drei Erzbischöfe vor 1000 Jahren (Gütersloh 1874).

Clauren, Heinrich, Pseudonym des Schriftstellers Karl Heun (s. d.).

Claus, Karl, Zoolog, geb. 2. Jan. 1835 zu Kassel, studierte seit 1854 Mathematik und Naturwissenschaft in Marburg, seit 1856 Zoologie in Gießen, habilitierte sich 1858 in Marburg und 1859 in Würzburg als Dozent der Zoologie. 1860 erhielt er dort eine außerordentliche Professur, und 1863 ward er als ordentlicher Professor der Zoologie nach Marburg zurückberufen. 1870 folgte er einem Ruf nach Göttingen; aber schon drei Jahre später ging er nach Wien, wo er auch die Leitung der zoologischen Station in Triest übernahm. C. gehört zu den hervorragendsten Zoologen, dem die Kenntnis der niedern Tiere, namentlich der Cölenteraten und Krustaceen, eine sehr wesentliche Bereicherung verdankt. Er schrieb: "Über Physophora hydrostatica" (Leipz. 1860); "Die frei lebenden Kopepoden" (das. 1863); "Über die Grenze des tierischen und pflanzlichen Lebens" (das. 1863); "Die Kopepodenfauna von Nizza" (Marb. 1866); "Beobachtungen über Lernaeocera, Peniculus und Lernaea" (das. 1868); "Die Metamorphose der Squilliden" (Götting. 1871); "Bau und Entwickelung von Branchipus stagnalis und Apus cancriformis" (das. 1872); "Der Bienenstaat" (Berl. 1873); "Die Typenlehre und Häckels sogen. Gasträatheorie" (Wien 1874); "Untersuchung zur Erforschung der genealogischen Grundlage des Krustaceensystems" (das. 1876); "Studien über Polypen und Quallen der Adria" (das. 1877); "Über Halistemma Tergestinum und über den feinern Bau der Physophoriden" (das. 1878); "Grundzüge der Zoologie" (Marb. 1866, 4. Aufl. 1879-82, 2 Bde.; daraus in besonderm Abdruck: "Grundzüge der allgemeinen Zoologie"); "Lehrbuch der Zoologie" (das. 1880, 3. Aufl. 1885); "Untersuchungen über die Organisation und Entwickelung der Medusen" (Prag 1883). Seit 1878 gibt er die "Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universität Wien und der zoologischen Station zu Triest" (Wien) heraus.

Clausel (Clauzel, spr. klosell), Bertrand, Graf, franz. Marschall, geb. 12. Dez. 1772 zu Mirepoix (Ariége), trat 1791 in Kriegsdienste, machte 1794 und 1795 die Feldzüge in den Pyrenäen mit, kommandierte 1799 in Italien eine Brigade, folgte 1802 dem General Leclerc nach Santo Domingo, ward 1804 Divisionsgeneral bei der Nordarmee und zeichnete sich 1809 im Feldzug gegen Österreich, besonders aber seit 1810 in Spanien aus, wo er ein französisches Korps aus Portugal zurückführte, 1812 nach der Verwundung Marmonts in der Schlacht bei Salamanca den Oberbefehl über dessen Heer übernahm und 1813 nach der Schlacht bei Vittoria den Rückzug nach Frankreich deckte. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Generalinspektor der Infanterie; doch erklärte sich C. bei Napoleons I. Rückkehr 1815 sofort für diesen, wurde Pair, erhielt das Kommando des Pyrenäenheers und leistete den Bourbonen den kräftigsten Widerstand. Durch königliche Ordonnanz vom 24. Juli 1815 für einen Verräter erklärt, floh er nach Amerika und ward 11. Sept. 1816 in contumaciam zum Tod verurteilt. Dennoch durfte er 1819 nach Frankreich zurückkehren, wurde 1827 und 1830 zum Deputierten gewählt und unterzeichnete die Adresse der 221. Nach der Julirevolution wurde er Gouverneur von Algerien und unternahm im November 1830 den siegreichen Zug in die Provinz Titteri, wofür er die Marschallswürde erhielt. Als er Konstantine und Oran an tunesische Prinzen überließ, wurde er 1831 abgerufen, aber, nachdem er in der Zwischenzeit in der Deputiertenkammer liberale Grundsätze verfochten hatte, im August 1835 wieder zum Generalgouverneur von Algerien ernannt. Nach der unglücklichen Expedition gegen Konstantine 1836 kehrte er nach Frankreich zurück und unternahm seine Selbstverteidigung gegen abermalige Anschuldigungen teils in den "Explications du maréchal de C.", teils auf der Tribüne. In der Deputiertenkammer gehörte er seit 1838 zur entschiedenen Opposition. C. starb 21. April 1842 in Secourieu bei Toulouse. Während seines Aufenthalts in Amerika gab er eine Rechtfertigung seines politischen Lebens heraus und schrieb außerdem: "Observations du général C. sur quelques actes de son gouvernement à Alger" (Par. 1830) und "Nouvelles observations de M. le maréchal C. sur la colonisation d'Alger" (das. 1833).

Clausen, 1) Henrik Nikolai, dän. Theolog, geb. 1793 zu Maribo auf Laaland, bereiste nach erworbener philosophischer Doktorwürde 1818-20 Deutschland, Italien und Frankreich. Insonderheit gewann Schleiermacher auf seine theologische Richtung Einfluß. 1821 wurde er als Lektor und bald darauf als Professor der Theologie an der Kopenhagener Universität angestellt. Seither nahm C. in der innern Geschichte seines Vaterlandes einen namhaften Platz ein. Standhafter Vertreter der konstitutionellen Bestrebungen unter der Regierung Christians VIII., wurde er Mitglied der Provinzialstände in Roeskilde (1840-48), in den letzten drei Jahren ihr Präsident, trat als Führer der Opposition nach dem Tod Christians VIII. in der mit seinem Freund J. F. ^[Joakim Frederik] Schouw verfaßten Flugschrift "Der Thronwechsel" (Kopenh. 1848) auf, wurde Mitglied der gesetzgebenden Reichsversammlung von 1848 bis 1849, Minister ohne Portefeuille 1848-51 und blieb auch später noch Mitglied des Reichstags und des Reichsrats. 1874 legte C. sein Lehramt nieder und starb 1877 in Kopenhagen. Von seinen theologischen Schriften, die durch ihren Rationalismus die Opposition Grundtvigs und Lindbergs hervorriefen, sind erwähnenswert: "Katholizismus und Protestantismus; Kirchenverfassung, Lehre und Ritus" (Kopenh. 1825; deutsch von Fries, 1828); "Hermeneutik des Neuen Testaments" (das. 1840; deutsch von Schmidt-Phiseldeck, Leipz. 1841); "Erklärung der synoptischen Evangelien" (Kopenh. 1848-50); "Christliche Glaubenslehre" (das. 1853). Die "Zeitschrift für ausländische theologische Litteratur" gab er 30 Jahre lang heraus. Nach Clausens Tod erschienen seine "Memoiren" (1877).

2) Thomas, Astronom und Mathematiker, geb. 16. Jan. 1801 zu Nübel in Schleswig, widmete sich mathematischen Studien, ward 1824 Assistent der Sternwarte zu Altona, trat 1827 in das optische Institut von Utzschneider in München, kehrte aber nach einigen Jahren als Observator nach Altona zurück. 1842 wurde er als Observator der Sternwarte nach Dorpat berufen und übernahm 1865 das Direktorium derselben. 1872 trat er in den Ruhestand und starb im August 1885. Seine astronomischen und mathematischen Arbeiten sind außerordentlich zahlreich; erstere beziehen sich hauptsächlich auf die Berechnung elliptischer Kometenbahnen, von letztern ist hier seine Berechnung der Ludolfschen Zahl π auf 250 Dezimalstellen zu erwähnen.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]