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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Clementia – Clerfayt

dortigen ital. Oper. Seine erste große Kunstreise unternahm C. 1780 nach Paris und von da im Sommer 1781 nach Wien, wo er in einem Virtuosenwettstreit mit Mozart sich diesem ebenbürtig erwies. Nach England zurückgekehrt, wirkte er beständig in den Konzerten des Adels mit und blieb, einen Besuch in Paris 1785 abgerechnet, bis 1802 ununterbrochen in England. Längere Zeit war er an dem Musikverlag und der Pianofortefabrik von Longman & Broderiep beteiligt; als die Geschäfte des Hauses schlecht gingen, übernahm er zum Teil selber die Leitung. Nachdem dennoch der Bankrott eintrat, errichtete C. mit Collard sofort ein ähnliches Geschäft, das unter Collards Namen noch besteht. Die Verbesserungsversuche im Pianofortebau und namentlich die Zurichtung von verkäuflichen Verlagswerken aller Art nahmen C. jahrelang in Anspruch. 1802 unternahm er mit seinem Schüler Field die dritte und größte Kunstreise nach Paris, Wien, Petersburg, Berlin, Dresden, der Schweiz und Italien. Nachdem Field in Petersburg seßhaft geworden war, schlossen sich Zeuner, Ludw. Berger und Al. Klengel dem Meister an; auch Moscheles und Kalkbrenner gehören zu seinen damaligen Schülern. 1810 kehrte er nach England zurück und lebte meist auf seinem Landsitze Evesham bei London, hier starb er 10. März 1832, bis an sein Ende volle künstlerische und körperliche Frische bewahrend. C. ist als der Begründer des modernen Klavierspiels anzusehen; seine Kompositionen und Lehrwerke gehören insgesamt zu den klassischen Werken der Klavierlitteratur, namentlich seine 60 Klaviersonaten und der gediegene «Gradus ad Parnassum».

Clementĭa (lat.), Gnade, Milde; Name einer allegorischen Gottheit, deren Kultus besonders in der Zeit der röm. Kaiser, welche selbst mit C. tua angeredet wurden, aufkam; sie erscheint auf Münzen als jugendliche Frau mit Diadem und Öl- oder Lorbeerkranz.

Clementīna, der 252. Planetoid.

Clementīna, Bibelausgabe, s. Clemens Ⅷ.

Clementine (spr. -mangtihn), Prinzessin von Orléans, s. Orléans (Geschlecht).

Clementīnen (Clementīnae), der Teil des Corpus juris canonici, welcher die vom Papst Clemens Ⅴ. veranstaltete Sammlung der Schlüsse des Konzils von Vienne (1311) nebst einer Anzahl seiner eigenen Dekretalen enthält. Die C. sind nach der Ordnung der offiziellen Sammlungen der frühern Päpste in fünf Bücher eingeteilt. Publiziert wurden sie im Konsistorium der Kardinäle durch Clemens Ⅴ. 1314, und auch an die franz. Universitäten versendet. Noch einmal publizierte sie 1317 Johann ⅩⅩⅡ. durch Zusendung an Universitäten, ohne indessen den Text Clemens’ Ⅴ. zu verändern. Die neueste Ausgabe besorgte Friedberg im zweiten Bande seines «Corpus juris canonici» (Lpz. 1881), s. auch Corpus Juris Canonici. – C. oder Clementinische Rekognitionen und Homilien, s. Clemens Romanus.

Clementinische Rekognitionen, s. Clemens Romanus.

Clementinischer Friede, s. Clemens Ⅸ.

Clementinisches Museum, s. Clemens ⅩⅣ.

Cleōme L., Pflanzengattung aus der Familie der Capparidaceen (s. d.). Die Arten, Halbsträucher oder einjährige Kräuter, sind in den wärmern Gegenden über die ganze Erde verbreitet, vorzugsweise in Amerika und in Arabien. Sie haben einfache oder drei- bis siebenzählige Blätter und gelbe oder purpurrote, meist in Trauben stehende Blüten. Die Frucht ist eine einfächerige Kapsel mit vielen Samen. Von einigen werden die Samen als Senf benutzt, so von C. ornithopodioides L., Kleinasien, bekannt als levantinischer Senf. Von einigen andern gilt das Kraut als Gemüse, so von C. pentaphylla L., C. dodecandra DC. und C. viscosa DC., alle in Ostindien.

Cleōnus, s. Hohlrüßler.

Clepsĭne, Rüsselegel, s. Blutegel.

Clepsy̆dra, Wasseruhr der Alten, s. Uhren.

Clerc (frz., spr. klähr; engl. Clerk; vom lat. Clericus), ursprünglich soviel wie Geistlicher. Da jedoch im Mittelalter nicht nur gelehrtes Wissen, sondern auch die Schreibkunst fast ausschließlich bei der Geistlichkeit zu finden war, erhielt das Wort allmählich die Bedeutung von Gelehrter oder Schreiber. In England wird ein Geistlicher der Landeskirche in formellen Urkunden noch immer als Clerk in holy orders bezeichnet, sonst kommt das Wort als Bezeichnung für Angestellte in allen möglichen Lebensstellungen vor. Die C. in den Ministerien haben zum Teil die Stellung eines deutschen vortragenden Rats; ein Chief Clerk bei dem Obergericht hat Befugnisse, die in Deutschland vielfach den Richtern übertragen sind; Advokatenschreiber und Handlungsgehilfen heißen ebenfalls Clerks. Auch in Frankreich war im Mittelalter C. gleichbedeutend mit Gelehrter. Später bediente man sich des Wortes C. vorzugsweise zur Bezeichnung teils subalterner Geistlichen, teils solcher Laien, welche sich dem Berufe eines Avoué, Huissier oder Notars widmeten. Nach der franz. Gesetzgebung muß jeder, der die genannten Funktionen bekleiden will, vorher eine mehrjährige Lehrzeit, die Cléricature heißt, zu seiner praktischen Ausbildung bestehen. So müssen Kandidaten für ein Notariat 6 Jahre, zukünftige Avoués (s. Rechtsanwalt), nach zurückgelegtem Studium auf einer Rechtsschule, 5 Jahre lang als C. bei einem Notar oder Avoué gearbeitet haben. Auch in Belgien, und Holland ist das Wort C. für gewisse Beamte in Gebrauch.

Clerck bei zoolog. Namen bezeichnet Karl Clerck (schwed. Entomolog, geb. 1710, gest. 1765), einen Schüler Linnés; er veröffentlichte «Aranei Suedici» (Stockh. 1757) und «Icones insectorum rariorum» (ebd. 1759).

Clerfayt (Clairfayt, spr. klärrfeh), François Sébast. Charles Jos. de Croix, Graf von, österr. Feldmarschall, geb. 14. Okt. 1733 im Schlosse Bruille im Hennegau, trat 1753 in österr. Dienst und zeichnete sich im Siebenjährigen Kriege so aus, daß er als einer der ersten den 1757 gestifteten Maria-Theresia-Orden erhielt und beim Abschluß des Friedens bereits Oberst war. Bei dem Aufstande in den Niederlanden 1787 verwarf er alle Anerbieten, wodurch man ihn als Niederländer und Wallonen zum Abfall von Joseph Ⅱ. zu verleiten suchte. Als Feldmarschalllieutenant focht er ausgezeichnet 1788 und 1789 gegen die Türken. Er kommandierte im Banat ein selbständiges Armeekorps und schlug die Türken bei Mehadia, befehligte 1791 in der Walachei und siegte bei Calafatu. Im franz. Revolutionskriege befehligte er 1792 das zur Armee des Herzogs von Braunschweig gestoßene österr. Hilfskorps, mit dem er 15. Sept. die Franzosen bei Croix-aux-Bois schlug. Nach dem Rückzuge des Herzogs aus der Champagne zog er sich nach Belgien zurück, wo er nach der Niederlage des Herzogs von Sachsen-Teschen bei Jemappes sich mit

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