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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Coleoni; Coleophora; Coleoptera; Coleorrhiza; Coler; Coleraine; Coleridge

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Coleoni - Coleridge.

Leuckart 1848 aufgestellt und waren bis dahin in dem Cuvierschen Typus der Radiaten (s. d.) enthalten gewesen. Doch umfaßten sie damals noch nicht die Schwämme, welche neuerdings dazu gerechnet werden. Gegenwärtig zerfallen sie in die Poriferen oder Schwämme (s. d.) und in die Korallpolypen (s. d.), Hydromedusen (s. d.) und Ktenophoren (s. d.) oder Rippenquallen. Die drei letztgenannten werden auch wohl, da sie unter sich vieles gemeinsam haben, als C. im engern Sinn oder als Knidarier (Nesseltiere) bezeichnet, weil bei ihnen sich in der Haut die sogen. Nesselorgane entwickeln. Dieses sind Kapseln mit einem spiralförmig aufgerollten Faden im Innern; bei leisester Berührung bersten sie und entleeren sowohl den Faden als auch die ihn umgebende, wahrscheinlich giftige Flüssigkeit. Kleinere Tiere werden mit diesen zwar mikroskopisch kleinen, aber meist äußerst zahlreichen Wurfgeschossen geradezu getötet, größere gelähmt; auch der Mensch kann schwere Krankheiten von der Berührung einer großen Scheibenqualle davontragen. Solche Nesselorgane fehlen den Schwämmen gänzlich. Gemeinsam haben die Knidarier im Gegensatz zu den Schwämmen ferner den Mangel der Hautporen und das Vorhandensein von Muskeln und Nerven samt Sinnesorganen. - Die Fortpflanzung geschieht bei allen C. meist ungeschlechtlich durch Knospung und Teilung und führt zur Bildung der oft sehr umfangreichen Tierstöcke. Stets tritt aber auch die geschlechtliche Fortpflanzung hinzu. Selten entstehen beiderlei Zeugungsstoffe (Eier und Samenfäden) in dem Körper desselben Individuums; auch treffen sie meist erst außerhalb ihres Entstehungsortes zusammen, teils in der Magenhöhle, teils außerhalb der Tiere. Aus dem Ei schlüpft meist eine flimmernde Larve, aus welcher durch mehr oder minder komplizierte Metamorphose ein den Eltern ähnliches geschlechtliches Geschöpf hervorgeht. Die Larven vermehren sich oft durch Sprossung und Knospung und erzeugen so eine Generation von Individuen, welche unter mannigfacher Umgestaltung entweder selbst zur Form der Geschlechtstiere zurückkehrt, oder ihrerseits erst auf ungeschlechtlichem Weg die Brut der Geschlechtstiere erzeugt (Generationswechsel, s. d.). Die C. sind bis auf vereinzelte Gattungen Meeresbewohner. Über ihre paläontologische Verbreitung s. die vier oben genannten Gruppen. Vgl. Leuckart, Über Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse wirbelloser Tiere (Leipz. 1848).

Coleoni, Kondottiere, s. Colleoni.

Coleophora, s. Motten.

Coleoptera, s. v. w. Käfer.

Coleorrhiza, s. Wurzelscheide.

Coler (gewöhnlich Colerus), Johann, landwirtschaftl. Schriftsteller, geboren gegen Ende des 16. Jahrh. zu Goldberg i. Schl., ward zu Rostock Magister, dann Prediger in der Mark und starb 23. Okt. 1639 in Parchim. Seine Hauptschriften sind: "Calendarium perpetuum et sex libri oeconomici" (1592, 3. Aufl. 1684) und "Oeconomia ruralis et domestica" (Wittenb. 1591-1601, 6 Tle.), beide zusammen herausgegeben als "Haushaltungsbuch" (beste Ausgaben von seinem Sohn, Frankf. 1672; zuletzt Leipz. 1711), das erste umfassende ökonomische Werk, welches in Deutschland erschienen ist. C. hat zu seiner Zeit einen außerordentlichen Einfluß geübt und drang mehr in die Massen als irgend einer der gleichzeitigen Schriftsteller.

Coleraine (spr. kolrehn), Stadt in der irischen Grafschaft Londonderry, am Bann, der einen Hafen für kleine Schiffe bildet, hat ein Schloß, Papiermühlen, Seifensiedereien, Gerbereien, Leinweberei und (1881) 5899 Einw. Zum Hafengebiet gehören (1884) 7 Seeschiffe von 798 Ton. Gehalt und 141 Fischerboote. Der direkte Verkehr mit dem Ausland ist unbedeutend.

Coleridge (spr. kohlriddsch), 1) Samuel Taylor, engl. Dichter und Schriftsteller, einer der Reformatoren der englischen Poesie, geb. 20. Okt. 1772 zu Ottery St. Mary in Devonshire, wo sein Vater Prediger war, erhielt seine Vorbildung in der Christ's-Hospitalschule zu London und studierte dann von 1791 bis 1793 zu Cambridge. Schon damals trat seine radikale Gesinnung hervor. Nach Beendigung seiner Studien ging er nach London, aber obwohl seine ersten poetischen Versuche (1794) von nicht unbedeutendem Talent zeugten, so vermochte er sich doch keine litterarische Existenz zu gründen; die Not zwang ihn, in ein Dragonerregiment einzutreten, das ihn aber bald entließ. In seinem Drama "The fall of Robespierre" (1794), in seiner Zeitung "The Watchman" (1796) und in seinen Vorlesungen zu Bristol bekundete sich seine Begeisterung für die Ideen der französischen Revolution. Da sein Streben wenig Anklang fand, verband er sich mit Rob. Southey und Rob. Lovell, um in der Neuen Welt eine kommunistische Kolonie zu gründen, die Pantisokratie ("Gleichheit aller") heißen und das geträumte Ideal verwirklichen sollte. Ihre Verheiratung mit drei schönen Schwestern (Fricker aus Bristol) verhinderte indessen die Ausführung des Plans. Nach verunglückten publizistischen Versuchen zog sich C. nach Stowey zurück, wo er mehrere seiner besten Gedichte schrieb, die seinen Ruf begründeten, und widmete sich 1798-1799, von den Brüdern Wedgewood unterstützt, in Deutschland ernsten Studien. Von seiner umfassenden Kenntnis des Deutschen gibt seine Übersetzung von Schillers "Wallenstein" (Lond. 1800) ein glänzendes Zeugnis. Nach England zurückgekehrt, lebte er bei Southey zu Keswick, trat zur konservativen Partei über und redigierte ein Regierungsorgan: "Morning Post". Im J. 1804 ging er auf kurze Zeit als Sekretär des Gouverneurs Sir Alex. Ball nach Malta und lebte nach seiner Rückkehr ohne Anstellung bei einem Freunde, dem Wundarzt Gillman, zu Highgate. Innig vertraut mit der deutschen romantischen Litteratur, ein Verehrer Goethes, Schillers und Tiecks, wandte er sich mit seinem Reformationseifer der englischen Poesie zu, die er im Verein mit seinen Freunden, den Dichtern der sogen. Lake-school, aus den Fesseln der Pedanterie und konventionellen Gefühlsform zu befreien suchte, indem er das allgemeine Interesse auf ein nationales Element hinleitete. Eine kleine königliche Pension machte seinen Lebensabend sorgenfrei. Er starb 25. Juli 1834 in Highgate. C. war ein hochbegabter und originell angelegter Dichter und Denker, den aber Armut und Abhängigkeit, Täuschungen aller Art und zuletzt eine zerstörte Gesundheit (die Folge übermäßigen Genusses von Opium) an der vollen Entfaltung seines Talents hinderten. Seine poetischen Werke, als deren Hauptmerkmal eine wunderbare Natursymbolik erscheint, bestehen aus Trauerspielen ("Remorse", 1816, und "Zapoyla", 1818), der Thomson nachgeahmten Hymne "On Chamouni", ferner aus Oden, die voll ernster und erhabener Gedanken sind, jedoch an Schwung die von Collins nicht erreichen, und aus Liebesgedichten (darunter die seelenvolle Romanze "Geneviève"), in denen er sich Wordsworths Manier anschließt. Seine Tragödien haben Stellen von hoher poetischer Schönheit, im

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