Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Collo; Collocallia; Collodium; Collon; Colloredo

215

Collo - Colloredo.

2) Daniel Georg Konrad von, Theolog von rationalistischer Richtung, Neffe des vorigen, geb. 21. Dez. 1788 zu Örlinghausen, habilitierte sich 1811 zu Marburg, wurde 1818 Professor der Theologie in Breslau, 1829 Konsistorialrat; starb 17. Febr. 1833 daselbst. Sein Hauptwerk, die "Biblische Theologie" (Leipz. 1836, 2 Bde.), ward erst nach seinem Tod von David Schulz herausgegeben.

Collo (ital.), s. Kollo.

Collocallia, Salangane.

Collodium, s. Kollodium.

Collon (Mont C., spr. mong kolóng), das Haupt einer der vier großen Gruppen der Walliser Alpen (3644 m), umlagert von verschiedenen Felshörnern und von Firnmulden, von welchen sich beträchtliche Eisströme zu Thal senken: der Glacier d'Arolla in das Val d'Arolla, d. h. das eine der beiden Quellthäler des Val d'Hérens, der Glacier d'Otemma und der Glacier de Breney in das Val de Bagnes. In einem der Ausläufer ragt der Mont Pleureur (3706 m) auf, der den bösartigen Glacier de Gétroz (s. d.) trägt. Die Gruppe des Mont C. ist eins der Lieblingsgebiete kühner Bergsteiger geworden. Am 11. Aug. 1861 erstieg der Engländer J. W. ^[richtig: F. W. für Frederick William] Jacomb den Mont Gélé (3517 m); dann folgte (1865) die Eroberung der Ruinette (3879 m) durch den Gletscherfahrer Whymper (6. Juli), des Pigne d'Arolla (3801 m) durch Moore und H. Walker (9. Juli), der Pointe de Rosa Blanche (3348 m) und des Mont Blanc de Seillon (3871 m) von Weilenmann (10. und 11. Sept.), 1866 diejenige des Montfort (3330 m), des Mont Pleureur und der Serpentine (3691 m) durch E. Hoffmann (11., 13. und 16. Juli), 31. Juli 1867 die Ersteigung des Mont C. selbst (durch den Engländer C. J. Foster).

Colloredo, weitverzweigtes österreich. Adelsgeschlecht, leitet seinen Ursprung von einem alemannischen, nach Friaul eingewanderten Adelsgeschlecht ab, dessen Burg C. bei dem Ort Mels (Melzo, Melso) stand und im Jahr 1302 von den Brüdern Ottobon und Wilhelm von Mels erbaut wurde. Als Ahnherren dieser Mels, die sich seit dem 14. Jahrh. von C. schrieben, und der mit ihnen urverwandten Herren von Wallsee gelten die schwäbischen Edelleute Liebhart und Heinrich, welche zur Zeit Konrads II. in Friaul eingewandert sein sollen. Liebhart wurde der Stammvater der Mels-C., Heinrich, wieder heimgezogen, der der Wallseer. Wilhelms von Mels drei Söhne begründeten ebenso viele Zweige des Hauses: Asquinus die Asquinische Linie, die 1588 zur erbländischen, 1591 als C.-Wallsee zur reichsfreiherrlichen, 1624 zur reichsgräflichen Würde erhoben wurde, aber 1693 erlosch; Bernhard die Bernhardinische Linie, welche wieder in den Mantuaner Ast (der 1624 die Reichsgrafenwürde erhielt und sich abermals in den eigentlichen Mantuaner und den böhmischen Zweig spaltete) und den Venezianer Ast zu. Moschelet zerfiel; Weickardt die jüngere fürstliche Linie. Einer von dessen Nachkommen, Ferdinand, geb. 1635, gest. 1689, gründete durch seine beiden Söhne Hieronymus und Rudolf zwei Linien, die fürstliche oder die Linie Wallsee und die Rudolfinische. Durch des erstern Sohn Rudolf Joseph wurde die Linie 1763 in den Reichsfürsten- und 1764 in den erbländischen (böhmischen) Fürstenstand erhoben, wozu noch 1765 das ungarische Indigenat trat, und nahm den Namen Wallsee an, während Fürst Franz Gundaccarsich mit Maria Isabella, Gräfin von Mansfeld, vermählte, 1789 deren Titel und Wappen den seinen hinzusetzte und sich nun Fürst von C.-Mansfeld nannte. Nur das jeweilige Haupt der Familie führt den Titel Fürst. Die jüngere Rudolfinische Linie nannte sich nach dem 1701 erworbenen Marquisat Santa Sofia, zu welchem später durch Heirat noch das Marquisat Recanati (Provinz Macerata) kam, Marchesen von C.-Santa Sofia und Recanati. Bemerkenswerte Mitglieder des Geschlechts sind:

1) Hieronymus, aus der Asquinischen Linie, geb. 1582, k. k. Kämmerer, befehligte in der Schlacht bei Lützen 1632 ein Regiment, wurde als Generalfeldwachtmeister 13. Mai 1634 bei Liegnitz von Arnim geschlagen, was ihm durch kriegsgerichtlichen Spruch eine lange Haft in Ödenburg zuzog. Später begleitete er Gallas auf seinem Zug nach Burgund, wurde aber 17. März 1636 bei Raon geschlagen und gefangen. Er starb 1638 als k. k. Feldmarschallleutnant an einer Wunde, die er bei dem Entsatz von St.-Omer erhalten.

2) Rudolf, geb. 2. Nov. 1585 zu Prag, Bruder des vorigen, zeichnete sich im Dreißigjährigen Krieg, besonders bei Mantua und Lützen, rühmlich aus und zog mit Gallas nach Lothringen und Burgund. Ferdinand III. ernannte ihn zum k. k. Geheimrat und Feldmarschall, 1637 zum Großprior des Malteserordens zu Strakonitz, 1647 zum Botschafter des Ordens am kaiserlichen Hof und zum kommandierenden General in Böhmen. Durch seine kühne Verteidigung der Alt- und Neustadt Prag machte C. den Überfall der Schweden 26. Juli 1648 wirkungslos. Er starb als Feldmarschall und Gouverneur von Prag 24. Febr. 1657.

3) Joseph Maria, Graf von C.-Mels und Wallsee (Sohn des ersten Fürsten von C., Rudolf Joseph, geb. 1706, gest. 1788, Reichsvizekanzler), geb. 11. Sept. 1735 zu Regensburg, zeichnete sich im Siebenjährigen Krieg mehrfach, namentlich bei Prag und bei Görlitz, aus und geriet in Breslau für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft. 1763 zum Generalmajor ernannt, stieg er schnell zum Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrat, begleitete 1777 Kaiser Joseph II. nach Frankreich und erhielt sodann die Generaldirektion der Artillerie. Wegen seiner Verdienste um die Waffe ernannte ihn Joseph II. zum Feldzeugmeister. Im Türkenkrieg wohnte er dem Angriff auf das feste Schabacz bei und leitete im nächsten Feldzug den Sturm auf Belgrad mit. Als Feldmarschall kommandierte er sodann bis zu den Friedensverhandlungen des Reichenbacher Kongresses die Beobachtungsarmee an der preußischen Grenze. Nach dem Krieg erhielt C. mit dem Titel Staats- und Konferenzminister die Führung der Geschäfte des Hofkriegsrats. Während der Jahre 1813 und 1814 noch thätig, starb er 26. Nov. 1818.

4) Hieronymus, zweiter Graf von C.-Mansfeld, geb. 30. März 1775 zu Wetzlar (Sohn des Reichsvizekanzlers Fürsten Franz de Paula Gundaccar I., geb. 1731, gest. 1807, der 1767-70 als Botschafter in Spanien, 1788-1806 als Reichsvizekanzler diente), trat 1792 als Leutnant in die österreichische Armee, wohnte dem Zug des Generals Clerfait in die Champagne bei, machte als Kapitänleutnant die Feldzüge von 1793 und 1794 in Flandern mit und ward 1794 Kapitän. 1796 machte er unter Wurmser den italienischen Feldzug mit, focht als Oberst bei Hohenlinden, zeichnete sich als Generalmajor unter dem Erzherzog Karl mit seiner Brigade bei Caldiero aus und wohnte auch dem Feldzug von 1809 in Italien bei, sowie er sich später als Feldmarschallleutnant bei Raab hervorthat und den Rückzug nach Komorn deckte.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]