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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cölln; Collo; Collocalia; Collodīn; Collodium; Collodĭum cantharidātum; Collodĭum elastĭcum; Collomĭa; Collon; Colloquĭum; Collorēdo

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Cölln (Daniel Georg Konrad von) – Colloredo

mannschaft Dresden, rechts der Elbe, gegenüber der Stadt Meißen, hat (1890) 5925 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Winterhafen; bedeutende Fabrikation von Öfen, Chamottewaren und Porzellan (4 Fabriken), Blechemballagen (2), Chemikalien (2), Fahrrädern (2), Zündern und Zucker, ferner Dampfziegeleien, Weinbau und Handel.

Cölln, Daniel Georg Konrad von, prot. Theolog, Neffe des folgenden, geb. 21. Dez. 1788 zu Örlinghausen (Lippe-Detmold), studierte seit 1807 zu Marburg, Tübingen und Göttingen, habilitierte sich 1811 in der philos. Fakultät zu Marburg, ward dort 1816 außerord. Professor der Theologie, 1818 ord. Professor in Breslau, wo er 17. Febr. 1833 starb. Vom rationalistischen Standpunkte aus beleuchtete C. die krankhaften religiösen Gefühlsrichtungen in den «Histor. Beiträgen zur Erläuterung und Berichtigung der Begriffe Pietismus, Mysticismus und Fanatismus» (Halberst. 1830); gegen jede Beschränkung der Lehrfreiheit erklärte er sich mit David Schulz in der Schrift «Über theol. Lehrfreiheit auf den evang. Universitäten und deren Beschränkung durch symbolische Bücher» (Bresl. 1830). C.s Hauptwerk ist die von David Schulz herausgegebene «Biblische Theologie» (2 Bde., Lpz. 1836).

Cölln, Georg Friedr. Wilibald Ferd. von, polit. Schriftsteller, geb. 1766 zu Örlinghausen (Lippe-Detmold), trat in den preuß. Staatsdienst, kam wegen seiner freimütigen Kritik der Staatsverwaltung 1808 in Haft, entzog sich aber dem gegen ihn angestrengten Prozeß durch die Flucht nach Österreich. 1811 wurde die Untersuchung niedergeschlagen und C. wieder angestellt. Er starb 31. Mai 1820 zu Berlin. Er schrieb u. a.: «Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am preuß. Hofe» (3 Bde., Amsterd. und Köln 1807‒9), eine Schrift, die die Tradition über die Zeit Friedrich Wilhelms Ⅱ. geschaffen hat, «Neue Feuerbrände» (6 Bde., Lpz. 1807‒8), «Wien und Berlin in Parallele» (5 Bde., ebd. 1808), «Fackeln», später «Neue Fackeln», ein Journal (Quedlinb. 1812‒15), «Die neue Staatsweisheit oder Auszug aus Adam Smiths Untersuchungen über die Natur und die Ursachen des Nationalreichtums» (Berl. 1812; 2. Aufl. 1816), «Freimütige Blätter für Deutsche» (ebd. 1815‒20), «Histor. Archiv der preuß. Provinzialverfassungen» (7 Hefte, ebd. 1819‒20).

Collo (ital., Mehrzahl Colli), das Stück, wird auch im Deutschen vielfach für ein Frachtstück Ware, z. B. einen Sack, Ballen, eine Kiste u. s. w. angewendet; daher auch der Ausdruck Collo- oder Collitara, wenn die Tara (s. d.) nicht genau ermittelt, sondern nach einem gebräuchlichen Satze für das Stück, z. B. 1 kg pro Sack, berechnet wird.

Collocalia, s. Salangane.

Collodīn, Volkmanns C. oder Nitroxylin, ein Sprengstoff, der im wesentlichen dem Schultzeschen Pulver (s. d.) gleicht, nur ist das Pulver durch Kollodiumzusatz wasserbeständig gemacht.

Collodium, s. Kollodium.

Collodĭum cantharidātum, Collodium vesīcans, blasenziehendes oder Spanischfliegen-Kollodium, eine grüne, dicke Flüssigkeit, wird nach dem Deutschen Arzneibuch erhalten, indem man 1 Teil grobgepulverte span. Fliegen mit hinreichend Äther erschöpft, den Auszug bis zur Sirupsdicke eindampft und mit so viel Kollodium vermischt, daß das Gesamtgewicht 1 Teil beträgt. Es wird vielfach wie das Spanischfliegenpflaster als blasenziehendes Mittel benutzt; vor diesem hat es den Vorzug, daß es auf jeder Körperstelle angewendet und von unruhigen Kranken, z. B. Kindern nicht verschoben werden kann.

Collodĭum elastĭcum, Collodium flexĭle, Englisches Kollodium, ist nach dem Deutschen Arzneibuch eine Mischung aus 1 Teil Ricinusöl, 5 Teilen Terpentin und 94 Teilen Kollodium. Es dient zum Verschließen kleiner Wunden, zum Bedecken von Hautschrunden, Geschwüren, Frostbeulen, leichten Brandwunden u. s. w.

Collomĭa Nutt., Pflanzengattung aus der Familie der Polemoniaceen (s. d.). Man kennt von derselben 11 in Nordamerika und den Anden von Chile vorkommende Arten. Von diesen werden C. coccinea Lehm. und C. grandiflora Dougl., zwei einjährige Arten aus Kalifornien von 20‒30 cm Höhe mit roten Blüten, als Zierpflanzen gezogen und im April an ihrem Bestimmungsort ins freie Land gesät.

Collon, Mont- (spr. mong kollóng), auch Colon, Bergstock der Arollagruppe in den Penninischen Alpen, erhebt sich im Westen des Matterhorns südlich vom Arollathal im schweiz. Kanton Wallis mit drei Gipfeln. Zwischen dem Arolla-, dem Vuibez- und dem Collongletscher steigt der wilde, massive Granitklotz des großen C. zu 3644 m auf; südlich von demselben erhebt sich der Evêque (Bischof) mit zwei 3738 und 3672 m hohen Spitzen. Westlich vom Collongletscher ragt die schroffe Felspyramide des kleinen C. 3545 m auf. Südöstlich vom Evêque liegt das vergletscherte Joch des Col de C. 3130 m, über welches ein nicht selten begangener Paß von Arolla nach Val Pelline führt. Die übrigen Pässe der Gruppe, Col de l’Evêque 3393 m, Col de la Reuse d’Arolla 3242 m, Col de Chermontane 3084 m, sind rauhe Gletscherpfade. Die erste Besteigung des großen C. führte 1867 der Engländer Foster, die des Evêque in demselben Jahre die schweiz. Bergsteiger Baltzer und Schröder aus.

Colloquĭum (lat.) oder Kolloquium, Gespräch, Unterredung. Vorzugsweise nannte man früher in den Schulen die lat. Redeübungen Colloquia, faßte auch dergleichen für die Schüler ab (berühmt sind Erasmus’ «Colloquia»). Zur Zeit der Kirchenreformation nannte man zuweilen Colloquia (charitativa) die Religionsgespräche der streitenden Parteien. Jetzt heißt C. gewöhnlich die gelehrte, die Stelle der Prüfung vertretende Unterredung mit den Vorgesetzten, der sich norddeutsche prot. Geistliche bei Beförderung oder bei Übertritt in eine andere Landeskirche unterziehen müssen, und die wissenschaftliche Unterredung, die ein akademischer Privatdocent vor der Habilitation zu bestehen hat.

Collorēdo, österr. Adelsgeschlecht, hat seinen Ursprung in dem alten Hause der Freiherren von Wallsee in Schwaben, seinen nächsten Ahnherrn in Wilhelm von C., der 1302 den Bau des festen Schlosses C. in Friaul begann, wonach er sich mit seinen Nachkommen benannte. Von seinen vier Söhnen starb Mathiusius bald nach dem Vater; die andern, Asquin, Bernhard und Weickardt, begründeten drei Linien:

Ⅰ. Die Asquinische Linie zerfiel im 16. Jahrh. durch die Brüder Johann (sein Ast erlosch 1694) und Friedrich in zwei Äste. Ludwig von C., ein Sohn Friedrichs, ward 19. März 1588 von Kaiser Rudolf Ⅱ. in den Reichsfreiherrenstand erhoben und erhielt 1591 die Erlaubnis, sich des Titels und Wappens der ausgestorbenen Herren von Wallsee

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]