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Compitalia – Compoundmaschine
93039 E., 157 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone Attichy (210,87 qkm, 11289 E.), C. (182,30 qkm, 22978 E.), Estrées-St. Denis (150,01 qkm, 10253 E.), Guiscard (124,71 qkm, 6425 E.), Lassigny (175,33 qkm, 8814 E.), Noyon (132,07 qkm, 13855 E.), Ressons-sur-Matz (165,88 qkm, 8760 E.), Ribécourt (133,19 qkm, 10665 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements C., 84 km nordöstlich von Paris, rechts der Oise, an den Linien Paris-Jeumont, Crépy-en-Valois-C.-Estrées-St. Denis, C.-Villers-Cotterets-La Ferté-Milon (49 km), C.-Soissons (40 km), C.-Roye (36 km) und Beauvais-Clermont C. (65 km) der Franz. Nordbahn, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, der Kommandos der 4. Infanteriedivision und 2. Kavalleriebrigade und hat (1891) 11877, als Gemeinde 14498 E., in Garnison das 54. Infanterie- und 5. Dragonerregiment, ein Kommunal-Collège, große Bibliothek; Fabrikation von Hanfleinwand, Seiler- und Strumpfwaren, Bürsten, Billards, Zucker, Fahrzeugen, Stärkemehl, Ziegeln und Drainageröhren; Handel mit Holz, Getreide und Kohlen. Merkwürdig ist das got. Stadthaus und der Jakobinerturm, der Kerker der Jungfrau von Orléans, die hier bei der Belagerung der Stadt 1430 von den Engländern gefangen genommen wurde, und deren Denkmal im Okt. 1880 enthüllt wurde. Das Schloß, unter den Merowingern gegründet, wurde unter Ludwig ⅩⅤ. und später völlig umgebaut. Napoleon Ⅰ. baute einen vom Schlosse durch den Garten führenden Weinlaubengang (1,4 km). Ludwig Philipp vergrößerte die Kapelle und baute einen Theatersaal. Napoleon Ⅲ. benutzte das Schloß als Landresidenz und veranstaltete glänzende Jagden in dem angrenzenden Walde (14509 ha). Letzterer, ehemals Cotia Sylva, im 14. Jahrh. Guisewald genannt, ist einer der größten in Frankreich. – C. (Compendium) wird schon zur Zeit des Frankenkönigs Chlodwig genannt. Hier wurden 14 Reichstage und Konzilien gehalten, das merkwürdigste 833, wo Kaiser Ludwig der Fromme auf Betrieb seines ältesten Sohnes Lothar abgesetzt wurde und öffentlich Kirchenbuße thun mußte. Napoleon Ⅰ. verwies 1808 den König Karl Ⅳ. von Spanien hierher.
Compitalĭa (lat.), ein im alten Rom alljährlich, meist im Januar begangenes Volksfest zu Ehren der Lares compitales (s. Compitum und Laren).
Compĭtum (lat.), der Ort, wo sich zwei Wege teilen. Im röm. Altertum waren die Kreuzungspunkte verschiedener Straßen immer die Plätze des lebhaftesten öffentlichen Verkehrs, an denen Versammlungen und Versteigerungen abgehalten wurden. Am C. wurden die Lares compitales (oder viales) verehrt, unter deren Schutze die Straßen standen, wie das Haus unter dem Schutze der Lares familiares. Nach der Neuordnung des Kultus durch Augustus 7 n. Chr. wurde den üblichen zwei Lares compitales als dritter der Genius des Kaisers zugesellt und fortan die Bezeichnung Lares Augusti eingeführt. Ihrem Dienst galten kleine an dem C. aufgestellte Ädiculen und Altäre, von denen sich ein mit Larenbildern geschmückter in Pompeji nahe dem Herculaner Thor erhalten hat.
Complainte (frz., spr. kongplängt), in der ältern franz. Rechtssprache die Bezeichnung für die Besitzklage (s. d.) überhaupt, in der gegenwärtigen nur auf die Besitzklage wegen Störung angewendet. Sie erfordert auf seiten des Klägers fehlerfreien Besitz von mindestens einjähriger Dauer von der Störung zurückgerechnet und muß spätestens innerhalb Jahresfrist nach der Störung erhoben werden. ^[Spaltenwechsel]
Complaisance (frz., spr. kongpläsángß), Gefälligkeit, Artigkeit; par complaisance, aus Gefälligkeit; complaisant (spr. kongpläsáng), gefällig, dienstbeflissen.
Completorĭum (lat.), s. Hora canonica.
Complice (frz., ^[fehlt: spr.] kongplihß), Mitschuldiger.
Complutensische Bibel, s. Polyglotte.
Compluvĭum, im altröm. Haus der mittlere offene Teil im Dache des Atriums (s. d. und Impluvium).
Composé (frz., spr. kong-), zusammengesetzt, komponiert (von Musikstücken).
Composĭtae, Pflanzenfamilie, s. Kompositen.
Compositeur (frz., spr. kongpositöhr), Komponist, Tonsetzer; auch Schriftsetzer.
Compositĭo (mittellat.), im frühen Mittelalter die Buße (Wergeld), durch deren Erlegung sich der Urheber einer unerlaubten Handlung von dem Beschuldigten oder dessen Erben loskaufen konnte. Mord und Totschlag, fleischliche Verbrechen, Raub, Diebstahl, Brand, Menschenraub, Körperverletzung u. s. w. waren in den Volksrechten (s. d.) taxiert.
Composĭtum (lat.), etwas Zusammengesetztes, namentlich ein zusammengesetztes Wort.
Compostela, s. Santiago di Compostela.
Composto (ital.), soviel wie Composé.
Compote (frz.), s. Kompott.
Compounddynamomaschine (spr. -paund-; vom engl. compound, d. i. zusammengesetzt), auch kurz Compoundmaschine, Verbundmaschine, oder auch Maschine mit gemischter Wicklung, oder noch besser Doppelschlußmaschine, wie sie neuerdings, in schärfer ausgesprochenem Gegensatze zu den beiden andern Hauptarten, der sog. Hauptschluß- und der Nebenschlußmaschine, genannt wird, eine Dynamomaschine (s. d.) mit zwei übereinander liegenden Wicklungen der Magnetschenkel, von denen die eine, aus dickem Draht bestehende, vom Nutz- oder Hauptstrom durchflossen wird oder, wie man sich ausdrückt, im Hauptschlusse liegt, während die andere, aus vielen Windungen dünnen Drathes ^[richtig: Drahtes] bestehend, in einem besonders abgezweigten Stromkreise, dem sog. Nebenschlusse, liegt. Durch passende Wahl der Windungszahlen und der Widerstände beider Wicklungen läßt es sich erreichen, daß bei gleichbleibender Umdrehungszahl entweder die Spannung an den Polklemmen, oder aber die Stromstärke konstant erhalten bleibt, was mit Haupt- oder Nebenschlußwicklung allein nicht möglich ist.
Compoundlokomobile (spr. -paund-), Lokomobile, deren Dampfmaschine als Compoundmaschine (s. d.) ausgeführt ist.
Compoundlokomotive (spr. -paund-), s. Lokomotive.
Compoundmaschine (spr. -paund-; s. auch Compounddynamomaschine), eine zunächst zweicylinderige Dampfmaschine, bei welcher der im kleinern Cylinder (Hochdruckcylinder) teilweise expandierte Dampf auf dem Wege zum großen (Niederdruckcylinder) ein Zwischenreservoir, Receiver genannt (Receiver-Compoundmaschine), passiert und die beiden Kolben nacheinander in den toten Punkt treten, die dazugehörigen Kurbeln also um einen gewissen Winkel, gewöhnlich 90°, versetzt sind. Das Princip der C. ist auch auf Maschinen mit drei Cylindern ausgedehnt worden (Dreifach-Expansionsmaschinen). Es tritt zu den obengenannten beiden Cylindern ein dritter hinzu. Der Dampf aus dem zweiten
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]