Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

606

Crotonöl – Crowe (Catharine)

Crotonöl (Oleum Crotonis), durch Auspressen und Ausziehen (mittels Petroläthers oder Schwefelkohlenstoffs) der Samen von Croton tiglium L. (s. Croton) gewonnenes Öl, das über Madras oder Bombay in den Handel kommt. Es ist dickflüssig, honiggelb oder gelbbraun, hat einen widrigen, beim Erwärmen mehr hervortretenden Geruch und brennendscharfen Geschmack, rötet Lackmus und ist das drastischste Purgiermittel, welches man kennt. Das C. besteht hauptsächlich aus Stearin-, Palmitin-, Laurin- und Ölsäure und deren Glyceriden neben geringen Mengen verschiedener flüchtiger Säuren (Essig-, Butter-, Baldriansäure) und der ihm eigentümlichen scharfen Crotonölsäure, welche frei und in Form ihres Glycerids (Crotonöl) darin vorkommt. Schon wenige Tropfen C., innerlich genommen, verursachen das heftigste Purgieren unter Kolikschmerzen und zugleich Entzündung der Magen- und Darmschleimhaut; größere Gaben können den Tod herbeiführen. Das C. muß daher mit der größten Vorsicht angewendet werden; der Arzt greift gewöhnlich nur in verzweifelten Fällen, z. B. bei Starrkrampf und andern Gehirnleiden, wo es sich um Erzielung einer schnellen und starken Ableitung handelt, bei Koterbrechen, Bleivergiftung u. s. w. zu diesem Mittel. Äußerlich eingerieben, ruft das C. Entzündung, Blasen und Pusteln auf der Haut hervor. Man wendet es deshalb bei Hüftgelenkleiden, heftigem Zahnschmerz und Gesichtsreißen, rheumatischen Lähmungen, entzündlichen Kehlkopfaffektionen als wirksames Ableitungsmittel an.

Crotonōsäure, s. Crotonöl.

Croton-River (spr. kroht’n riww’r), Fluß im nordamerik. Staate Neuyork, mündet etwa 40 km oberhalb Neuyork in den Hudson und liefert vermittelst der 1842 vollendeten, mit einem Kostenaufwand von 12½ Mill. Doll. hergestellten Croton-Wasserleitung täglich bis 270 Mill. l Wasser für die Stadt Neuyork. Die Leitung ist 65 km lang, zum größten Teil ausgemauert und überschreitet auf einer 445 m langen Brücke (High-Bridge) den Harlemfluß.

Crotonsamen, s. Croton.

Crotonsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C₄H₆O₂ oder CH₃·CH:CH·COOH, die durch Oxydation von Crotonaldehyd (s. d.) gebildet wird und nach einer großen Zahl von synthetischen Methoden, am besten durch Erhitzen von Paraldehyd mit Malonsäure und Essigsäureanhydrid, dargestellt werden kann. Die C. gehört wegen der sog. doppelten Bindung zweier Kohlenstoffatome ihrer Kohlenstofskette zu den ungesättigten Säuren und ist, wie alle diese Säuren, in zwei räumlich isomeren Modifikationen bekannt. Die gewöhnliche C. ist fest, schmilzt bei 72° und siedet bei 182°; die Isocrotonsäure ist flüssig und siedet bei 172°. Beide Säuren sind in Wasser löslich.

Crotophăgae, Vogelgattung, s. Madenfresser.

Crotoy, Le (spr. -tŏá), Stadt im Kanton Rue, Arrondissement Abbeville des franz. Depart. Somme, 8 km südlich von Rue, am nördl. Ufer des Somme-Ästuars und an der Lokalbahnlinie Noyelles-Le C. (10 km; Anschluß an die Franz. Nordbahn), gegenüber von St. Valery, hat (1891) 1530, als Gemeinde 2041 E., Post, Telegraph, einen Fischerhafen, Schiffbau, Austernparks und besuchte Seebäder.

Crotta, altkelt. Saiteninstrument, s. Barden.

Crottendorf, Dorf in der Amtshauptmannschaft Annaberg der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, 5 km südlich von Schlettau, in 626 m Höhe, an der Nebenlinie Schlettau-Ober-C. (6,5 km) der Sächs. Staatsbahnen, ist stadtähnlich gebaut und hat (1890) 4366 evang. E., Post, Telegraph und eine Klöppel- und Nähschule sowie Fabrikation von Metallwaren, Fensterbeschlägen, Papier, Cement und Gorl, 2 Kalkwerke und mehrere Ziegeleien.

Crotus Rubiānus, eigentlich Johs. Jäger, Humanist, geb. um 1480 in Dornheim bei Arnstadt, studierte in Erfurt, wo er mit Luther und Hutten, später mit Mutian eng befreundet war, wurde 1510 Vorstand der Klosterschule in Fulda und lebte 1517‒20 in Italien. Nach der Rückkehr Rektor der Universität Erfurt, begrüßte er Luther, für den er sofort Partei nahm, feierlich auf dessen Reise nach Worms. Aber Erfahrungen, die er als geistlicher Rat Albrechts von Brandenburg in Königsberg (1524‒30) machte, führten ihn zur alten Kirche zurück, so wenig er ihre Schäden verkannte. Von den Lutheranern heftig angefeindet, lebte er dann als Kanonikus in Halle und starb nach 1539. C., unter den Humanisten als geistvoller Gesellschafter ausgezeichnet, war der Hauptverfasser der «Epistolae obscurorum virorum» (s. d.). – Vgl. Kampschulte, De J. Croto Rubiano (Bonn 1862); Einert in der «Zeitschrift des Vereins für thüring. Geschichte» (Bd. 12).

Croup (engl.), s. Krupp.

Croupade (frz.), s. Kruppade.

Croupier (frz., spr. krupĭeh), Gehilfe des Bankhalters beim Hazardspiel, welcher die von den Pointeurs verlorenen Gelder einzieht.

Crow (spr. kroh), Krähenindianer oder Absaroka (Apsarukä), ein zur Dakota- oder Sioux-Familie gehörender Indianerstamm, seit Anfang dieses Jahrhunderts in den Prairien südlich des Yellowstone-River bis gegen das Felsengebirge streifend. Die C. zerfallen in drei Stämme: die Kitatsa an den Ufern des Yellowstone; die Ahwahaway oder «Schwarzschuhe» (Black shoes) zwischen den auch zur Dakota-Familie gehörenden Mandan und Minetari; die Allakaweah oder «Dickbäuche» (Paunch Indias) am Snake-River. 1883 zählten sie 4000 Köpfe. Sie besitzen eine große Menge von Pferden (12000). Sie haben in letzter Zeit ihr weites Land, welches ungemein anbaufähig ist, zu beackern und sich seßhaft zu machen begonnen. Über ihre Sprache handeln einige Notizen in des Prinzen Maximilian zu Wied «Reise durch Nordamerika» (2 Bde., Koblenz 1838‒41). (S. Sioux.)

Crowe (spr. kroh), Catharine, geborene Stevens, engl. Schriftstellerin und Spiritistin, geb. um 1800 in Borough-Green in Kent, heiratete 1822 den Oberst C. und starb 1876. Sie begann ihre litterar. Laufbahn 1838 mit der klassicistischen Tragödie «Aristodemus», wandte sich dann dem Roman zu und errang ihre ersten Erfolge mit «Manorial rights» (1840) und «Adventures of Susan Hopley» (3 Bde., 1841; auch dramatisiert), neben «Lilly Dawson» (1847) ihre beste Erzählung. 1845 übersetzte sie Just. Kerners «Seherin von Prevorst» («The seeress of Prevorst») und beschäftigte sich seitdem viel mit animalischem Magnetismus und Spiritismus. Aufsehen erregte 1848 «The nightside of nature, or ghosts and ghostseers» (2. Aufl., 2 Bde., 1852; deutsch von Kolb, 2 Bde., Stuttg. 1849), worauf «Light and darkness, or the mysteries of life» (3 Bde., 1850; 2. Aufl. 1856), «Ghosts and family legends» (1859! und «Spiritualism, and the age we live in» (1859) folgten, ferner die Romane «Pipie’s warning» (1848), «The adventures of a beauty» (3 Bde., 1852), «The ad- ^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]