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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dachwurzel; Dachziegel; Dacien; Dacier

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Dachwurzel - Dacier.

Windverband durch ein in die Nähe der Dachoberfläche gelegtes System von gekreuzten eisernen Diagonalen bewirkt. Die eisernen Kuppeln erhalten radiale Sparren und eine genügende Zahl eiserner Ringe, während zur Aussteifung der Kuppel in die von beiden gebildeten Felder gekreuzte Zugstangen eingeschaltet werden. Die Aussteifung der eisernen Tonnen- und Kuppeldachstühle unterscheidet sich also dadurch, daß bei erstern in den vertikalen Binderebenen, bei letztern in der Dachfläche selbst bewirkt wird. Eiserne Dächer werden nicht nur wegen der durch sie hölzernen Dächern gegenüber verminderten Feuersgefahr und größern Dauerhaftigkeit, sondern auch wegen der Möglichkeit, größere Räume ohne Zwischenstützen zu überspannen, mit Vorteil mehr und mehr angewandt. Über geschlossenen Räumen, welche feuergefährliche Gegenstände bergen sollen, worin sich nach etwa ausgebrochenen Bränden eine Hitze von über 500° entwickeln kann, bei welcher das Eisen zu erweichen und biegsam zu werden beginnt, sind eiserne Dächer als nicht mehr feuersicher anzusehen und deshalb auszuschließen oder nur mit Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, welche das Eisen ihrer Teile vor Erweichung schützen.

III. Dachstühle aus Holz und Eisen schließen sich meist den unter II aufgeführten Formen der schmiedeeisernen Dächer an, wobei die gedrückten Teile aus Holz, die gezogenen Teile aus Eisen hergestellt und beide mittels besonderer gußeiserner Schuhe und Bolzen verbunden werden. Gewöhnlich sind es nur die Sparren oder auch die auf den Sparren liegenden Pfetten, welche man der leichtern Befestigung der Dachdeckung wegen aus Holz herstellt.

IV. Dachstühle aus Gußeisen erhalten gußeiserne Sparren, welche aus mehr oder minder langen, mittels Flantschen und Bolzen untereinander verschraubten Stücken zusammengesetzt waren (Dianabad in Wien, Kornhalle in Paris), sind aber durch die schmiedeeisernen Dachkonstruktionen verdrängt.

V. Gemischt-eiserne Dachstühle. Bei diesen Dachstühlen, welche übrigens denen der schmiedeeisernen Dächer ganz ähnlich sind, werden meist nur mehr oder minder kurze Streben, z. B. die Normalstreben des französischen Dachstuhls, aus Gußeisen hergestellt, welche man mit gabel- oder zapfenförmigen Enden versieht und durch Schraubenbolzen mit den übrigen schmiedeeisernen Teilen verbindet. Näheres hierüber s. in den Werken über Baukonstruktionslehre von Breymann und von Wanderley.

^[Abb.: Fig. 31. Sichelförmiger Tonnendachstuhl.]

^[Abb.: Fig. 32. Scharnier-Tonnendachstuhl.]

^[Abb.: Fig. 31 und 32. Eiserne Dachstühle mit gekrümmten Sparren.]

Dachwurzel, s. Sempervivum.

Dachziegel, s. Mauersteine.

Dacien (Dacia), bei den Römern Name des zwischen Theiß, Pruth, Karpathen und Donau gelegenen fruchtbaren, an Getreide, Holz und Metallen reichen Landes. Die Bewohner desselben, thrakischer Abstammung, die Agathyrsen des Herodot, von den Griechen Geten, von den Römern meist Daker oder Dacier genannt, waren ihrer kriegerischen Gesinnung halber gefährliche Nachbarn Roms. König Boerebistes erweiterte das dacische Reich zwischen 60 und 50 v. Chr. bis zum Borysthenes im O. und bis in die Norischen Alpen im W. Die Dacier fielen mehrmals in Mösien ein und mußten von Augustus und den folgenden Kaisern wiederholt zurückgetrieben werden. Domitian erkaufte nach mehrjährigen Kämpfen in schmählicher Weise den Frieden von dem König Decebalus. Erst Trajan tilgte durch die Dacischen Kriege diese Schmach des römischen Namens. 101 n. Chr. brach er gegen Decebalus auf; derselbe, in drei Schlachten besiegt, mußte 103 Unterwerfung geloben. Der Bruch dieser Zusage führte schon 104 den Kaiser über die neuerbaute steinerne Brücke (Pons Trajani) am Eisernen Thor nochmals nach D. Die Eroberung der Hauptstadt Sarmizegetusa (beim heutigen Varhely im nördlichen Siebenbürgen) entschied die Unterjochung des Landes und seine Verwandlung in eine römische Provinz (107), nachdem sich Decebalus aus Verzweiflung selbst getötet hatte. Ein Teil der überwundenen Eingebornen zog ostwärts an den Borysthenes und ließ sich hier unter dem Namen Tyrageten nieder. Die Zurückgebliebenen nahmen viele Kolonisten unter sich auf und wurden sehr rasch so gründlich romanisiert, daß die Einwohner Daciens (Rumänen oder Walachen) noch heute eine romanische Sprache reden. Als 271 der Kaiser Aurelianus den Goten das Land räumte und die römischen Kolonisten nach Mösien versetzte, nannte er das Uferland rechts der Donau Dacia ripensis, um wenigstens den Namen des Verlornen zu behaupten. Die Ureinwohner behaupteten ihre Wohnsitze, wurden aber von fremden Völkern wiederholt unterjocht und teilweise (so in Siebenbürgen) verdrängt. Vgl. Neigebaur, D., aus den Überresten des klassischen Altertums (Kronstadt 1851); Rösler, Dacier und Romanen (Wien 1866); Derselbe, Romanische Studien (Leipz. 1871); J. ^[Julius] Jung, Römer und Romanen in den Donauländern (Innsbr. 1877); Derselbe, Die romanischen Landschaften des römischen Reichs (das. 1881).

Dacier (spr. daßjeh), 1) André, franz. Philolog, geb. 6. April 1651 zu Castres in Oberlanguedoc, studierte zu Saumur unter Tanneguy Lefèbre, ging 1672 nach Paris, trat hier 1685 zum Katholizismus über, wurde 1695 Mitglied der Akademie der Inschriften und der französischen Akademie, die ihn 1713 auch zu ihrem ständigen Sekretär erwählte, 1708 Bibliothekar des Königs im Louvre und starb 18. Sept. 1722. Er hinterließ eine Ausgabe des Festus und Verrius Flaccus (Par. 1681, Amsterd. 1699) "in usum Delphini" (s. Dauphin) sowie mittelmäßige Übersetzungen des Horaz (Par. 1681-89, 10 Bde.), der "Poetik" des Aristoteles (1697), mehrerer Dialoge des Platon (1699, 2 Bde.), des Epiktet (1715), der "Lebensbeschreibungen" des Plutarch (1721, 8 Bde.) u. a.

2) Anne, die gelehrte Tochter des gelehrten Tanneguy Lefèbre und Gattin des vorigen, geboren im