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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Delessit; Delestage; Deletär; Deletion; Delfino; Delfland; Delfshaven; Delft; Delfter Fayencen; Delftware; Delfzijl

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Delessit - Delfzijl.

machte sich als Vorstand der Armenhäuser von Paris, als Mitbegründer der Sparkassen in Frankreich und der "Société philanthropique" sowie durch freigebige Fürsorge für die Arbeiter und namentlich auch durch höchst liberale Unterstützung wissenschaftlicher und künstlerischer Bestrebungen sehr verdient und war Besitzer einer von seinem Vater begründeten wertvollen Gemäldesammlung (mit Raffaels Madonna: la Vierge de la Maison d'Orléans) und Kupferstichsammlung, auch einer der reichsten Naturaliensammlungen. Noch gab er heraus: "Recueil de coquilles décrites par Lamarck" (1841 ff.) und schrieb: "Des avantages de la caisse d'épargne et de prévoyance" (1835); "Les bons exemples, nouvelle morale en action" (mit Degérando, 3. Ausg. 1867); "Guide du bonheur" (1839, 4. Aufl. 1855) u. a. - Sein ältester Bruder, François Marie, geb. 1780, war Chef eines Bankhauses, einer der Regenten der Bank von Frankreich sowie Mitglied des Instituts und starb 1867. Der zweite Bruder, Gabriel, geb. 17. März 1786 zu Paris, war Fabrikant in Passy unter dem Kaiserreich, Brigadegeneral der Pariser Nationalgarde nach der Julirevolution und vom 6. Sept. 1836 bis 24. Febr. 1848 Polizeipräfekt zu Paris; starb 29. Jan. 1858 daselbst. Dessen Sohn Alexandre Henri Edouard, geb. 15. Dez. 1828, begleitete Saulcy auf seiner Reise nach Palästina (1850) und berichtete darüber in "Voyage aux villes maudites" (1853, 4. Ausg. 1855). Er war Mitbegründer des "Athénaeum français" und hat sich auch sonst als Belletrist bekannt gemacht.

Delessit, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Chloritgruppe), findet sich mikrokristallinisch in schuppigen und kurzfaserigen Individuen, welche in den Melaphyren teils vollständige konzentrisch-schalige Mandeln, teils nur die Krusten von andern Mandeln und Geoden bilden. D. ist oliven- bis schwärzlichgrün, Härte 2-2,5, spez. Gew. 2,89. Er besteht aus einem wasserhaltigen Doppelsilikat von Magnesia, Eisenoxydul, Thonerde und Eisenoxyd.

Delestage (franz., spr. -stahsch), das Ausladen des Ballastes aus einem Schiff; auch das Überbordwerfen desselben (auf hoher See).

Deletär (deletērisch, lat.), schädlich, von zerstörender Wirksamkeit, tödlich.

Deletion (lat.), Vertilgung, Vernichtung.

Delfino, Stadt, s. Delphinion.

Delfland, Landstrich von 300 qkm in der niederländ. Provinz Südholland, zwischen Rhynland, Schieland, der Maas und dem Meer, zerfällt in Westambachten und Ostambachten; der ungemein fruchtbare Boden wird zum Bau von Gemüsen, Obst und Trauben, besonders aber Flachs und Hanf benutzt.

Delfshaven, Städtchen in der niederländ. Provinz Südholland, in der Nähe von Rotterdam, hat eine große Menge Geneverfabriken, zwei Fabriken für Dampfmaschinen, einigen Handel und Schiffahrt und (1883) 12,705 Einw. Früher war die Stadt der Hafen von Delft; der Admiral Piet Hein, der in D. geboren wurde, hat hier (seit 1870) ein Standbild.

Delft, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, Arrondissement Haag, südöstlich vom Haag, an der Eisenbahn Rotterdam-Amsterdam, ist von vielen Kanälen durchschnitten und durch einen derselben mit Haag verbunden, ziemlich regelmäßig und freundlich gebaut, aber wenig belebt. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: der Prinzenhof, worin 10. Juli 1584 Wilhelm I. von Oranien durch Balthasar Gerardsz erschossen wurde (jetzt Kaserne); das große, 1618 erbaute Rathaus mit wertvollen Gemälden; das Zeughaus (für die im Haag gegossenen Geschütze); die gotische Alte Kirche (an Stelle eines ältern Baues im 15. Jahrh. errichtet) mit etwas geneigtem Turm und den Denkmälern der Admirale Tromp und Piet Hein, des Eroberers der spanischen Silberflotte 1628, und des Naturforschers Leeuwenhoek; die Neue Kirche (1412-76 erbaut) mit einem berühmten Glockenspiel, einem 95 m hohen Turm und der Gruft des Hauses Oranien-Nassau sowie dem Grabmal des in D. gebornen Hugo Grotius und dem prachtvollen Marmormausoleum des Prinzen Wilhelm (von H. de Keyzer und Quellinus 1621). Die Zahl der Einwohner betrug 1. Jan. 1885: 27,241, wovon fast ein Drittel Katholiken sind. Im 17. und 18. Jahrh. hatte die Stadt berühmte Fabriken für Fayence und Steingut, deren Erzeugnisse (s. Delfter Fayencen) weit und breit bekannt waren; gegenwärtig ist nur noch eine dieser Fabriken im Betrieb. Außerdem befinden sich hier Fabriken für Decken, Tapeten, Gewehre, Seife, Öl, Glas, Essig, Bier, Leder, Genever und mathematische Instrumente. Der Handel ist nicht unbedeutend. An wissenschaftlichen Anstalten hat D. eine polytechnische Schule (1882 mit 335 Studierenden), eine Schule zur Heranbildung indischer Beamten, ein Gymnasium und eine höhere Bürgerschule, eine Artillerie- sowie eine Bauschule mit Modellkammer (ehemals in der Reichswerfte zu Amsterdam). Auch besitzt D. eine große Irrenanstalt. Die freundliche Umgebung enthält viele Windmühlen und hübsche Gartenhäuser. D. wurde im 11. Jahrh. (1071) von dem lothringischen Herzog Gottfried dem Buckligen erbaut, später wiederholt von großen Feuersbrünsten heimgesucht, namentlich 1654 (wo ein Pulverturm mit 75,000 kg Pulver in die Luft flog und unter den Trümmern der Stadt 1200 Menschen begrub). Zur Zeit der Batavischen Republik war D. die Hauptstadt eines Departements gleichen Namens.

Delfter Fayencen, stark glasiertes, weißes Gebrauchsgeschirr, welches seit dem Ende des 16. Jahrh. bis zum Ende des 18. Jahrh. in Delft angefertigt wurde. Seine charakteristische Eigentümlichkeit ist die blaue Bemalung, welche sich an japanische und chinesische Vorbilder anschließt. In der Mitte des 17. Jahrh. erreichte die Fabrikation ihre Blütezeit. A. de Keyzer ahmte das chinesische blaue Porzellan nach. Dann kamen auch bunte Farben neben der blauen auf. Man fertigte nicht nur Gegenstände für den Gebrauch (eiförmige Krüge, Schüsseln, Körbe, Schalen, Blumenvasen, Tulpenständer, Spucknäpfe), sondern auch Menschen- und Tierfiguren, Geigen und ähnliche Spielereien. Durch den massenhaften Export der D. F. verbreitete sich ihre Dekoration auch anderswo, besonders in England und Deutschland. S. Tafel "Keramik", Fig. 10. Vgl. Havard, Histoire de la faience de Delft (Par. 1878).

Delftware, mit Fayenceblau (s. Indigo) gefärbtes oder bedrucktes Baumwollgewebe.

Delfzijl (spr. -seil), Hafenstadt in der niederländ. Provinz Groningen, Arrondissement Appingedam, an der Mündung der Fivel in den Dollart und an der Eisenbahn Groningen-D., hat als Gemeinde (1883) 5997 Einw. D. hat viele Öl- und Sägemühlen, Kalkbrennereien, Ziegeleien, einen guten Hafen, Fischerei und Schiffahrt (1884 liefen 462 Schiffe von 202,059 cbm Gehalt ein). Hier beginnen der neue Schiffahrtskanal und der sogen. Lange Kanal, der aus dem Dollart, zunächst in die kanalisierte Fivel oder das Damster Diep (s. d.), nach Groningen und von da über Leeuwarden und Franeker nach Har-^[folgende Seite]